Ein Expertensystem ist ein Programm, das mit Hilfe von Wenn-Dann-Regeln in der Lage ist Aussagen über einen bestimmten Sachverhalt zu treffen. Solch eine Form der Datenverarbeitung wird als wissensbasierte Verarbeitung bezeichnet. Expertensysteme sind jedoch nicht mit Datenbanken zu vergleichen, da reine Datenbanken nicht in der Lage sind ihre Daten zu interpretieren. Wissen ist also nichts anderes als interpretierte Daten. Ein wissensbasiertes System soll somit einen menschlichen Experten simulieren. "Im Unterschied zum menschlichen Experten ist das Wissen eines Expertensystems auf eine spezialisierte Informationsbasis beschränkt..." (Mainzer, 1997: S.110)
Nach RADERMACHER ist "ein Großteil von dem, was wir tun, nicht mehr ... als Regelverarbeitung" (Ahrweiler 1995: S.25). Hierzu werden einfache "Wenn-Dann-Regeln" aufgestellt, die das Programm Schritt für Schritt durchläuft. Für RADERMACHER liegt der größte Beitrag der KI in den Inferenzsystemen, die geschrieben wurden, um "die Verwaltung und Abarbeitung großer Regelmengen zu erleichtern" (Ahrweiler 1995: S.25). Schon an dieser Stelle wird deutlich, dass es, wenn auch in einem begrenzten Rahmen, möglich ist, menschliche Denkvorgänge auf eine Maschine zu übertragen.
Nachdem im Expertensystembereich sehr unterschiedliche Definitionen von Expertensystemen im Umlauf sind, erscheint es sinnvoll die differenzierende Definition aus COY und BONSIEPEN zu übernehmen. Diese Definition trennt zwei unabhängige Aspekte, die für den Begriff Expertensystem wichtig sind, in zwei verschiedene Definitionen:
Anwendungsorientierte Definition:
Ein Expertensystem ist ein Computerprogramm, das für ein spezifisches und genau abgegrenztes Teilgebiet gewisse Aufgaben eines Experten lösen kann bzw. ihn bei der Problemlösung unterstützt. Dazu wird das spezielle Wissen des Experten explizit in symbolischer Form in einem Programm oder als Datenmenge bzw. innerhalb einer Datenbank dargestellt.
Technische Definition:
Expertensysteme sind Programme, die sich durch die Trennung der anwendungsspezifischen Methoden in der Wissensbank und der anwendungsunabhängigen Programmsteuerung durch die Inferenzmaschine zum Erzeugen logischer Schlussfolgerungen auszeichnet.
Es ergeben sich natürlich auch zwei Fälle, wo diese beiden Definitionen nicht zusammenfallen. Zum einen kann ein System Aufgaben eines Experten übernehmen und doch auf traditionelle Art programmiert sein, zum Beispiel aus Effizienzgründen. Zum anderen kann es vorkommen, dass ein System in der Art der Expertensysteme programmiert ist, dass es jedoch für Aufgaben verwendet wird, für die bisher kein Experte eingesetzt wurde, wie z.B. in der Prozessteuerung oder in der Mustererkennung.
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