1. - Jugend (1791 ? ca. 1812) · 1791 geboren in Newington (heute zu London) am 22. September · Er war Sohn eines Hufschmiedes, der eine Farmerstochter geheiratet hatte und mit ihr nach London zog · kam aus einfachen, gutbürgerlichen Verhältnissen · Er besuchte eine Volksschule, lernte lesen, schreiben, rechnen, aber keinem Lehrer fiel eine besondere Begabung bei ihm auf · 1804 geht ohne abgeschlossene Grundschulausbildung zu einem Buchbinder und Buchhändler in die Lehre, dort las er wissenschaftliche Bücher und experimentierte mit Elektrizität · Zunächst trug er nur Zeitungen aus, später erlernte er das Buchbinderhandwerk · Faraday erlernte sein Handwerk gut und hat später auch seine eigenen Bücher selbst gebunden · Sein besonderes Vergnügen war es, nach der Arbeitszeit in den Büchern, die er gebunden hatte, zu lesen · Er hatte einen verständnisvollen Lehrmeister, der Freude an seinem Interesse hatte, und ihm ausdrücklich erlaubte, die gebundenen Bücher zu lesen · Als er die Encyclopedia Britannica zu binden hatte, fand er darin den Artikel über die Elektrizität, den er gründlich durcharbeitete · Sein älterer Bruder schenkte ihm das Eintrittsgeld für öffentliche populäre Vorträge, die in London von Wissenschaftlern regelmäßig gehalten wurden · Faraday schrieb die Vorträge mit, arbeitete sie aus und baute auch Versuche nach · Er konnte 1812 an einer Vorlesungsreihe des Chemikers Sir Humphry Davy teilnehmen, die ihn sehr beschäftigt hatte und die er gründlich ausarbeitete 2. - Seine Karriere (ab ca. 1812) · Als seine Lehrzeit beim Buchbinder zu Ende ging, schickte er diese Ausarbeitung mit einer Bitte um eine Anstellung als Gehilfe an Davy · Dieser erkannte Faradays Begabung und als bei ihm eine Stelle frei wurde, stellte er ihn als Assistenten der Royal Institution ein · 1813 wird im Februar an der Royal Institution in London Laborgehilfe von Davy · Dem Autodidakten Faraday erfüllte sich nach dem Besuch der Abendvorlesungen von Sir Humphry Davy in der Royal Institution der Wunsch als Wissenschaftler zu arbeiten · kümmert sich um die Vorträge von Gastdozenten · bereitet Demonstrationsversuche vor · reist mit ihm zwischen 1813 und 1815 durch Europa · Auf seiner Europareise lernte Faraday nicht nur Land und Leute kennen, sondern v.
a. auch bedeutende Wissenschaftler · Da er ein guter Redner war, beteiligte er sich auch an den in London üblichen Freitagabend-Vorträgen · In den Weihnachtstagen hielt er Seminare für Jugendliche ab · Bekannt geworden bis heute ist das Seminar: Naturgeschichte einer Kerze · 1821 wird zum Oberinspektor der Royal Institution befördert · 1824 wird Mitglied der Royal Society · 1825 führte als Direktor des Laboratoriums der Royal Institution (bis 1858) die beliebten Freitagabendvorlesungen ein · 1827 wird Professor für Chemie an der Royal Institution (bis 1861) · schreibt ?Chemical Manipulation? · 1833 folgt Davy als Professor für Chemie nach · 1835 verlagert seine Forschungen in den Bereich der Elektrolyse · 1835 erhielt er eine Pension von 300 Pfund Sterling p.a. auf Lebenszeit · 1839 legt von 1839 bis 1844 eine fünfjährige Pause ein · 1852 veröffentlicht bis 1852 29 Bände des ?Experimental Researches in Electricity? · 1858 nimmt Abschied von der Royal Institution · 1859 schreibt ?Experimental Researches in Chemistry and Physics? · Er erhielt viele wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter die Royal und Rumford Medaillen der Royal Society · Ihm wurde auch die Präsidentschaft der Royal Society angeboten, dies lehnte er jedoch ab · Seinem Freund Tyndall gegenüber erklärte er seine Ablehnung damit: ?Ich muss einfach Michael Faraday bleiben? 3. - Seine Erfindungen/Entdeckungen · 1816 publiziert seine erste wissenschaftliche Arbeit über die chemische Analyse eines Ätzkalks · 1820 entdeckt mehrere Chlorkohlenwasserstoffe (CKWs) · führt Experimente über die Diffusion von Gasen durch · zwischen 1820 und 1823 verflüssigt er mehrere Gase (u.a.
