3.1. Manufakturwesen
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Im 17./18. Jhd. war der Bergbau in Sachsen weit verbreitet.
Der Bergbau und die Manufakturen zusammen stellten Kursachsen an die Spitze manufakturkapitalistischer Länder Europas im 18. Jhd. .
"Die Manufakturen verarbeiteten Produkte des Bergbaus, wie Silber, Blei, Kobalt, Wismut, Zinn, Kupfer und Eisen; ferner der Land- und Forstwirtschaft, wie Wolle, Flachs, Hanf, Hopfen, Leder und anderes."
Die kräftigste Entwicklung gab es in der Textilindustrie, wo Schafwolle, Leinwand, Seide, Baumwolle und Kattune verarbeitet wurden.
Förderungen vom Staat erhielt das Manufakturwesen in der Herstellung von Luxusgütern und militärischen Ausrüstungen, z.B. die Meissner Porzellanmanufaktur, die Glas- und Spiegelherstellung und die Gewehrproduktion.
Weiterhin wurde produziert: Tuche (mit solider Qualität), Gold- und Silbergespinste (Leonische Waren), Damast, Blaufarben und Tapeten.
Im Augusteischen Zeitalter lag der Höhepunkt der Manufakturen, denn es wurden 30 zensierte Manufakturen in dieser Zeit gegründet, in Städten, sowie in Dörfern. Doch viele waren nur kurzlebig. Wirtschaftliche Krisensituationen, Rohstoff- und Geldmangel, wechselnde Modeerscheinungen, Fehler in der Leitung, Willkürmaßnahmen des Staates oder des Fürsten selbst ließen die einen vergehen und neue entstehen.
Vorteile:
"Steigerung der Arbeitsproduktivität durch effektivere Organisation der Produktion; Arbeitsteilung; Anwendung von technischen Neuerungen; Entwicklung von Spezialwerkzeugen; Ausnutzungen von Erfindungen trugen dazu bei, dass durch sie auch immer mehr Massenbedarfsgüter hergestellt werden konnten."
Nachteile:
"einseitige Beanspruchung der Arbeiter; rücksichtslose Ausnutzung der Frauen- und Kinderarbeit; Sinken des Wertes der Arbeitskraft"
Die Mehrheit der Arbeiter (landlose Bauern, Landarbeiter, Tagelöhner) besaß keine feudalen Bindungen und verfügte über die persönliche Freiheit, den Arbeits- und Wohnort zu wechseln. Die Arbeitszeit betrug zwischen zwölf und vierzehn Stunden täglich. "Zeit- und Stücklöhne blieben gering", so dass unverheiratete Arbeiter meist mit vielen anderen in primitiven Dachkammern hausten. Die Ernährung war einseitig (sie bestand fast nur aus Brot, Brei, Hülsenfrüchten, Milchprodukten und Ziegenfleisch). Im Stubenofen wurde gekocht und gegessen wurde gemeinsam aus der Schüssel.
Unter den Gründern und Mitinhabern der Manufakturen befanden sich, manchmal neben August dem Starken auch Adlige. Doch die meisten waren Bürger.
3.2. Handel und Verkehr
August der Starke vertrat, wie viele Herrscher aus dieser Zeit, die Ansicht, dass ein Staat nur dann reich ist, wenn er eine aktive Handelsbilanz aufweisen kann. Deswegen wollte er den Import bremsen und den Export fördern. Daher gründete er viele Manufakturen.
"Mit der Eigenproduktion wuchs die Bedeutung des Handelns und seines Zentrums Leipzig. Die Leipziger Messe lief der Messe in Frankfurt am Main endgültig den Rang ab. Bisher hatten die Leipziger Kaufleute vor allem am Zwischenhandel verdient. Von nun an spielte der Exporthandel mit Landesprodukten eine ebenso große Rolle wie die Vermittlung des Warenaustausches zwischen Ost und West."
Die Leipziger Kaufleute gehörten zu den wenigen Sachsen, die mit der Polenpolitik ihres Herrschers (August der Starke) ohne Einschränkung einverstanden waren, denn der Handel mit Polen brachte sogar doppelten Gewinn: die sächsischen Manufakturerzeugnisse fanden auf den polnischen Märkten reißenden Absatz, und auch der Profit aus dem Weiterverkauf der importierten Rohstoffe, welche die sächsische Wirtschaft dringend benötigte, konnte sich sehen lassen.
Nach dem Nordischen Krieg waren die Straßen von Sachsen so schlecht, dass sie die Entwicklung sogar behinderten. Die Verkehrswege waren einfach zu eng. Dafür aber fehlte das Geld. So mussten die Bürger und verschiedene Ämter das nötige Geld durch Steuern aufbringen. So konnte das komplette Straßennetz verbessert werden.
Preußen befürchtete nun, dass, wenn Sachsen immer stärker wird, Preußen verliert und untergeht. Also wurden alle Zölle, die vor Sachsen gezahlt werden mussten, erhöht, sodass sich der Handel mit Sachsen nicht mehr lohnte. Friedrich Wilhelm l. wollte die wirtschaftliche Macht Sachsens wenn nötig sogar mit Waffengewalt zerstören. Also schlug August Verhandlungen vor - und Fr. Wilhelm l. willigte ein, weil die Auswirkungen des Wirtschaftskrieges sein Aufrüstungsprogramm gefährdeten.
Nach einigen weiteren Auseinandersetzungen gewann Preußen schließlich doch noch, denn Sachsen konnte nicht mehr so viele Dinge herstellen, wie die ständig wachsende Armee brauchte.
3.3. Eingriffe des Staates
Der Staat förderte am meisten die Herstellung von Luxusgütern und militärischen Ausrüstungen. Die staatliche Unterstützung von Manufakturen war Bestandteil territorial-staatlicher merkantilistischer Wirtschaftspolitik, wie auch die Zeitgenossen bereits deutlich erkannten. Sie kamen zu dem Schluss, dass der Staat immer mehr Manufakturen anlegen will, damit gar kein Geld mehr aus dem Staat rauskommt.
Wirtschaftliche Krisensituationen, Rohstoff- und Geldmangel, wechselnde Modeerscheinungen, Fehler in der Leitung, Willkürmaßnahmen des Staates oder der Fürsten ließen neue Manufakturen entstehen oder vergehen.
Das Kommerzkollegium (schon erwähnt in 2.2.) wurde von August der Starke gegründet. Es kümmerte sich als eine beratende Instanz {6} um die Förderung von Manufakturen, Handel und Gewerbe und damit progressiver {7} ökonomischer Potenzen.
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