Das Knochengewebe ist durch Eigenschaften ausgezeichnet, die nicht nur eine hervorragende Stütz- und Tragefunktion gewährleisten, sondern es durch eine hohe Flexibilität zu einem widerstandsfähigem Material werden lassen, das in der Lage ist, hohe Verformungsenergien zu tolerieren. Die stabilen Eigenschaften der Knochen werden durch die Leichtbauweise des Knochens erreicht, wobei mit geringem Materialaufwand eine optimale Festigkeit entsteht.
Diese hohen Belastungsstabilitäten sind für den Knochen entsprechend seiner Bauweise in einer bestimmten Ausrichtung vorgesehen.
Treffen Gewalteinwirkungen aus " nicht vorgesehenen " Belastungsrichtungen auf den Knochen, so wird die Belastungstoleranz schnell überschritten.
Knochenprellung:
Bei der Prellung handelt es sich um eine Verletzung der Knochenhaut (Periost), die sich durch eine hohe Zahl an sensiblen Nerven auszeichnet. Da auch die Möglichkeit eines Bruches bestehen kann, sollte zur Abklärung eine Röntgenuntersuchung erfolgen, denn nur wenn der erste heftige Schmerz schnell nach einer Kühlung nachläßt und keine weiteren Funktionsstörungen vorliegen, handelt es sich um eine Knochenprellung.
Knochenbruch: (Fraktur)
Beim Knochenbruch wird die Elastizitätsgrenze des Knochens überschritten, und es kommt zu einer vollständigen Kontinuitätsunterbrechung. Dies führt zu erheblichen Ausfällen des Stütz- und Bewegungsapparates.
Definitionsgemäß kommt es beim Knochenbruch zu einer Deformität, der Krepitation und einer abnormen Beweglichkeit.
Häufig ist diese Verletzung mit Schmerzen, einem Bluterguß und einer entsprechenden Funktionsstörung verbunden.
Allgemein handelt es sich bei der Knochenfraktur um eine gewaltsame Trennung eines Knochens in zwei oder mehr Teile, in sogenannte Bruchteile oder Fragmente.
Der Entstehung nach werden unterschieden:
1) Traumatischer Knochenbruch, der durch Gewalteinwirkung bei Unfällen entsteht
2) Pathologischer (spontaner) Knochenbruch, entsteht plötzlich bei geringster Belastung aufgrund krankhafter Knochenveränderungen bzw. Altersabbau des Knochens
(Knochenbrüchigkeit)
3) Schleichender Knochenbruch, entsteht durch allmählichen, unbemerkten Knochenum-
und -abbau, ohne dass eine Verletzung oder Belastung unmittelbar hinzuträte
Als unvollständiger Knochenbruch gilt eine Fraktur, bei der der Zusammenhang der Fragmente noch erhalten ist.
Zum Beispiel beim Spaltbruch (Knochenfissur) und beim Knickbruch (Infraktion).
Nach der Richtung der Bruchebene werden unterschieden:
Quer-, Schräg-, Längs- und Spiral (Schrauben) Brüche.
Beim Splitterbruch sind ein oder mehrere Bruchenden in mehrere Teile aufgesplittert, wobei man bei hochgradiger Splitterung von Zertrümmerungsbruch (Knochensalat) spricht.
Wenn jedoch eine Weichteilverletzung beim Knochenbruch vorliegt, so dass die Bruchstelle offenliegt (Infektionsgefahr von außen), handelt es sich um einen offenen oder komplizierten Bruch, andernfalls um einen geschlossenen oder unkomplizierten Bruch.
Nach der Art der Gewalteinwirkung teilt man die Frakturen ein in:
1) Biegungsbruch, der durch Überschreiten der Knochenelastizität entsteht
2) Rißbruch, dieser entsteht durch einen übermäßigen plötzlichen Zug von Muskeln oder Sehnen an einem Knochenteil, der abreißt
3) Drehbruch, der durch Drehung des Knochens um seine Längsachse entsteht
4) Abscherbruch, der durch zwei einander entgegengerichtete Kräfte verursacht wird
5) Druckbruch, der durch plötzliche Druckwirkung auf einen kleinen Knochen bzw. eine kleine Knochenstelle, die zusammen bzw. eingedrückt wird, entsteht
Die Anzeichen eines Knochenbruches sind, abgesehen von den Allgemeinerscheinungen durch das Unfallgeschehen, eine abnorme Beweglichkeit der Bruchenden, die allerdings, bei Einkeilung der Fragmente, auch fehlen kann, manchmal Knochenreiben der Fragmente gegeneinander, Bluterguß, Schmerzen und Funktionsstörungen.
Das heißt das gebrochene Glied kann aktiv nicht bewegt werden, liegt in falscher Stellung und schmerzt bei passiver Bewegung.
Als Erste Hilfe dient zur Schmerzbekämpfung Kühlung, die Vermeidung von Bruchverschiebungen durch Ruhigstellung anhand eine Schiene, sowie von starken Schwellungen durch einen Druckverband.
Die ärztliche Knochenbruchbehandlung sucht zunächst durch geeignete Maßnahmen die normale Stellung der Bruchenden wiederherzustellen, die alsdann durch einen Gips- oder Schienenverband oder andere Maßnahmen fixiert wird, wobei die richtige Bruchstellung die Voraussetzung für eine gute Bruchheilung ist.
Ermüdungsbrüche: ( Streßfrakturen )
Die Ermüdungsbrüche stellen einen Sonderfall im Bereich der Schwachstellen des menschlichen Bewegungsapparates dar, da sozusagen unsystematisch und nahezu altersunabhängig beinahe sämtliche sportlich belasteten Knochenstrukturen spontan, ohne offensichtliches Trauma oder krankheitsbedingte Knochenschwächung brechen können.
Bezüglich der Entstehungsursache von Ermüdungsbrüchen werden zwei Theorien diskutiert, die wohl beide mit unterschiedlicher Bedeutung zum Tragen kommen:
1) Die Materialermüdungstheorie
Durch einen hohen muskulären Ermüdungsgrad kommt die muskuläre Führung des Bewegungsapparates zum Erliegen, und die gesamten Kräfte, zum Beispiel beim Laufen, wirken direkt auf das ungeschützte Skelettsystem. Ähnlich einem Draht, der kontinuierlich hin und her gebogen wird, bricht der Knochen.
2) Die Überlastungstheorie
Hohe muskuläre Kontraktionsspannungen lösen am Knochen Biegespannungen
(Bogenspannung) aus, die bei häufiger Wiederholung den Knochenwiderstand überschreiten und damit zum Bruch führen.
Diagnostisch gesehen unterscheidet man zwei Verlaufsformen:
- einen schleichenden Verlauf, der zunächst als Knochenhautentzündung (Periostitis)
imponiert
- einen akuten Verlauf, der ohne vorausgehendes Trauma die Zeichen einer Fraktur mit
Schwellung, Druckschmerzhaftigkeit und verminderter Belastungsfähigkeit aufweist
Eine sofort durchgeführte Röntgenuntersuchung kann die Fraktur in ca. 50% der Fälle direkt aufdecken.
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