Die Musiktherapie entstand aus einer Empirie, die bis in die Urzeiten menschl.
Existenz zurückführt und die auf eine jahrtausendalte Erkenntnis zurückblicken kann.
Natur- und Kulturvölker machen von der heilenden Funktion der Musik Gebrauch. z.B.: im Islam, im Schamanismus, im chinesischen und abendländischen Kulturkreis
Magische Praktiken, bei denen Musik, Tanz und Heilgesang eine wichtige Rolle spielen, sind uns aus den von "Primitiven" bewohnten Teilen Afrikas gut bekannt.
Auch im Musikleben der Apachen sind "Krankenkurgesänge" nachweisbar.
Man sagt, daß Naturmenschen mystische Kollektivvorstellungen haben und das heißt, daß sie der Meinung sind, daß alle Geschehnisse der Natur und im menschlichen Leben auf den Einfluß magischer Kräfte zurückzuführen sind.
Auch die Heilmethoden der Naturvölker entspringen dieser magischen Vorstellungswelt. Zu ihren Heilmethoden gehört die Heilmusik z.B.: Dämonen beschwörende Heilgesänge werden von rhythmischer Musik und Tänzen des ganzen Stammes begleitet. Musik und damit Heilung wird als Aufgabe der Gemeinschaft verstanden. Dabei gilt also: Nicht die Musik als solche wirkt, sondern das ganze Ritual. Der Akt der Gemeinsamkeit erreicht bei den Beteiligten, daß sie die Krankheit des einzelnen als Problem aller betrachten.
Ägyptische Papyri überliefern, daß die damaligen Priesterärzte bestimmte Formen von Beschwörungsmusik verwendeten, um die Fruchtbarkeit von Frauen zu beeinflussen.
Ein weiterer früher musiktherapeutischer Akt ist die Stillung einer Wundblutung des Odysseus durch beschwörenden Gesang (Homer, Odyssee, XIX, 475)
Homer berichtet auch, wie die Danaer versuchten, durch ganztägigen Gesang Apoll zu besänftigen, weil sie den Ausbruch der Pest seinem Zorn zuschrieben.
Im Alten Testament wird von der Vertreibung des bösen Geistes, der über König Saul gekommen war, durch Davids Lautenspiel berichtet.
Die alten Perser schrieben dem Klang der Laute einen heilsamen Effekt auf verschiedene Krankheiten zu.
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Für die Pythagoreer ist die Natur ein durch die Prinzipien, Harmonie und Zahl, geordneter Kosmos. Deshalb gilt ihnen die Musik als das "umfassende therapeutische Prinzip" zur Wiederherstellung der Harmonie. Die Musik soll also "seelische Unordnung" durch die Harmonie in den Zustand der natürlichen Ordnung bringen.
Entsprechend der in der Ideenlehre Platons begründeten Trennung von Sinnenwelt und Ideenwelt bzw. Leib und Seele, hält er Musik für das geeignete Mittel zur Erziehung der Seele, so wie Gymnastik den Leib erziehe. Wobei er der Musik auch heilende Kräfte zuschrieb.
Aristoteles empfahl die Musik als Mittel zur Erziehung. Die reinigende Wirkung der Musik liegt in der Abreaktion "belastender Affektsstauungen" durch Übersteigerung und damit Erschöpfung des betreffenden Affektes. Die Musik erfüllt hierbei also eine Katalysatorfunktion.
In der Spätantike (100 - 500 n. Chr.) besinnt man sich wieder auf pythagoreisch - platonisches Gedankengut und neigt erneut zu einem musikphilosophischen Mystizismus.
Die christliche Welt des Mittelalters schenkt den antiken Theorien von der Heilwirkung zunächst kaum Beachtung. Die Krankheit gilt als göttliche Strafe für sündhaftes Verhalten. Hauptsächlich die Fähigkeit der Musik böse Dämonen zu vertreiben steht im Mittelpunkt.
Erst im ausgehenden Mittelalter und in der Zeit der Renaissance (15. und 16. Jhdt.) als Humoralpathologie und medizinische Astrologie die Sündenstrafentheorie als Krankheitserklärung verdrängen, nimmt das Interesse an der Musik als Heilmittel wieder zu. Burton :" Musik ist ein schweres Geschütz gegen Melancholie, die verschmachtende Seele aufzurichten und zu erfrischen. Sie betrifft nicht nur die Ohren, sondern jede Ader, die lebenswichtigen und animistischen Geister, sie erhebt den Geist und macht ihn feinfühlig."
Im 17. und 18. Jhdt. erfährt die Musiktherapie eine breite praktische Anwendung.
Im 19. Jhdt. wird die Anwendung der Musiktherapie auf psychische und psychogene Leiden eingeengt. Körperliche Effekte werden als Folge der psychischen Beeinflussung gesetzt. Unter dem Einfluß des Positivismus entsteht am Ende des 19. Jhdt. eine naturwissenschaftliche Psychologie und eine entsprechende Medizin. Man hat die Wirkung und Heilkraft der Musik neu überprüft. Man entdeckt die Veränderungen von Pulsfrequenz, Blutdruck, Durchblutung, Sauerstoffverbrauch, Schweißsekretion, Muskelspannung, usw. durch Musikhören.
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Nach dem 2. Weltkrieg nimmt auch in Europa das Interesse an der Musiktherapie zu. Pontwik, der sich selbst für den Begründer der modernen europaischen Musiktherapie hält, sieht in der Musik eine "Spiegelung weltgesetzlicher Proportionsverhältnisse". Durch die vor allem in Bach`scher Musik enthaltene kosmische Harmonie glaubt er, eine Harmonie im psychischen Bereich wiederherstellen zu können.
In der Gegenwart führt man weiterhin Untersuchungen über die Wirkung der Musik fort und entwickelt neue Methoden, um psychische Effekte besser erfassen zu können.
Andererseits setzt sich die Ansicht durch, die Musik als "nonverbales Kommunikationsmittel" zu betrachten und entsprechend einzusetzen.
Die Musiktherapie hat nach dem 2. Weltkrieg 3 Stadien durchgemacht:
1. Es wurde großer Wert auf die Musik gelegt, ohne daß man die wichtige Rolle des Therapeuten erkannte.
2. Der Therapeut vernachlässigte die Musik, zugunsten der Zweierbeziehung mit dem Patienten.
3. Es wurde eine Position zwischen diesen Extremen eingenommen.
In der Musik der Gegenwart werden neue Wege vorgefunden z.B.: Familien, Gruppentherapie und gemeinschaftszentrierte Vorgehensweisen. Der Patient muß viel Aktivität mitbringen, denn nicht der Musik als solches sondern mehr dem Musizieren sollte Raum gegeben werden.
Die Arbeit "Musik als Heilerin" von Polter (1934) behandelt die Anwendung der Musik zur fieberhaften, gichtischen und rheumatischen Erkrankungen, Ischias, Neuritis, Heiserkeit, Taubheit, motorischen Störungen, Tarantulismus, Nerven- und Geisteskrankheiten, sowie vielen anderen Leiden des Leibes und der Seele. Auch die Verwendung der Musik bei der Narkose wird bereits genannt.
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