Chlor, Cyan, Kohlendioxid und Ammoniak) · zwischen 1820 und 1822 beschäftigt er sich mit der Herstellung rostfreier Stahlsorten · 1821 stellt fest, dass ein Blitzableiter unter elektrischem Strom ein Magnetfeld aufbaut · erste Konstruktion eines Elektromotors am 4. September 1821 · 1822 Tagebucheintrag: Convert magnetism into electricity? · stellt Chlor in flüssiger Form her · stellt Hexachlorethan her · entdeckt bei der Analyse/Destillation von fetten Ölen das Benzol und das Butylen · zwischen 1825 und 1829 beschäftigt er sich mit der Herstellung von Gläsern mit bestimmten optischen Eigenschaften · 1831 ihm gelingt der Nachweis der elektromagnetischen Induktion und die Konstruktion des ersten Dynamos · macht als Oberinspektor der Royal Institution auf dem Gebiet der Elektrizität ab etwa 1831 seine wichtigsten physikalischen Entdeckungen (u.a. Faraday-Gesetze, Faraday-Käfig, -Becher, -Effekt) · demonstriert die Induktion eines elektrischen Stromes durch einen anderen · beschäftigt sich mit dem Phänomen der Elektrolyse · entdeckt am 29. August 1831 mit einer einem heutigen Transformator ähnlichen Versuchsanordnung den Effekt der elektromagnetischen Induktion · 1833 stellt das erste und zweite Grundgesetz der Elektrolyse auf · 1834 entdeckt den Diamagnetismus · prägt u.a.
die Begriffe Anode, Kathode, Ion · formuliert zwei Gesetze über die chemischen Wirkungen des Stromes · 1836 entdeckt die Wirkung des Faraday-Käfigs · findet die jedem Isolator eigene Dielektrizitätskonstante · 1845 entdeckt den Diamagnetismus bei Antimon und Wismut · entdeckt den Magnetismus · entdeckt den Faraday-Effekt · entdeckt (und baut) den Faraday-Käfig · 1849 versucht, Gravitation in andere Kräfte umzuwandeln (ohne Erfolg) · 1862 untersucht die Beeinflussung der Spektrallinien durch das magnetische Feld (ohne Erfolg) · Mit einem beweglichen stromdurchflossenen Leiter, der sich um einen festen Magneten dreht und umgekehrt, schuf Faraday die konstruktiven Grundlagen für alle heutigen Elektromotoren · Mit dem Begriff des elektrischen Feldes gab er der Physik eine neue Denkmöglichkeit (Nahwirkungstheorie) · Faraday entdeckte auch das Prinzip, dass dielektrische Stoffe hohe spezifische Widerstände aufweisen · Zur Messung der Elektrizitätsmenge erfand Faraday das Voltameter · Durch seine Experimente hat er bedeutsame Beziehungen zwischen den elektrischen und magnetischen Erscheinungen praktisch erkannt und formuliert · Wird als Begründer der modernen physikalischen Auffassungen bezeichnet · Faradays Forschungsergebnisse sind unumstritten, sie fanden und finden stets höchste Anerkennung und praktische Anwendung · Er hat den Begriff des elektrischen und magnetischen Feldes als Modellvorstellung in die Wissenschaft eingeführt und durch Kraftlinien veranschaulicht · Nach ihm ist die Einheit der elektrischen Kapazität eines Kondensators benannt 4. - Allgemeine Bemerkungen zu M. Faraday · Minimale Schulbildung; bildete sich autodidaktisch in Physik und Chemie weiter · Jene Forschungen, mit denen Faraday zum bekanntesten experimentellen Forscher seiner Tage wurde, lagen auf dem Gebiet der Elektrizität und des Magnetismus · Gilt als der hervorragende Experimentator seiner Zeit · Besaß keinerlei mathematische Kenntnisse · Faraday selbst war ein Vertreter der Äthertheorie (betrachtet den Raum als mit feinstem Stoff erfüllt) und verstand seine Kraftlinien, entgegen allen anders klingenden Behauptungen, stets als Hilfsvorstellung · war Ehrenmitglied von insgesamt 92 wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien · 1867 gestorben in Hampton Court (heute zu London) am 25. August
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