Im Jahre 1966 brachte die Firma Hell in Kiel die erste elektronisch gesteuerte Gravirmaschine für den Illustrationstiefdruck auf den Markt, wobei ein Diamantenstichel verschieden große Pyramiden in verschieden große Tiefen graviert. Die Gravuridee und -technik brachten im Vergleich zu den bisherigen Formherstellungsmöglichkeiten Klarheit und Einfachheit des Fertigungsablaufes bei der Herstellung von Tiefdruckformen. Die gesamte Tiefdruckbranche erhoffte sich von diesem Verfahren die Ablösung der bisherigen Methoden. Die großen Hoffnungen und Erwartungen, die anfangs in die Gravur gesetzt wurden, haben sich leider bis heute nicht erfüllt.
Das Verfahren ist als alles umfassende Produktionsmöglichkeit von Beginn an mit Nachteilen behaftet gewesen. Dies betrifft insbesondere die fehlende Rasterwinkelung und das erheblich verringerte Volumen einer gravierten Pyramide gegenüber dem Volumen eines geätzten Rasternäpfchens. Die Gravurtiefen sind begrenzt, wodurch auch die sichtbaren Halbtonstufen auf etwa sieben Stufen verringert sind, gegenüber mindestens zwölf Stufen einer konventionellen Ätzung. Das führt zu einer Tonwertminderung, besonders mit der Addition der Lichtstufen zu den Mitteltönen, und bringt im Fortdruck schwankende Farbüberflutung im Bereich der ¾ Töne. Dazu kommt die sogenannte Farbdrift, in der ZB im 30- bis 40%igen Bereich Rasterpunkte bei Passerverschiebungen sich abdecken oder frei stellen.
Ausgezeichnet dagegen ist die Glattlage der gedruckten Farbflächen; sie liegt noch glätter als eine autotypisch geätzte Fläche und übertrifft qualitativ alle im Offsetverfahren gedruckten Flächen. Leider ist diese Farbintensität solcher Flächen geringer. Negative Texte in Flächen, kombiniert mit positiv freistehenden Texten, sind nur beim 100 Linien-Raster den Anforderungen genügend reproduzierbar, was jedoch den geringen Nachteil der zu geringen Farbintensität jedoch leider im Fortdruck, besonders im Verpackungstiefdruck, mit Nachteilen behaftet. So führt man einmal das zu geringe Volumen der Pyramide zwingend zu einer hochkonzentrierten Druckfarbe, und die Einebnung der pyramiedenförmig gestützten Stege bringt Farbaufrisse in den Flächen. Ab etwa 250.000 Umdrehungen ist oftmals schon Stammfarbe im Einsatz und bei verantwortungsvoller Qualitätskontrolle ist eine End- und Neuverchromung erforderlich. Diesen wirtschaftlichen Nachteil wird von der Formherstellung entgegengearbeitet durch nachätzen der Flächen. Dieses führt zu größerem Volumen und einer höheren Standzeit der Druckzylinder.
Seit einigen Jahren existiert auch auf dem europäischen Markt eine weitere elektronisch gesteuerte Graviermaschine der Firma OHIO aus den Vereinigten Staaten. Die OHIO-Gravurmaschine ist speziell für das Herstellen der Zylinder für den Verpackungstiefdruck konzipiert.
Mengenmässige Farbeinsparung einer nicht nachgeätzten Gravur, die bei etwa 20% liegt, wird wertmäßig durch eine Verteuerung von etwa 25% aufgehoben. Mit einem geätzten Napfvolumen kann eine normal aufgearbeitete Druckfarbe verschnitten werden und liegt damit im Wert um ca. 20% niedriger als eine konzentrierte Gravurfarbe.
Die Druckfarbe zeigt teilweise Missing Dots, also fehlende Raster bei unebenen Bedruckstoffen. Dieser Mangel kann jedoch durch den Einsatz von elektrostatischen Druckhilfen vollauf ausgeglichen werden. Vergleiche OHIO und Hell.
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