Bereits vor der Uraufführung der Oper "Lady Macbeth aus Mzensk" erschienen die ersten kritischen Rezensionen der Oper.
Grinberg veröffentlichte bereits 1932 (das Werk war noch nicht vollendet, der 4. Akt fehlte) eine erste Opernbesprechung. Darin hebt er den tragischen Charakter der Handlung hervor. Die bis dahin alte vorherrschende Operntrivialität wird verneint. Stattdessen findet Schostakowitsch neue Ausdrucksbereiche, wie zum Beispiel die musikalische Darstellung der Vergangenheit sowie eine neue Musikalität (Kantabilität). Die Oper erhält eine bedeutende Erscheinung der allgemeinen inhaltlichen Neuformierung des sowjetischen Musiktheaters. Grinberg geht in seinen weiteren Besprechungen soweit, dass er die Oper aufgrund von bestimmten Momenten ("Entlarvungscharakter", Progressivität des 4. Aktes) falsch interpretiert und diese nicht als überzeugende, notwendige kompositorische Mittel ansieht. Er hält diese Oper für eine Provinzgeschichte, in der Schostakowitsch keine soziale sondern eine erotische Tragödie geschaffen hat.
Ostrezow veröffentlichte ebenfalls kurz vor der Uraufführung seine Opernbesprechung. Er würdigt hier die hohe soziale Wertigkeit des Stoffes, die Gestaltungsmöglichkeiten als Möglichkeit der kritischen Entlarvung, er hebt den tiefen Realismus Gehalt hervor und schätzt diese Oper als neue Etappe im sowjetischen Opernschaffen ein. Trotz alledem gibt es auch kritische Einwände Ostrezows. Der Schluss symbolisiert die pessimistische und fatalistische Hoffnungslosigkeit, es fehlt der positive Held. Schostakowitsch habe Leskow unkritisch übernommen, seine Deutung des Sujets bezöge sich nur auf Katharina als Kompromiss. Katharina sei kein sozial vollwertiger Typ und könne deshalb auch nicht als progressive Persönlichkeit angesehen werden. Katerina habe nicht die Absicht Klassenschranken zu überwinden, sie morde nur aus persönlichen Gründen. Sollertinski ist der einzige Kritiker, der das Werk bei genauer Einschätzung und kritischer Betrachtung uneingeschränkt lobt. In Bezug auf seinen Beitrag zur Leningrader Uraufführung schreibt er, die Groteske diene als
Mittel der Entlarvung der sozialen Ungerechtigkeit und Grausamkeit. Hierbei stehen Weltanschauung und Persönlichkeit in einem dialektischen Wechselverhältnis. Diese Oper ist das bedeutendste Werk der sowjetischen Musik. Des Weiteren lobt er die Überzeugungskraft der neuen Sicht auf die Gestalt der Katharina, die eine direkte Umkehrung der Leskow Figur darstellt. Schostakowitsch habe mit scharfen musikalischen Mitteln ein Bild der Vergangenheit gemalt. Dabei hat er das alte Russland nicht in falscher Weise idealisiert wie es bereits in vielen russischen Opern üblich war. Das Ziel Schostakowitschs zielte darauf hin, eine revolutionäre sowjetische Thematik auf der Opernbühne zu gestalten.
Der junge Komponist Schebalin sieht neue ästhetische und kulturpolitische Ausrichtungen der Musik durch "Lady Macbeth". Dieses Werk erscheint für die neuen realistischen Zielsetzungen ein repräsentatives Werk.
Bogdanow-Beresowski war ebenfalls ein positiver Kritiker der Oper. Er bezeichnete die Oper als die erste Oper, in der wir eine realistische Gestaltung des Sujets antreffen. Auch er erkannte die Überzeugungskraft der neuen Sicht auf die Katherina Gestalt. Als Kritik sah Bogdanow-Beresowski an, dass es - abgesehen der Katerina - keine positiven Figuren gäbe und die Hoffnungslosigkeit des Finales eine Unzulänglichkeit der Konzeption darstelle.
Am 01. Februar 1934 erschien eine zustimmende Kritik über die Oper. Poljanowski hebt hervor, dass es Schostakowitsch gelungen sei, über den Rahmen des persönlichen Dramas hinaus seinem Werk die Qualität einer sozialen Tragödie zu verleihen. Er beschreibt nicht wie bei Leskow nur die Geschehnisse, sondern entlarvt schonungslos verurteilenswerte gesellschaftliche Strukturen. Gres stellte 1935 das Datum der Premiere der Oper als historisches Ereignis dar. Die jetzige Periode der sowjetischen Oper begann mit der Premiere "Lady Macbeth". Die "Lady Macbeth" sei eine positive Erscheinung für das gesamte positive Musiktheater.
Assafjew beschreibt zwei wichtige Momente der musikalischen Dramaturgie: Autonomie der Musik und das Prinzip der "Nichteinfühlung". Schostakowitsch will mit seinen Gestaltungsmitteln den Sozialismus auf die Bühne bringen. Ein anderer wichtiger Punkt ist folgender, der später eines der entscheidenden Kritikpunkte dieser Oper wurde: Assafjew meint zwar, dass nicht die Erotik sondern der Charakter einer sozialen Tragödie das Werk bestimmt. Die Katerina entflieht jedoch aus ihrer entwürdigenden Lage zu erotischer Freiheit. Das sowjetische Musiktheater könne ohne Bedenken eine Revolutionärin auf die Bühne bringen, den Widerstand gegen die reaktionäre Gesellschaft darstellen.
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