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musik artikel (Interpretation und charakterisierung)

Gestalten der oper


1. Konzert
2. Jazz

"Jeder Künstler, sei er nun Schriftsteller, Maler oder Komponist, kann sich nicht gleichgültig gegenüber seinen Helden verhalten. Er sollte sie entweder glühend lieben oder glühend hassen. Von meinen Helden in der "Lady Macbeth" liebe ich nur Jekaterina Lwowna. Ihr Schicksal - das ist das Schicksal einer begabten, hervorragenden Frau, die durch die Epoche in grausame Lebensbedingungen gestellt ist. Alle ihre Verbrechen möchte ich dadurch erklären, nicht aber durch einen Hang zur Blutrünstigkeit." (D. Schostakowitsch)

Im Folgenden versuche ich auf die einzelnen Personen und ihr Verhalten in der Oper sowie ihre musikalische Darstellung Schostakowitschs näher einzugehen. Dabei beginne ich mit der Hauptfigur der Katerina. Im ersten Akt ist sie in verschiedenen Situationen zu sehen. Der Monolog des ersten Bildes offenbart ihr trostloses Leben, Erinnerungen an ihre Kindheit. Diese werden durch einen Aufschrei "O hilf mir Gott! Ich möchte leben!" ausgelöst. Es folgt das Gespräch mit dem Schwiegervater Boris Timofejewitsch wobei ihre demütigende Rolle in dieser Gesellschaft deutlich wird. Bereits an dieser Stelle bereitet Schostakowitsch den Mord an ihrem Schwiegervater durch das Einführen des Rattengift-Motivs vor. Höhepunkt ihrer demütigenden Rolle als Frau bildet die Abschiedsszene am Ende dieses Bildes. Im zweiten Bild versucht Katerina sich entschieden gegen brutale männliche Gewalttätigkeit gegenüber der Frau einzusetzen. Hier lernt sie bereits Sergej und sein freies Verhalten kennen. Eine erneute Demütigung entsteht durch das Dazwischenkommen des Schwiegervaters. Das 3. Bild ist von der Ostrowskischen Titelgestalt übernommen worden, ein Monolog der Katerina nach einem Traum von wahrer Liebe und einem erfüllten glücklichen Leben. An diesem Punkt ist es für Sergej ein leichtes sie zu bekommen. Am Ende dieses Bildes nimmt er sie bedenkenlos und mit roher Gewalt an sich. Der zweite Akt der Opernhandlung bildet den Höhepunkt. In dem 4. Bild vergiftet sie ihren Schwiegervater, da er sie und Sergej bei einem Rendezvous beobachtet hatte und Sergej auspeitschen ließ. Im Folgenden bereitet Sergej den Mord an ihrem Ehemann Sinowi bereits psychologisch vor. Katerina wird sich immer größerer





Schuldigkeit bewusst, die im Auftreten des Geistes ihres Schwiegervaters in Form einer Katze auftaucht. Mit dem Mord an ihrem Ehemann, bei dem Sergej die Initiative zum planmäßigen Mord ergreift, ist Katerina nicht länger imstande das Bewusstsein zweier Verbrechen mit sich herumzutragen. Die Handlung des 3. Aktes ist die Bestätigung für ihre Gewissensbisse. Sie wahrt nach außen mühsam den Anschein eines glücklichen Lebens. Mit der Aufdeckung der beiden Morde erkennt sie ihre Ausweglosigkeit und versucht Sergej von jeglicher Schuld freizusprechen. Nach der Verurteilung, auf dem Marsch in die Verbannung bietet Sergej ihr den letzten Halt, der ihr jedoch durch Untreue Sergejs zu Sonjetka genommen wird. Katerina ist die zentrale Gestalt dieser Oper, welche in betonter Weise von den übrigen Personen abgesetzt wird. Dieses geschieht vorrangig in der musikalischen Figurenzeichnung. Ihre Monologe werden musikalisch durch lyrische, volksliedartige-kantable Melodik gestaltet. Sie kann sich aber auch energisch äußern, wie im 2. Bild der Oper. So intoniert sie hier eine aktivierende zentrale thematische Gestalt der Oper, das "Motiv der Gewalt". Schostakowitsch erweitert durch eine Doppelbödigkeit von Musik und Handlung das Charakterbild der Hauptpersonen indem er Wesentliches und Extremes herausarbeitet.

Der Angestellte Sergej ist das "böse Schicksal" im Leben der Katerina. Er ist ein niedriger, gemeiner Mensch, dessen Lebensziel darin besteht, mit Frauen anzubändeln. Durch seinen Charme, sein bestehendes Äußeres, sein "kulturvolles" Wesen und seine Fähigkeit auf einen Partner einzugehen, gewinnen ihm das Interesse und die Liebe Katerinas. Nur seinetwegen tötet Katerina den Schwiegervater und den Ehemann. Durch die Veränderungen im Leben der Katerina, von der reichen Kaufmannsfrau zur einfachen Zwangsarbeiterin, verlässt Sergej sie bedenkenlos und findet die für ihn interessantere Sonjetka. Doch schon zu Beginn der Oper ist Sergejs Verhalten fragwürdig. Am Schluss des ersten Bildes wird bereits sein rücksichtsloses Verhalten gegenüber Frauen deutlich, welches durch das 2. Bild gesteigert wird. Die Köchin Aksinja wird fast vergewaltigt, nur durch das Dazwischentreten Katerinas wird die Situation aufgehoben. In einem folgenden Gespräch testet Sergej wie weit er bei ihr gehen kann. Durch Lügen gewinnt er im folgenden Verlauf das Vertrauen zu Katerina.



