Auch die Existenz nichtthermischer Effekte im Hochfrequenzbereich ist heute wissenschaftlich anerkannt. Die Art und Weise, wie diese konkret den Organismus stören, ist jedoch noch nicht bekannt. (Katalyse 1994, S. 89)
Folgende biologische Auswirkungen konnten gefunden werden:
- Dreifach erhöhtes Krebsrisiko für Menschen, die teilweise HF-Strahlungen ausge-
setzt sind (siebenfaches bei Dauerbelastung)
- Abnormale Tag-Nacht-Rhythmen der Reifungsprozesse von Knochenmarkszellen (wich-
tig für Immunsystem)
- Veränderte Lympho- und Granulozytenanzahlen in Verbindung mit Fenstereffekten
(Zellexperimente ab 1 mW/cm²)
- Verändertes Antikörper-Level und veränderte Makrophagenaktivität (Tierversuche
zwischen 1 und 5 mW/cm²)
- Körperliche Befindlichkeitsstörungen (Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Ermüdung, Augen-
reizung)
- Senkung des arteriellen Blutdrucks bei Dauerbelastung durch Mikrowellen niedriger
Intensität
- Änderung der Zellteilungsrate (Hefekulturexperimente, stark frequenzabhängig)
(Katalyse 1994, S. 92-95)
Folgende Erklärungsmodelle für diese Auswirkungen stehen zur Diskussion:
- Kalziumverlust:
Das menschliche Gehirn ist extrem empfindlich und benötigt zum störungsfreien Betrieb
ein sehr konstantes Milieu der extrazellulären Flüssigkeiten. Schwankungen von Hormo-
nen, Aminosäuren oder Kalziumionen, die im Blut des restlichen Körpers ganz natürlich
auftreten (z.B. durch Nahrungsaufnahme) werden durch die sog. Blut-Hirn-Schranke daran gehindert, sich auf die intrazerebrale Flüssigkeit (Liquor) auszubreiten. Die Diffusion der Stoffe kann verhindert werden, da die Hirnkapillaren von sog. Epithelzellen umschlossen sind.
Eine reversible Änderung der Blut-Hirn-Schranke bezüglich der Durchlässigkeit von Kalziumionen konnte bei einer Bestrahlung mit niederfrequenten modulierten Mikrowellen geringer Intensität festgestellt werden.
Obwohl die entsprechenden Versuche nur schwer durchführbar sind, gelten sie trotzdem als mögliche Erklärung für Auswirkungen von nichtthermischen Effekten. (Leitgeb 1990, S.170)
- Chemische Reaktionen:
In der Nähe von Resonanzfrequenzen könnte eine starke, kollektive Anregung von Membranbereichen verschiedener Zellen und nahen Enzymen stattfinden, welche diese gemeinsam schwingen läßt. Enzyme könnten als Folge von der Membran angezogen werden und dort eine Reaktion auslösen. In diesem Erklärungsmodell ermöglichen die Mikrowellen lediglich die Annäherung des Enzyms an die Membran, die restliche notwendige Energie könnte z.B. von Stoffwechselvorgängen stammen. Dies wäre eindeutig ein nichtthermischer Effekt, da er nicht durch Temperaturerhöhungen, sondern durch die Verbindung zweier reaktionsfähiger Komponenten zustandekäme. Bis jetzt konnte diese Hypothese jedoch noch nicht nachgewiesen werden. (Leitgeb 1991, S. 171/172)
- "Beeinflussung der "gating"-Moleküle, welche die Öffnungs- bzw. Verschlußzeiten
der Ionenkanäle in Membranen steuern" (Katalyse 1994, S. 95).
- Störung von festgebundenen Wassermolekülen in den globulären oder membran-
assoziierten Proteinen (=> veränderung physiologischer Prozesse) (Katalyse 1994, S. 95)
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