Natürlich sind ökonomische Analysen über einen
Zeitraum von hundert oder mehr Jahren mit großen
Unwägbarkeiten verbunden. Dennoch läßt sich zeigen,
daß die Kosten des fossilfreien
Energieszenarios niedriger, eventuell gleich hoch
sind wie die Ausgaben für eine Fortsetzung der
gegenwärtigen, weltweiten Energiepolitik. Die
Verbraucher bezahlen möglicherweise mehr für eine
Energieeinheit, benötigen aber weniger Energie für
die gleiche Beleuchtung, Heizkraft und Mobilität.
Das FFES ist bei der Einführung neuer Technologien
in den nächsten zwanzig oder dreißig Jahren
zurückhaltend, um den finanziellen Rahmen in
Grenzen zu halten. Es berücksichtigt nur
Technologien, die wirtschaftlich gewinnbringend
oder zumindest nicht mit erheblichen Mehrkosten
verbunden sind. Der Schwerpunkt liegt auf
erprobten, marktnahen Technologien. Windenergie
beispielsweise ist heute in günstigen
geographischen Lagen bereits wirtschaftlich, die
Nutzung von Sonnenenergie hingegen rentiert sich
nach diesem Modell erst zwischen den Jahren 2010
bis 2015. Das Boston Centre des Stockholm
Environment Institute bewertete über 100 Studien
über die potentielle Senkung des Energiebedarfs und
der Kohlendioxidemissionen. Dazu gehörten die
amerikanischen Studien \"America\'s Energy Choices\"
und \"Energy, Efficiency, Developing Nations and
Eastern Europe\" sowie die europäische Studie
\"Energy and Climate Change\". \"America\'s Energy
Choices\" zeigt, daß die CO2 Emissionen bis 2030 um
70 Prozent herabgesetzt und dadurch 2,3 Milliarden
Dollar eingespart werden können. \"Energy
Efficiency, Developing Nations and Eastern Europe\",
eine amerikanische Studie, kommt zu dem Schluß, daß
eine effiziente Energienutzung bis zum Jahr 2025
den kumulativen Kapitalbedarf in Osteuropa und im
Süden von 4.657 Milliarden auf 2.320 Milliarden
Dollar weltweit und von 7.785 Milliarden auf 4.111
Milliarden Dollar vermindern würde. \"Energy and
Climate Change\" befaßt sich mit den fünf größten
westeuropäischen Ländern und projektiert für das
Jahr 2020 CO2-Reduktionen bis zu 58 Prozent. Daraus
ergeben sich für den Verbraucher Einsparungen
zwischen zwei und 27 Prozent gegenüber heute.
Greenpeace-Berater Paul Waide gab die Daten in ein
makroökonomisches Modell ein, das Brennstoffpreise,
Einkommen und den damit verbundenen Energiebedarf
errechnet. Das Modell sieht vor, daß alle Mittel
aus staatlich finanzierten Forschungs- und
Entwicklungsprojekten für Atomenergie und fossile
Brennstoffe abgezogen und auf erneuerbare Energien
und Effizienztechnologien verlagert werden. Weiter
werden strenge Vorgaben für eine CO2-Reduktion,
Standards für Energieeffizienz und eine
Kohlenstoffsteuer
vorgeschlagen, die innerhalb von 65 Jahren von
17,20 auf 150 Dollar pro Tonne ansteigt. Eine
Besteuerung der Atomenergie ist nicht mehr nötig,
da diese ab 2010 ausläuft. Die gesamten
Energiekosten sind im FFES niedriger als in
herkömmlichen Energieszenarien. Außerdem fallen im
FFES die hohen Kosten der durch fossile Brennstoffe
verursachten Umweltschäden weg. Damit werden
umfangreiche Mittel für Investitionen in
Effizienztechnologien frei. Der Einsatz
regenerativer Energien und die Erhöhung der
Energieeffizienz ist nicht mit Mehrkosten
verbunden, wie die Studien zeigen.
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