Die Romantik lehnte die Wirklichkeit des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jh. radikal ab. Sie sah die Gesellschaft geprägt vom Gewinnstreben und vom bloßen Nützlichkeitsdenken des beginnenden industriellen Zeitalters. Den aufblühenden Naturwissenschaften warfen die Romantiker vor, sie würden alles mit dem Verstand erklären, alles auf seine Nützlichkeit, Verwertbarkeit untersuchen und keine Geheimnisse mehr lassen. Der bürgerliche Alltag erschien den Romantikern als zu Abwechslungslos und eintönig .
Gegenüber der so gesehenen Wirklichkeit feierte die Romantik die mythische Welt der Religion, sah daher im Mittelalter die ideale Zeit der Geschichte, da damals die Menschen durch den christlichen Glauben vereint gewesen seien. Die Romantik glaubte an die Macht des Ahnens, Schauens, der Intuition, und liebte die Phantasie und das Träumen. Die Romantiker pflegten die abgeschlossene Welt des intakten Freundeskreises, sie verehrten und sammelten die einfache Kunst des Volkes, da sie am ursprünglichsten sei und begeisterten sich für die Schönheit und Wildheit der Natur.
All diese Gegenwelten faßten die Romantiker unter dem Begriff der \"Poesie\" zusammen. Sie sei eine unermeßliche, unerschöpfliche Kraft, ständig wachsend , die den Urgrund aller Dinge bilde. In den frühen Zeiten der Menschheitsgeschichte, der Zeit des Mythos, und im Mittelalter habe sie die Welt bestimmt, sei dann aber von der modernen Welt (Reformation, Aufklärung) verdrängt worden und nur noch in der Volksliteratur, der Natur, in einzelnen Momenten des Lebens, z.B. in der Liebe und in bestimmten Personen (v.a. Frauen, Kindern) zu entdecken.
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