Wind und Turbulenz sind eng miteinander verflochten. Je größer die Windgeschwindigkeit wird, je größer werden die Turbulenzen und desto mehr nähert sich die Schichtung dem Typ `neutral\', da die einzelnen Luftschichten gut durchmischt werden, d.h. bei windigem Wetter sind keine Inversionslagen zu befürchten. Der Wind ist auch ein Maß für die Turbulenz. Durch Messungen von Windrichtungsänderung (Standardabweichung von der Hauptwindrichtung) und Windgeschwindigkeitsänderung (Böhigkeit), kann der atmosphärische Zustand genauer beschrieben werden. Eine weitere Funktion des Windes stellt die Advektion dar. In Abb.10 ist die Fumigation-Situation nahe einer Küste oder eines größeren Sees bei auflandigem Wind, im Sommer dargestellt. Die Luft über dem Wasser kühlt sich ab und bildet eine stabile Schichtung, die vom Wind über das wärmere Land geschoben wird (Bodeninversion). Befindet sich nahe der Küste ein Emittent, so breiten sich die Schadstoffe entsprechend der Fanning-Situation aus. Landeinwärts wird die stabile Schichtung von unten herauf durch
Abb.10
Austauschverhalten und atmosphärische Verunreinigungen bei verschiedenen Windsystemen
(Oke, S.289)
das wärmere Festland labilisiert. Die Bodeninversion wird abgehoben. Werden nun
Schadstoffe in die Untergrenze der abgehobenen Bodeninversion geweht, so werden sie von der erhöhten Turbulenz der bodennahen Schicht erfaßt und bis zum Erdboden verwirbelt. Die Inversion bildet sich landeinwärts zurück, bis sie sich schließlich aufgelöst hat. Die Schadstoffe können sich dann gut verdünnen und nehmen in ihrer Konzentration rasch ab.
Ähnlich wie bei der Fumigation-Situation in Küstennähe, verhält es sich über einer nächtlichen Stadt. In der Umgebung der Stadt bildet sich nachts eine Bodeninversion aus. Wird diese mit dem Wind in Richtung Stadt verfrachtet, so erwärmen sich auch hier die untersten Bodenschichten und haben den selben Effekt wie bereits in Abb.10 beschrieben.
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