Das seltsame "Atmen des Meeres" (Ebbe und Flut) veranlasste die Menschen schon in der Vorzeit dazu, nach einer Erklärung für das Phänomen Ebbe und Flut zu suchen. Die alten Griechen machten sich auf ihren Reisen als erste Europäer Gedanken über die Naturerscheinung. Der Seefahrer Phytheas ahnte es bereits: Der Mond hat etwas damit zu tun.
Die Küstenbewohner der Nordsee waren da etwas konservativer. Lange hielt sich der Glaube, dass die Götter hinter Ebbe und Flut steckten und bis weit in die Neuzeit hinein wurde Ebbe und Flut mit Zauberei in Verbindung gebracht.
An manchen Ecken der Nordsee macht man die Flut für männliche Geburten und die Ebbe für weibliche Geburten verantwortlich und wehe denen, die bei Stauwasser zwischen Ebbe und Flut das Licht der Welt erblickten!
Man sagte auch, dass man bei Ebbe kein Bad nehmen sollte, was aber wohl mehr damit zusammenhängt, dass man einst jede Ausrede erfand um nicht in die Wanne steigen zu müssen.
An der Küste der Nordsee lassen sich eigenartige Erscheinungen beobachten. Der Wasserspiegel steigt zweimal am Tag um zwei bis drei Meter an. Zu diesem Zeitpunkt ist das Watt überflutet. Dieses Ereignis nennt man Flut. Hochwasser oder auch Tidenwasser ist der höchste Wasserstand.
Genauso wie das Wasser kommt, so fließt es auch wieder zurück, dann herrscht Ebbe. Weite Gebiete fallen dann trocken. Den tiefsten Stand, den das Wasser erreicht, nennt man Niedrigwasser oder auch Tidenniedrigwasser.
Der mittlere Tidenhub liegt z.B. in Hamburg bei 2,52 Meter, in Cuxhaven bei 2,88 Meter in Bremerhaven bei 3,50 Meter und in Wilhelmshaven immerhin bei 3,68 Meter. Der Tidenhub ist der Höhenunterschied zwischen Hochwasser und Niedrigwasser.
Der Unterschied liegt darin, das die Flutwelle aus dem Atlantischen Ozean kommt und an der deutschen Nordseeküste zu erst die Ostfriesischen Inseln erreicht, bevor sie weiter in die Deutsche Bucht und in die Unterelbe einläuft.
Den mittleren Stand zwischen Hoch- und Niedrigwasser nennt man Normalnull. Die Bezeichnungen für Ebbe und Flut heißen Gezeiten oder auch Tide.
Die Schwerkraft die der Mond auf die Erde ausübt ist die Ursache dafür, dass sich der Meeresspiegel regelmäßig zweimal am Tag verändert.
Nach ca. 6 Stunden steigt das Wasser: die Flut kommt. Nach dem Erreichen des höchsten Wasserstandes fällt es über einen gleichlangen Zeitraum wieder ab: die Ebbe tritt ein. Das Zusammenspiel zwischen Ebbe und Flut nennt man Gezeiten. Die Höhe des Gezeitenwechsels ist geographisch stark unterschiedlich.
Der Wechsel vom Niedrigwasser zum nächsten Niedrigwasser, auch Tide genannt, dauert ca. 12 Stunden und 24 Minuten. Aus diesem Grund treten Ebbe und Flut täglich um etwa 50 Minuten später ein.
Diese Beobachtung lässt auf einen Zusammenhang zwischen dem Zusammenspiel von Ebbe und Flut und der Position des Mondes zur Erde schließen. Ursache für die Gezeiten ist die Anziehungskraft des Mondes auf die gesamte Erdkugel. Der Erdglobus wird dabei gewissermaßen leicht verformt. Die Wassermassen der Ozeane reagieren auf diese Verformung besonders stark, es bilden sich Flutberge und entsprechende Täler, in denen Ebbe herrscht.
Die Lage der Flutberge beziehungsweise der Ebbezonen orientiert sich somit an der Position des Mondes.
Die Mondgravitation ist je nach Entfernung zum Mond unterschiedlich groß. Nur im Erdmittelpunkt heben sich die beiden Kräfte gegenseitig auf. An der Erdoberfläche bleiben an den verschiedenen Orten jeweils unterschiedliche Nettokräfte übrig, die für die Gezeitenentstehung verantwortlich sind. Sie verursachen ein Anheben (Flut) und ein Absinken (Ebbe) der Wassermassen.
Auch die Schwerkraft der Sonne trägt zu den irdischen Gezeiten bei. Stehen Erde, Mond und Sonne in einer Reihe, werden die Flutberge besonders hoch (Springflut). Das ist bei Vollmond und Neumond der Fall. Bei zu- oder abnehmendem Halbmond stehen Erde, Mond und Sonne etwa in einem rechten Winkel zueinander. Die Gezeitenkräfte von Mond und Sonne wirken dann gegeneinander und die Flutberge sind kleiner als bei normaler Flut.
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