Anfang der 80-er Jahre wurden die ersten Fälle einer neuen, tödlich verlaufenden Krankheit beschrieben, für die es zunächst keine Erklärung gab. Diese Krankheit, so fand man nach kurzer Forschungszeit heraus, bringt eine katastrophale Schwächung des körpereigenen Abwehrsystems, des Immunsystems, mit sich: der Mensch wird wehrlos gegen Krankheitserreger, Bakterien oder Viren, die ein gesunder Mensch mit gesundem Immunsystem leicht abwehren kann. Man nannte dieses Krankheitsbild: Aquired Immune Deficiency Syndrom, abgekürzt: AIDS. AIDS hat tatsächlich kein einheitliches Krankheitsbild, sondern kann durch über 20 Krankheiten, wie z.B. Grippe, Lungenentzündung, Tumore etc., tödlich wirken. Den Krankheitserreger, der Aids verursacht, fanden Mitte der 80-er Jahre der französische Immunologe (Luc Montagnier) und kurz danach auch ein amerikanischer Forscher. Es handelt sich um ein Virus, das sie HIV nannten (Humanes Immundefekt Virus).
Nach einer Infektion mit dem Virus bildet der Körper sogenannte Antikörper gegen das Virus; es gelingt ihm aber nicht, das Virus zu vernichten.
Das Virus kommt vor allem in Körperflüssigkeiten vor: im Blut, im Sperma, in der Scheidenflüssigkeit, in der Muttermilch, ja sogar im Speichel und in den Tränen virusinfizierter Menschen. Die Ansteckung erfolgt durch die Übertragung dieser Flüssigkeiten von einem zum anderen Körper. Das Virus gelangt schließlich in die Blutbahn des anderen Menschen. Dorthin kann es gelangen durch:
offene Hautverletzungen,
die Schleimhäute von Mund, Scheide, Penis oder After,
direkte Übertragung des Blutes, z.B. durch ein Spritzenbesteck bei Drogenabhängigen oder eine Transfusion mit infiziertem Blut,
Übertragung der Mutter auf das Kind während der Schwangerschaft oder unter der Geburt (überraschenderweise ist dabei die Übertragungsgefahr, wie man neuerdings weiß, "nur" etwa 15-25%), -Muttermilch beim Stillen des Säuglings.
In Urin, Kot, Speichel und Tränen befinden sich nur geringe Virusmengen. Daher kann über diese Körperflüssigkeiten, nach allem, was man weiß, keine Ansteckung erfolgen. Bei Bluttransfusionen besteht bei vorschriftsmäßiger, ärztlicher und pflegerischer Arbeitsweise nur ein äußerst niedriges Risiko, mit HIV infiziert zu werden. Dieses Risiko folgt aus der sogenannten "diagnostischen Lücke": Hat sich ein Blutspender kurze Zeit vor der Blutspende infiziert, so wird der HIV-Test, der natürlich von jedem Transfusionsblut gemacht wird, seine Neu-Infektion nicht erfassen, da der Mensch noch keine Antikörper gebildet hat.
Meistens können Menschen, die sich mit HIV infiziert haben, viele Jahre beschwerdefrei leben. Die Infektion führt nicht so schnell zur Krankheit AIDS und sie ist als Infektion nicht von außen zu erkennen. Trotzdem ist der/ die Infizierte schon nach wenigen Wochen ansteckend.
Obwohl keine Beschwerden vorhanden sind, erfolgt bald nach und nach die Schwächung des Immunsystems. AIDS ist das Krankheitsbild, welches durch die späteren Beschwerden und Organdefekte definiert ist. 50% der Infizierten erkranken innerhalb von 10 Jahren.
In Deutschland gibt es zur Zeit um 70 000 HIV- Infizierte (davon etwa 7000 in Hamburg). 90% der 70 000 Menschen sind homo- oder bisexuelle Männer. Die anderen 10% sind Drogenabhängige und Frauen. Es gibt verschiedene Gründe, dass hauptsächlich Männer infiziert werden, die mit Männern Geschlechtsverkehr haben. Da die Darmschleimhaut besonders verletzlich ist, kann beim Analverkehr leicht eine Ansteckung erfolgen. Es gibt außerdem Überlegungen, die den hohen prozentualen Anteil bei homo- und bisexuellen Männern auf einen promisken Lebensstil zurückführen. Besonders gefährdet sind Einwohner jene Länder, in denen HIV sehr verbreitet ist, zu denen die Aufklärung über die Infektionswege und -gefahren jedoch nicht vordringt, wie z.B. in Afrika, Südamerika und Südostasien. Drogenabhängige setzen sich einem hohen Infektionsrisiko aus, wenn sie ihre Spritzen austauschen.
Diagnostische Lücke: Erst 4-6 Monate nach der Infektion kann festgestellt werden, dass ein Mensch HIV- positiv ist. In dieser Zeit steigt die Viruskonzentration. Der Mensch ist nun besonders infektiös, um andere Menschen anzustecken. Darauf folgt die asymptomatische Phase, die Jahre anhalten kann. Das Immunsystem und das Virus halten eine Art labiles Gleichgewicht. Warum diese Phase bei einigen Infizierten viel länger anhält, als bei anderen, ist bisher nicht geklärt. Niemand darf einen Menschen zwingen, einen AIDS-Test zu machen. Niemand muss seinem Arbeitgeber erzählen, dass er/sie HIV-positiv ist. Ärzte dürfen sich nicht weigern, einen HIV-Positiven zu operieren. Die Kosten für einen Test, die Kosten für die medizinische Betreuung eines HIV-Infizierten und die für gewöhnlich sehr hohen Kosten bei AIDS-Erkrankungen wird von den Krankenkassen oder den Sozialämtern übernommen.
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