Tropische Böden sind insgesamt sehr unterschiedlich: Die Palette reicht hier von fruchtbaren Vulkanböden bis hin zu reinem, sehr humusarmem Quarzsand. Tropischer Regenwald kommt allerdings nur auf einem Teil dieser Bodentypen vor, auf den anderen Böden finden sich tropische Savannen und andere Vegetationsformen. Etwa die Hälfte des gesamten Regenwaldbestandes stockt auf rötlichen, so genannten Latosolen oder Roterdeböden. Diese bilden sich unter tropischen Klimabedingungen aus den Silicatgesteinen, die in den tro-pischen Regenwaldgebieten vorherrschen. Hohe Temperaturen und große Nieder-schlagsmengen, wie sie in den feuchten Tropen beständig herrschen, führen zu einer starken Bodenverwitterung. Laufend werden Mineralstoffe aus den oberen Erdschichten ausgelaugt (d. h. im Regen-wasser gelöst und ins Grundwasser ausgewaschen). Außerdem sind die tropischen Böden meist sehr alt, so dass die intensive Verwitterung bereits sehr lange anhält. Latosolen verfügen daher nur über geringe Mengen an pflanzlichen Nährstoffen. Dagegen sammeln sich im Unterboden Quarz, Aluminium und Eisen in Form von Oxiden in hohen, teilweise für die Pflanzenwurzeln sogar giftigen Konzentrationen an, da sie im Regenwasser kaum löslich sind und nicht ausgewaschen werden. Das Ökosystem Regenwald ist an diese für tropische Verhältnisse typische Bodenentwicklung jedoch sehr gut angepasst. Diese Oxide sind auch für die typische rote Färbung bestimmter Latosolen verantwortlich, die man Oxisol nennt. Andere Latosolen sind dagegen gelb gefärbt (so genannter Gelberdeboden), da in ihnen der Anteil der Aluminiumoxide im Vergleich zu den Eisenoxiden überwiegt. Nach Abholzung eines Regenwaldes und Erosion der obersten, fruchtbaren Bodenschichten kommt es zur extremen Verhärtung des nun frei anstehenden Gesteins, das man dann als Laterit bezeichnet. Aus diesem kann sich über absehbare Zeiträume kaum mehr neuer Boden entwickeln. Dies ist einer der Gründe, warum die Regenwaldabholzung so fatal ist, denn dadurch werden im Gegensatz zu einer Abholzung in gemäßigten Klimazonen nicht wieder rückführbare Zustandsveränderungen geschaffen.
Ein anderer häufig vorkommender Bodentyp ist der Podsol (Bleicherde), der in manchen Gegenden wie im Río-Negro-Becken des Amazonas vorherrscht. Er bildet sich hauptsächlich über blankem Quarzgestein, beinhaltet kaum Lehm, verfügt über einen mächtigen Bleichhorizont unter der dünnen Humusschicht und über einen Unterboden, in dem sich die ausgeschwemmten organischen Stoffe (Humusstoffe) ansammeln. Wo diese Humusstoffe in die Flüsse gelangen, entstehen die so genannten Schwarzwasserflüsse (tropische Flüsse mit klarem, schwarz gefärbtem Wasser), für die der Río Negro (\"Schwarzer Fluss\") eines der besten Beispiele darstellt. Die Schwemmböden entlang der Flüsse sind, verglichen mit den Latosolen, oft sehr nährstoffreich. Das beste Beispiel dafür ist das riesige Überschwemmungsgebiet am Flusslauf des Amazonas, das sich auf einer Länge von mehr als 3500 Kilometern von den Anden bis zum Atlantik erstreckt.
