In der Schweizer WochenZeitung (WoZ) war im Januar 1996 zu lesen: \"Die virtuelle Welt ist keine schöne neue Welt, sie spiegelt nur die Mechanismen der Realität wider - inklusive Pornos, frauenverachtenden Texten oder mieser Anmache (Flamings). Angesichts dieser nur allzu bekannten männlichen Verhaltensweisen fühlen sich viele Frau-en nach ihren ersten Ausflügen ins Netz ohnmächtig und wütend.\"
Frauen werden von Männern ignoriert und beleidigt, sogar in Frauendiskussionsfo-ren mit Frauenthemen mischen sich Männer ein (Herring 1994). Um dieser sexisti-schen Diskriminierung zu entgehen, nehmen einige Frauen eine männliche Identität an oder flüchten sich in Frauennetze . Seit gut zwei Jahren gibt es in Deutschland mitein-ander verbundene Frauen-Mailboxen, die es den Teilnehmerinnen ermöglichen, sich unter ihresgleichen auszutauschen. Das überregionale Netzwerk WOMAN (Women Only Mail And News) ist ein Netz unabhängiger Frauen-Mailboxen, in denen 1996 sechs deutsche Frauenmailboxen und weitere aus aller Welt vertreten sind. Der Aus-tausch erfolgt national und international, die Themen sind breit gestreut, von ganz spezifischen Frauenthemen bis zur allgemeinen politischen Lage. Die Frauen sollen aktiv die neue Technologie mitgestalten, denn die Netze sind nur so gut wie ihre Nut-zerinnen. D.h. einen Rahmen schaffen, in dem Frauen die Standards der Kommunika-tion im Netz maßgeblich mitprägen und Inhalte und Diskussionsstile langfristig beein-flussen. Da es nur in sechs deutschen Städten Frauenmailbox-Anbieterinnen gibt, kann der Austausch \"ohne Diskriminierung\" sehr schnell teuer werden. Frauen können sich aber über einen sogenannten \"Point\" einwählen, der es ihnen ermöglicht, offline Nachrichten zu lesen und zu schreiben. Frauen bestellen sich Daten zu Themen ihrer Wahl und über einen kurzen Telefonanruf führt das Pointprogramm einen automatischen Datenaustausch durch. Die Systembetreuung entscheidet, wer Userin sein darf. Dazu müssen persönliche Daten, die dann überprüft werden, angegeben werden. Pflichten der Userinnen sind z.B. die Persönlichkeitsrechte einer anderen Person nicht zu verletzen, keine Daten in andere Netze weiterzuleiten und die Weitergabe von Daten (gleich in welcher Form) an Männer zu unterlassen. Zu den Telefonkosten kommt ein sogenannter Frauenförderbeitrag, der pauschal für jeweils ein Kalenderjahr erhoben wird.
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