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biologie artikel (Interpretation und charakterisierung)

Blutgruppen und blutübertragung



Bringt man Blut verschiedener Personen zusammen, so kann es sich entweder einfach vermischen oder es werden die Blutkörperchen zu kleinen Klumpen zusammengeballt. Als Ursache dieser Verballung (Agglutination) hat der Österreicher Landsteiner 1901 zwei verballungsfähige Stoffe A und B erkannt, die als Antigene wirken. Diese Blutgruppensubstanzen A und B sind Glykolipide und befinden sich in der Membran der Roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es gibt Menschen, deren Erythrozyten einen dieser Stoffe besitzen. Bei anderen kommen beide gemeinsam vor und bei wieder anderen fehlen beide. Die Zusammenballung selbst wird durch zwei verschiedenen Antikörper, Anti-A und Anti-B hervorgerufen; diese erkennen die Kohlenhydratketten der Glykolipide, die von der Zellmembran der Erythrozytenzellen nach außen ragen. Die Antikörper sind im Blutserum gelöst. Erythrozyten der Gruppe A werden nur von Anti-A, solche der Gruppe B nur von Anti-B verballt. Die Antikörper können daher im Serum nur dann vorhanden sein, wenn die entsprechenden Blutkörperchen fehlen, und umgekehrt. Nach der Verteilung dieser Stoffe hat man beim Menschen vier verschiedenen Blutgruppen aufgestellt. Angehörige der Blutgruppe A haben Erythrozyten mit dem Glykolipid A und im Blutserum den Antikörper Anti-B. Blutgruppe B besitzt Erythrozyten mit Glykolipid B und den Antikörpern Anti-A. Bei der Blutgruppe AB weisen die Erythrozyten beide Glykolipide, also A und B, auf; das Serum enthält keinen der Antikörper Anti-A oder Anti-B und kann deshalb auch übertragenes Blut nicht zum Verklumpen bringen. Die Erythrozyten der Blutgruppe 0 (null) haben weder Glykolipid A noch B. Das Serum dieser Blutgruppe enthält sowohl Anti-A als auch Anti-B und kann daher Blut jeder anderen Blutgruppe außer der eigenen zusammenballen.

Da Antikörper in nennenswerter Menge nur durch eine erste Immunreaktion entstehen, ist zu fragen, weshalb die Antikörper Anti-A und Anti-B auch ohne Berührung mit fremdem Blut vorhanden sind. Dies beruht darauf, daß die Antikörper auch gegen Oberflächenzuckerketten von Bakterien wirksam sind. Im ersten Lebensjahr erfolgt nach einer Infektion mit den entsprechenden Bakterien (vorwiegend solche der Darmflora) eine Bildung dieser Antikörper. Sie unterbleibt jedoch, wenn die Gegenwart der Kohlenhydratkette der Glykolipide A bzw. B in der Membran der Roten Blutzellen anzeigt, daß diese Kette als "körpereigen" anzusehen ist.

Außer den vier klassischen Blutgruppen, dem A/B/0-System, kennt man ein weiteres, für die Blutübertragung wichtiges Blutmerkmal /ein Antigen), den Rhesusfaktor. Er ist ebenfalls an die Oberfläche der Roten Blutkörperchen gebunden. Entdeckt wurde er 1940 im Blutserum von Kaninchen, das mit Blut von Rhesusaffen zur Antikörperbildung angeregt worden war. Menschen mit dem Rhesusfaktor-Antigen bezeichnet man als Rh-positiv (Rh), die übrigen als Rh-negativ (rh). Über 80% der Mitteleuropäer sind Rh-positiv. Ein Antikörper gegen das Antigen "Rhesusfaktor" bildet sich erst Monate nach einer Übertragung von Blut mit Rh-positiven Erythrozyten auf Rh-negative Menschen. Deshalb schadet einem Rh-negativen Menschen die erstmalige Übertragung von Blut mit Rh-positiven Erythrozyten nicht. Da die nach der Erstübertragung gebildeten Antikörper und Gedächtniszellen jedoch lange Zeit erhalten bleiben, können weitere Übertragungen von Blut mit Rh-positiven Erythrozyten zur Verballung und so zu schweren Schädigungen oder gar zum Tode führen. Schon im Mutterleib kann ein Kind davon betroffen sein.

Bei Rh-positiven Neugeborenen aus Beziehungen zwischen Rh-positiven Männern und Rh-negativen Frauen tritt zuweilen eine schwere Krankheit (Erythroblastose) auf. Bei der ersten Geburt können Erythrozyten des Rh-positiven Kindes in das mütterliche Blut mit Rh-negativen Erythrozyten übergehen und dort die Bildung von Antikörpern bewirken. Bei einer erneuten Schwangerschaft gelangen derartige Antikörper von der Mutter durch die Plazenta in das Blut des Kindes. Ist dieses ebenfalls Rh-positiv, so binden diese Antikörper an die Roten Blutkörperchen des Kindes und zerstören sie. Dadurch verringert sich der Sauerstofftransport und aus dem freigesetzten Hämoglobin entstehen gelb und grün gefärbte Abbaustoffe, welche die Leber schädigen und Gelbsucht hervorrufen. Weitere Rh-positive Kinder werden daher entweder tot geboren oder sind nur kurze Zeit lebensfähig. Verhindert man die Bildung von Antikörpern im Blut der Mutter, so tritt diese Auswirkung nicht ein. Man führt daher eine passive Immunisierung durch, indem man der Rh-negativen Mutter nach der Geburt des ersten Rh-positiven Kindes eine Serum mit Antikörpern gegen das Rhesusfaktor-Antigen injiziert. Diese Antikörper lagern sich an die eingedrungenen Blutzellen des Kindes an, die dann in der Mutter keine Bildung von Antikörpern mehr auslösen können. Die mit Antikörpern besetzten Blutzellen und die injizierten Antikörper werden abgebaut.

Die Blutgruppenzugehörigkeit und der Rhesusfaktor bleiben während des ganzen Lebens unverändert. Sie werden nach den Mendelschen Regeln vererbt. Blutgruppen sind bei allen menschlichen Rassen nachgewiesen worden.
Die Blutgruppenzugehörigkeit ist für die Blutübertragung von größter Bedeutung. Es wird grundsätzlich nur Blut von Angehörigen derselben Blutgruppe übertragen. Genauere Untersuchungen machen eine Aufteilung der Blutgruppe A in die Untergruppen A1 und A2, beim Rhesusfaktor in die Gruppen C, D und E notwendig. Ihre Häufigkeit in unserer Bevölkerung zeit Tabelle 186/1.
Bei den meisten Menschen werden die Blutgruppen-Substanzen auch in Sekreten ausgeschieden. Die Gerichtsmedizin kann deshalb in Blut-, Schweiß - und Speichelspuren die Blutgruppe nachweisen und dadurch bei Verbrechen Verdächtige ausschließen. Sie zieht dazu auch weitere Blutkörpercheneigenschaften heran, welche für die Blutübertragung wegen des Fehlens der Antikörper meist bedeutungslos sind. Die Blutgruppen spielen auch bei Abstammungsfragen etwa zur Klärung der Vaterschaft eines Kindes eine Rolle.
In vielen Fällen wird bei einer Blutübertragung kein Vollblut mehr verwendet. Statt dessen isoliert man aus dem Vollblut durch Zentrifugieren denjenigen Bestandteil, den der jeweilige Patient braucht und überträgt nur diesen (z.B. Rote Blutkörperchen oder Blutplättchen oder einen Gerinnungsfaktor).

 
 

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