Die charakteristische Nähr-stoffknappheit der meisten tropischen Böden wurde während der evolutionären Entwicklung der Regen-wälder durch die Aus-bildung eines fast geschlossenen Nährstoffkreislaufs überwunden. Die ständig hohen (aber nicht zu hohen) Temperaturen, gepaart mit den hohen Niederschlägen, bedingen eine sehr hohe biologische Aktivität auf jeder Ebene des Lebens. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Abbau organischen \"Abfalls\" -tote Blätter, welke Blüten, abbrechende Zweige, absterbende Wurzeln usw. - stark beschleunigt abläuft, wenn man ihn mit den Verhältnissen anderer Klimazonen vergleicht. Andererseits bergen die hohen Niederschlagsmengen die Gefahr, dass die Nährstoffe, wenn sie nicht auf irgendeine Art und Weise zurückgehalten werden, relativ schnell ausgewaschen werden und damit dem Ökosystem als Ganzem verloren gehen. Andererseits können sie aus dem Boden nur bedingt den Pflanzen wieder nachgeliefert werden, da dieser, wie oben geschildert, relativ nährstoffarm ist. Das Ökosystem Regenwald hat diese an sich schwierigen Lebensbedingungen durch die Entwicklung eines speziellen Nährstoffkreislaufs überwunden und perfektioniert.
Wesentlichen Anteil daran haben eine Vielzahl von Pilzen, Kleintieren und Mikroorganismen, die den Abbau der organischen Stoffe bewerkstelligen und sie den Pflanzen wieder zur Verfügung stellen. Damit schließt sich der Nährstoffkreislauf. Wichtig für die Aufrechterhaltung des Regenwaldes sind insbesondere eine Vielzahl von Symbioseformen zwischen Pilzen und Blütenpflanzen, die man als Mykorrhiza bezeichnet und ohne die ein Regenwald vermutlich nicht existieren könnte. Diese Pilzpartner liefern den Bäumen, Orchideen und anderen Pflanzen des Regenwaldes die notwendigen Nährstoffe, um im Gegenzug von den Pflanzen Energie in Form von organischen Verbindungen aufzunehmen, so dass beide Partner davon profitieren.
Im Unterschied zu einem Wald in den gemäßigten Breiten stellt also für den Regenwald nicht der Boden den entscheidenden Nährstoffspeicher dar, sondern der Wald selbst. Wird er abgeholzt, bleibt daher auch kein fruchtbarer, humusreicher Boden übrig, der für den Anbau genutzt werden könnte, sondern der Großteil der Nährstoffe geht mit der Vegetation verloren. Nur für wenige Jahre sind die Gebiete landwirtschaftlich nutzbar, da man die Pflanzenreste verbrennt und die darin enthaltenen Nährstoffe für den Anbau verfügbar macht. Mit der Ernte der Nutzpflanzen und durch die erhebliche Auswaschung aufgrund der nun wesentlich lockereren Bodenbedeckung nimmt der Nährstoffgehalt rasch ab, und zurück bleiben unfruchtbare oder wenig fruchtbare Gebiete, auf denen sich allmählich ein erheblich artenärmerer Sekundärwald oder Grassavanne ausbreitet.
Die verschiedenen Bodentypen, die in tropischen Regionen vorkommen, führen zu einem Mosaik verschiedener, schwer unterscheidbarer Regenwaldtypen. Das Amazonasbecken ist hierfür ein gutes Beispiel. Hohe, vielfältige Regenwälder mit einer großen Biomasse gedeihen auf den Latosolen des Hochlandes. In den sandigen Gebieten, in denen Podsolböden vorherrschen, wachsen dagegen niedrigere Wälder. Die Vielfalt und Dichte der Baumarten ist dort geringer, die daher günstigeren Lichtverhältnisse ermöglichen das Wachstum einer großen Zahl von Orchideen, Bromelien und anderer Epiphyten. Auf den nährstoffreichen Schwemmböden der Überschwemmungsgebiete des Amazonas haben sich zeitweise überflutete so genannte Galeriewälder (fluss- oder gewässerbegleitende Wälder) entwickelt. Diese sehr dichten und artenreichen Regenwälder haben sich einer jährlichen drei- bis achtmonatigen Überflutung angepasst und machen sie sich sogar zunutze, etwa zur Verbreitung der Früchte.
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