Dadurch stiftet er sie zu den Morden an und wendet sich im letzten Bild von ihr ab. Sergej symbolisiert in dieser Oper das "Böse". Er ist Angehöriger der unterdrückten ausgebeuteten Klasse. Sergej geht einen verbrecherischen inhumanen Weg, um aus dieser Lage herauszukommen.

Katerinas Schwiegervater Boris Timofejewitsch, ihr Ehemann Sinowi, der Pope sowie der Polizeichef sind typische Vertreter des finsteren Reiches. Boris und Sinowi sind hierbei voll ausgebildete Charaktere wobei der Pope und Polizeichef nur situationsgebundene Bedeutung bekommen. Boris Timofejewitsch ist ein energischer, kräftiger Mensch, er ist klug und besitzt Macht sowie Autorität in seiner Umwelt. Er ist ein gesunder alter Mann, ein grausamer Mensch, der vor nichts Halt macht in der Verfolgung seiner Ziele. Seinen Sohn sieht er als Missgeburt, als einen erbärmlichen Menschen an. Die beherrschende Stellung des Schwiegervaters wird bereits im ersten Bild deutlich. Hier spielt er seine Machtposition aus. In Katerina sieht er nur die Erzeugerin seines Erben des Hauses. Katerina als menschliche Persönlichkeit mit eigenem Willen, mit eigenen Vorstellungen von einem glücklichen Leben, will er nicht anerkennen. Er will sie der Familienordnung gefügig machen. Im 3. Bild wird die soziale Stellung des Schwiegervaters in symbolischer Bildhaftigkeit vertieft. Er hütet auch nachts das Haus und seinen Besitz, er schließt alle Türen, löscht das Licht und ordnet an, dass Nachtruhe ist. Im 4. Bild wandert Boris Timofejewitsch auf seinem Hof umher, in einem Monolog erzählt er von seinen Erinnerungen an die eigene Jugend, Enttäuschungen über den missratenen Sohn sowie der Wunsch, selbst mit der Schwiegertochter schlafen zu wollen. Als er Sergej dann mit Katerina erwischt, bricht seine unmenschliche Grausamkeit in Form der Auspeitschung Sergejs hervor. Der Mord an Boris Timofejewitsch gilt als affekthafte Notwehrhaltung der Katerina.

Katerinas Ehemann, Sinowi Borisowitsch bekommt nur zwei Szenen. In der Abschiedsszene von seiner Frau im ersten Bild spielt er seinem Vater Boris Timofejewitsch nur eine untergeordnete Rolle. Im 5. Bild wird sein Charakter nochmalig verstärkt. Misstrauisch streitet er mit seiner Frau, und als sie sich widerständig zeigt, greift er zu dem ihm erscheinenden einzigen Mittel, indem er



seine Frau verprügelt. Seine Erregung erscheint verständlich, da er sie doch kurz zuvor als Ehebrecherin ertappt hat. Sein großmännisches Auftreten sinkt sofort wieder in sich zusammen als Sergej hinzukommt. Er wird von beiden ermordet.

Als weitere Hauptperson tritt bei Schostakowitsch das Volk hinzu. Leskow hat in seiner Erzählung das Volk nicht eigentlich einbezogen, abgesehen von der Köchin, dem Hofgesinde sowie der Zwangsarbeiterin Sonjetka. Schostakowitsch zeigt die negativen Seiten der Volkscharaktere auf, zum Beispiel im 2. Bild oder in der Prügelszene des 4. Aktes. Er hütete sich vor einer falschen Idealisierung des Volkes. Stattdessen konnten in einer solchen differenzierten Darstellung wahre progressive Züge der Volkscharaktere erarbeitet werden. In einer Reihe von Massenszenen zeichnet Schostakowitsch den sozialen Hintergrund des Russlands jener Zeit auf. Als Beispiel wäre hier der Chor der Angestellten, grobe leibdienerische Menschen. Sergej ist einer von ihnen, der sich durch nichts außer seinem Aussehen von ihnen unterscheidet. Zu Beginn des 4. Aktes taucht eine Massenszene auf der Gefangenenrast auf. Es zeigt das finstere Bild vom zaristischen, festungsähnlichen Russland. Die Szene erhält einen Charakter von Gefangenenliedern jener Epoche. Die Zwangsarbeiter stehen stellvertretend für die unterdrückten Volksschichten. Zu ihnen gehört auch Katerina, die aus Protest gegen ihre grausame Umwelt zur Verbrecherin wurde. Der Bogen von der individuellen Tragödie zur gesellschaftlich bedeutsamen sozialen Tragödie wurde somit hergestellt, immer mit dem Ziel des aufrüttelnden Protestes und der Mahnung.

 
 

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