Die 50er Jahre: Der Anfang
Die internationale Staatengemeinschaft ist seit den 50er Jahren bemüht, Atomwaffenversuche abzuschaffen. Mitte der 50er Jahre führte der radioaktive Fallout von Atombomben, die in der Atmosphäre gezündet worden waren, dazu, dass man sich in vielen Ländern Sorgen um die gesundheitlichen Folgen der Atomtests machte.
Ein erster Vorschlag über das Atomtestverbot wurde 1954 von Indien unterbreitet. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen und andere internationale Foren wie die Abrüstungskonferenz in Genf arbeiten seither an der Verwirklichung eines allgemeinen Teststoppabkommens.
Atommoratorium
Von den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion und Großbritannien wurde am 31. Oktober 1958 in Genf eine Atomteststopp - Konferenz eröffnet. Die USA und die UdSSR einigten sich außerdem auf eine vorübergehende Einstellung ihrer Atomtests ("Moratorium").
Bis zum Ende der Konferenz hatten sich die beteiligten Staaten fast auf ein Verbot aller Tests in der Atmosphäre, unter Wasser, im All und unter der Erde ab einer bestimmten Sprengkraft geeinigt und befürworteten für Atomexplosionen unterhalb dieses Grenzwertes ein Moratorium.
Bei einem am 16. Mai 1960 beginnenden Gipfeltreffen in Paris sollten die noch nicht geklärten Probleme gelöst werden.
Am 2. Mai schossen jedoch sowjetische Einheiten ein U-2-Spionageflugzeug der USA über Rußland ab.
Daraufhin wurden die Verhandlungen ausgesetzt und das Gipfeltreffen abgesagt.
Im Laufe des Jahres 1961 beendeten sowohl die Vereinigten Staaten als auch die Sowjetunion ihr Moratorium und begannen erneut mit Atomwaffenversuchen.
Dadurch wurde wieder das öffentliche und politische Interesse an einem Teststoppabkommen geweckt. Zur Wiederaufnahme der Verhandlungen richtete man 1961 eine spezielle Arbeitsgruppe für Teststoppabkommen ein.
1963 - Teilteststoppabkommen
Der nächste Versuch zu einer Beschränkung von Atomwaffentests führte am 25. Juli 1963 zwischen den USA und der UdSSR zu einem Abkommen über ein teilweises Testverbot, das alle Atomwaffenversuche in der Atmosphäre, unter Wasser und im All ausschloß. Der Vertrag trat am 10. Oktober 1963 in Kraft und brachte für die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion und für Großbritannien das Ende aller Tests in der Atmosphäre. Frankreich und China, die den Vertrag nicht mit unterschrieben hatten, setzten ihre Versuchsprogramme in der Atmosphäre fort.
Inzwischen sind rund 120 Staaten dem Abkommen beigetreten.
Dieses zumindest teilweise Testverbot weckt Hoffnung auf ein zukünftiges allgemeines Teststoppabkommen: In dem Vertrag erklären die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion und Großbritannien, sie seien "bemüht, für immer die Einstellung aller Testexplosionen von Atomwaffen zu erreichen", und seien "entschlossen, die Verhandlungen zu diesem Zweck fortzuführen".
Phase der Entspannung
Erst als es ein Jahrzehnt später zwischen den USA und der UdSSR zu einer Phase der Entspannung kam, wurden weitere Fortschritte erzielt.
Bei einer Konferenz im Mai 1974 besprachen Vertreter der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion über eine Beschränkung der atomarer Tests.
Am 3. Juli unterschrieben die beiden Länder ein Abkommen, das unterirdische Atomwaffenversuche mit einer Sprengkraft von über 150 Kilotonnen TNT am 31. März 1976 verbot.
Es folgte ein Vertrag am 28. Mai 1976 zwischen den USA und der UdSSR über Atomexplosionen zu friedlichen Zwecken.
Beide Abkommen traten am 11. Dezember 1990 in Kraft.
Als eine seiner ersten Abrüstungsinitiativen nach Übernahme der Regierungsgewalt im Jahre 1985 verkündete Michail Gorbatschow, die Sowjetunion werde am 6. August (Hiroshima-Tag) alle Atomwaffentests einstellen, und er lud die anderen Atommächte dazu ein, diesem Moratorium beizutreten.
Es reagierte aber keine der anderen Atommächte auf Gorbatschows Appell, und nach einem 19- monatigen Moratorium nahm die Sowjetunion ihre Atomwaffenversuche im Februar 1987 wieder auf.
Zwischen 1985 und 1990 wuchs innerhalb der Vereinigten Staaten der Druck zur Einberufung einer Anschlußkonferenz, auf der das bestehende Teilteststoppabkommen zu einem allgemeinen Teststoppvertrag erweitert werden sollte.
Bei der Konferenz wurden keine Übereinstimmung darüber erzielt, das Teilteststoppabkommen zu einem allgemeinen Teststoppvertrag zu erweitern, und es gab auch keinen klaren politischen Rückhalt für den Vorschlag, daran auf der Abrüstungskonferenz in Genf weiter zuarbeiten.
1991 - neue Hoffnung
Ende September 1991 kündigte US- Präsident Bush eine ganze Reihe einseitiger Atomwaffenkontroll - und Abrüstungsinitiativen an.
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion Gorbatschow zog am 5. Oktober nach und verkündete darüber hinaus ein einjähriges Moratorium für Atomwaffentests. Dem Moratorium stimmte am 26. Oktober 1991 auch die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich und setzten Tests ebenfalls aus.
Die Arbeit für das Abkommen über ein Atomtestverbot lief Anfang 1994 an.
Enttäuschte Hoffnungen
Es gelang im Laufe des Jahres jedoch nicht, sich über den Umfang des geplanten Abkommens zu einigen.
Frankreich und Großbritannien wollten "Sicherheitstests" auch weiterhin durchführen, China mochte sich "friedliche Atomexplosionen" nicht nehmen lasse, Rußland plädierte dafür, Laboratorien als Testorte vom Verbot auszunehmen, und die Vereinigten Staaten, Rußland Großbritannien und Frankreich bestanden gemeinsam auf einem Grenzwert, unter dem sie nach wie vor kleinere Atomexplosionen durchführen wollten.
Die Arbeit am Vertragstext wurde 1995 fortgesetzt, aber die Verhandlungen kamen erst voran, nachdem sich eine Konferenz mit den Erweiterungen des Vertrags über die Nichtweiterverbreitung nuklearer Waffen ("Atomwaffensperrvertrag") befaßte, China seine Atomwaffenversuche wiederaufgenommen und Frankreich die Wiederaufnahme von Tests angekündigt hatte.
Im August 1995 verpflichteten sich Frankreich, die Vereinigten Staaten und Großbritannien auf eine allgemeine Teststoppvereinbarung durch die alle Arten von atomaren Versuchsexplosionen, unabhängig von ihrem Zweck und der Größe ihrer Sprengkraft verboten sein sollten.
1996 - letzte Hoffnung
Im Sitzungsjahr 1996 endete der erste Teil der Verhandlungen der Genfer Abrüstungskonferenz am 29. März. Der zweite Teil begann am 13. Mai und dauerte bis zum 28. Juni.
Der Zeitpunkt für die Errichtung eines Testverbots ist gekommen.
Ein Abkommen über ein allgemeines Atomtestverbot wird als entscheidender erster Schritt auf dem Weg zur atomaren Abrüstung benötigt.
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