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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Louis vierne (1870 - 1937)


1. Konzert
2. Jazz

Louis Vierne wurde am 8. Oktober 1870 in Poitiers (Frankreich) geboren. Er hatte ein Leben, das von dramatischen Ereignissen geprägt war. Vierne wurde blind geboren, jedoch konnte er durch eine 1877 geglückte Augenoperation 38 Jahre lang eingeschränkt sehen. Sein größtes Vorbild war César Franck, dessen Orgelvirtuosität ihn sehr beeindruckte.
Am 21. Mai 1890 wurde Vierne (20-jährig) zum Organisten der Kathedrale Notre - Dame de Paris ernannt. Verzweifelt über den Klerus, der über ihn nicht sehr glücklich war, wirkte er 37 Jahre als Organist der Kathedrale. Ebenfalls 1890 trat Vierne in die Orgelklasse Francks am Pariser Konservatorium ein. Nach Francks Tod folgte Charles - Marie Widor als Orgelprofessor, der Vierne zu seinem Assistenten in der Orgelklasse und zu seinem ständigen Vertreter in der Kirche St. - Sulpice erklärte. Ganz nach Widors Vorstellungen erhält Vierne 1894 im Rahmen, eines Orgelwettbewerbes des Konservatoriums den ersten Preis. Als die Orgelklasse 1896 an Félix - Alexandre Guilmant abgegeben wurde, verblieb Vierne in seiner Aufgabe als Assistent des Orgelprofessors. Nach dem Tod Guilmants, sollte Vierne dessen verbliebene Stellung als Orgelprofessor am Pariser Konservatorium übernehmen, doch wurde ihm ein gewisser Monsieur Gigout vorgezogen, was für Vierne bitter zu ertragen war. Trotz alledem erhielt er eine andere Klasse, und seine Studenten waren Zeit seines Amtes als Orgelprofessor Preisträger von Orgelwettbewerben des Konservatoriums.
Neben seiner Tätigkeit am Konservatorium leitete er auch Meisterkurse an der Schola cantorum von Paris. Nach dem ersten Weltkrieg, durch den er seinen Bruder René Vierne, der auch ein sehr angesehener Organist war, und seinen Sohn verlor, unternahm er große Konzertreisen ins Ausland. 1930 führten ihn diese sogar bis Amerika, wo er seine sechste Orgelsymphonie komponierte. Am 2. Juni 1937, bevor er sein letztes vom Klerus genehmigtes Konzert in der Kathedrale Notre - Dame gab, beauftragte er eine Vertraute, sich in Zukunft seiner Werke anzunehmen. Er sagte zu ihr, daß er wisse, daß er noch am selben Tag sterben werde. Und so geschah es auch: \"...Das Konzert begann mit dem \'Triptyque\', nach dessen Schluß wir in der Kirche ein E im Pedal und schnelle Schritte hörten. Sie kamen von einem Arzt, der auf der Empore anwesend war und zu Vierne eilte, als dieser tot von der Orgelbank fiel. Wir waren sehr traurig über seinen Tod, weil wir diesen Mann innig geliebt haben, und viele von uns weinten in der Kirche.\" Vierne starb an einem schweren Schlaganfall.
Viernes Musik kann in drei Schaffensperioden unterteilt werden. In der ersten Einheit (1895-1905) entstanden die erste Orgelsyrnphonie, die Felix - Alexandre Guilrnant gewidmet ist und die zweite Orgelsymphonie, die der Komponist seinem Schüler Marcel Dupré widmete. Besondere Anerkennung fand die zweite Orgelsymphonie bei Claude Debussy (1862-1918): \"Die Symphonie von Monsieur Vierne ist eine der bemerkenswertesten; die freigiebigste Musikalität verbindet sich mit erfinderischen Einfällen in der besonderen Klangfülle der Orgel\". Die dritte Orgelsymphonie komponierte Vierne in der zweiten Schaffensperiode (1905-1917) zusammen mit den \'24 Piéces en style libre\'. Die letzten drei Orgelsymphonien und die \'Piéces de fantaisie\', die das berühmte Werk \'Carilion de Westminster\' enthalten fallen in den dritten Abschnitt (1917-1931). Im Zeitraum zwischen 1899 und 1931 fügte Vierne bei jeder Orgelsymphonie \'Extrastücke\' hinzu: zur 1.- Prelude et fugue, zur 2.- Choral, zur 3.- Cantilene, zur 4.Prelude und Menuet, zur 5. - Prelude und zur 6. - Aria.

