Mit Ausnahme der Entzugstherapie bei Opioidabhängigkeit beschränkt sich die medizinische Versorgung Drogenabhängiger auf die Behandlung von Patienten mit Überdosen, akuten Reaktionen und auf die Therapie gesundheitlicher Folgen des Drogenmissbrauchs wie Unterernährung und Erkrankungen, die durch die Verwendung nichtsteriler Injektionsnadeln verursacht werden. Barbiturat- und Amphetaminabhängige müssen möglicherweise zur Entgiftung stationär behandelt werden, wie dies auch bei Alkoholikern üblich ist. Abhängige, die z. B. wegen Drogenbesitzes festgenommen wurden, können dazu verurteilt werden, sich (statt einer Haftstrafe) einer Entwöhnungstherapie für Opioidabhängige zu unterziehen. Unabhängig davon, um welches Suchtmittel es sich handelt, zielen nahezu alle Therapieprogramme auf Abstinenz ab.
Man kann zwei Arten von Behandlungsprogrammen für Opioidabhängige unterscheiden. Bei Entwöhnungsprogrammen innerhalb einer Gemeinschaft von Suchtkranken ist es erforderlich, dass der Abhängige persönliche Verantwortung für sein Problem übernimmt. Dahinter steht die Ansicht, der Abhängige sei emotional unreif und man müsse ihm die Möglichkeit geben, erwachsen zu werden.
Bei dem anderen Behandlungsmodell werden Heroinersatzstoffe verwendet. Ein solches Ersatzmittel ist Methadon, das bereits in den vierziger Jahren entwickelt wurde. Es wirkt langsamer als Heroin, macht aber ebenfalls abhängig. Dem Drogensüchtigen soll geholfen werden, sich allmählich vom Heroinmissbrauch zu lösen. Gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass er die Droge nicht mehr \"auf der Straße\" beschaffen muss. Die tägliche Dosis erhält der Süchtige beim Arzt als Saft verabreicht. Nach einer Grundsatzentscheidung des Bundessozialgerichts muss das Medikament in Deutschland auch dann von der Krankenkasse bezahlt werden, wenn Heroinabhängige nicht lebensbedrohlich erkrankt oder schwanger sind. In der Bundesrepublik wurden Anfang 1996 etwa 20 000 Abhängige mit Methadon behandelt. Ein neueres Entwöhnungsmittel ist Naltrexon. Es ist nicht suchterzeugend und wirkt, indem es die Opiatrezeptoren blockiert und somit ein \"High-Werden\" verhindert. Das Medikament kann nicht bei bestehenden Leberstörungen verordnet werden, die allerdings bei Drogenabhängigen relativ häufig sind.
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