1er Symphonie pour Grand Orgue op. 14 - Final
Vierne stellt diesem Stück die Registrieranweisung \"Fonds et Anches 32\', 16\', 8\', 4\'\" voran. Registrierungen mit vielen Zungenregistern sind das Kennzeichen der franz. Orgelromantik. Diese Art zu Registrieren wurde vor allem durch die pompöse Bauweise der Orgeln von Meistern wie etwa Cavaillé - Coll unterstützt (siehe Fachbereichsarbeit).
Das \'Final\' der ersten Symphonie beginnt, wie es zur Zeit der französischen Orgelromantik üblich war mit der Begleitstimme im Manual. Das Thema dieses Satzes setzt erst im zweiten Satz im Pedal ein.

Typisch für die franz. Orgelromantik ist, daß die durchwegs schnelle Begleitstimme viel schwerer zu spielen ist als die Melodie im Pedal und durch die Registrierung und die akustischen Gegebenheiten der Kathedralen (man stelle sich einmal den Nachhall in Kathedralen wie Notre - Dame de Paris, St. Sulpice oder la Madeleine vor) für die sie gedacht war, dem Zuhörer nur als ein verschwommenes Ganzes vorkommen. Die meisten Menschen sind dadurch nicht in der Lage zu beurteilen, was der Organist wirklich leisten muß bei diesen Werken.
Doch zurück zum \'Final\': Die Hauptmelodie im Pedal ist gegenüber den anderen Stücken deutlich vernehmbar, da sie sich sowohl im Rhythmus als auch in der Lage deutlich von den anderen Stimmen unterscheidet. In diesen ersten Momenten des \'Final\' wird die Melodie zu einem Ohrwurm, den man nie wieder los wird. Nach der Vorstellung des Themas kommt ein kurzes Zwischenspiel im Manual, das dazu dient den neuerlichen Einsatz des Themas, diesmal im Sopran vorzubereiten. Während das Thema im Sopran erklingt bringt Vierne im Pedal immer wieder Stücke des Themas als Begleitung. Nachdem das Hauptthema im Manual verklungen ist führt eine kurze Überleitung in den leisen \'Cantabile\' - Teil. Die Melodie dieses Teils ist eine rhythmische Variation des Hauptthemas. Der Zuhörer hat, vor allem während der Crescendi das Gefühl, daß das Hauptthema gleich mit großartigem Pomp hervorbrechen wird. Statt dessen läßt der Komponist das Hauptthema auf dem leise mit der Begleitung am Récit anfangen. Nur allmählich und zaghaft wächst das Thema wieder zu seinem strahlenden Glanz. Vierne treibt die Spannung auf den Höhepunkt indem er des öfteren ein Crescendo einfügt und es wieder verebben läßt bevor der Höhepunkt erreicht wurde. Nachdem das Thema wieder in vollem Glanz erstrahlt beginnt der Komponist es noch weiter auszubauen bis es sich in eine ekstatische Flut von Tönen auflöst, die scheinbar nicht mehr zu steigern ist. Diese Unmenge an Tönen, die den Zuhörer zu überwältigen droht wird von Vierne gekonnt in einen typisch franz., protzigen Schluß übergeführt. Das Stück endet mit einem 10(!) - stimmigen D-Dur Akkord.

 
 

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