Die Katholiken
Nachdem das Regime sich doch nicht an das am 20. Juli 1933 mit dem Vatikan abgeschlossene Konkordat hielt, - der Druck auf kath. Organisationen wurde verstärkt, Geistliche wurden regelrecht verfolgt usw. -, begann der Widerstand der kath. Kirche. Predigten wurde mit einem Doppelsinn verlesen, so daß man direkt wußte, daß die Ideologie des Nationalsozialismus verleumdet wurde. Das Regime reagierte mit Prozessen wegen angeblicher Sittlichkeitsdelikten oder angeblicher Devisenvergehen gegen die betreffenden Geistlichen. Die katholische Presse wurde zensiert und später ganz verboten. Die Antwort auf diese Aktionen gab Papst Pius XI. am 14. März 1937 mit seiner berühmten Enzyklika, die mit den Worten beginnt: " Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche... \". Dieses Mal wurde unverhüllt, also ohne Doppelsinn die Verletzung des Konkordats angeprangert. Am 21. März wurde diese Botschaft von allen Kanzeln verlesen. Hitlers Kampf gegen die Kirche brach nun richtig aus. Jeder Geistliche der sich in seiner Predigt über die Enzyklika in irgendeiner Weise äußerte wurde ins KZ gebracht. Jeder Glaubende, der sich öffentlich zum Glauben bekannte durch Wallfahrten beispielsweise wurde verhaftet. Höhepunkt des Kirchenkampfes war die Verurteilung durch die Bischöfe des Euthanasie-Programms, die Willkür des Regimes, die Judenverfolgung und die Greultaten in den KZ. Bischof von Münster Clemens August von Galen erstattete sogar offiziell Anzeige wegen Mordes an Geisteskranken. Nur seine hohe Stellung und sein bekannter Name bewahrten diesen Bischof vor dem KZ. Andere Geistliche wie der Domprobst Bernhard Lichtenberg konnten ungehindert im KZ ermordet werden, weil sie unbekannter waren. Lichtenberg hat öffentlich für Juden im KZ gebetet.
Die Protestanten
Die Bewegung innerhalb der protestantischen Kirche, die dem Machtanspruch der Nationalsozialisten und der Deutschen Christen entgegentrat ist seit 1934 die "Bekennende Kirche\". Hervorgegangen aus dem von Martin Niemöller in Dahlem 1933 gegründeten "Pfarrernotbund\", um den sich örtlich bekennende Gemeinden sammelten, entstand die Bekennende Kirche in allen Teilen Deutschlands. Sie wandte sich insbesondere gegen den Arierparagraphen im Raume der Kirche, die Abschaffung des Alten Testamentes u.a. auf den Bekenntnissynoden von Barmen (Mai 1934), Dahlem (Oktober 1934) und Augsburg (Juni 1935). Der Notstand der Kirche wurde erklärt, ein Notkirchenregiment begründet und den "Bruderräten\" die wichtigsten Aufgaben der Kirchenleitung übertragen. Damit entstand die sich allein für Bekenntnis- und damit rechtmäßig erklärende bekennende Kirche, die den Macht- und Rechtsanspruch der Reichskirche verneinte. Auch hier waren Amtsenthebungen von Pfarrern und Theologieprofessoren, Verfolgung und Inhaftierung von Pastoren und Laien, Zeitschriften- und Bücherverbot u.a. die Folge. Sie wurde als "Bekenntnisfront\" zu einer politischen "Reaktion\" gegen den Nationalsozialismus gestempelt, hielt aber trotz Drohungen und Verfolgung en den Widerstand aufrecht und wuchs über die Bedeutung einer rein kirchlichen Bewegung hinaus. Nach 1945 wirkte die bekennende Kirche führend bei der Neuordnung der Evangelischen Kirche mit und erklärte sich nach Abschluß der Synode von Eisenach 1948 ihrer kirchenregimentlichen Befugnisse für entbunden, um sich als künftige Aufgabe zu stellen, "die Erkenntnisse des Kirchenkampfes über Wesen, Auftrag und Ordnung der Kirche\" im Sinne der Barmer Erklärung zur Auswirkung zu bringen.
Bonhoeffer.
Der Bekennenden Kirche stand wie schon erwähnt die Glaubensbewegung der Deutschen Christen im Gegensatz: Sie war von J. Hossenfelder geführt, unter unmittelbarem Einfluß der NSDAP seit 1932 in Preußen entstanden. Das Ziel der Deutschen Christen war vor allem kirchenpolitisch die Machtübernahme innerhalb der Kirche. 1933 strömten ihr die Masse der Pfarrer und des Kirchenvolkes zu, theologisch konservative, vor allem pietistischer Herkunft, ebenso wie Anhänger eines "Artgemäßen, positiven Christentums\" im Sinne des Programms der NSDAP. In dieser uneinheitlichen Zusammensetzung lag der Keim der Krise, die im Herbst 1933 in der "Sportpalast-Versammlung\" zum Ausbruch kam, als Vertreter der radikalen Richtung die Abschaffung des Alten Testaments und den Arierparagraphen für Kirche und Pfarrerschaft forderten. Damit geriet diese Bewegung in einen solchen Gegensatz nicht nur zu der erst jetzt an Bedeutung gewinnenden Bekennenden Kirche, sondern auch zur kirchlich gesinnten Mehrheit der Gemeinden, daß sie im Unterschied zur Thüringer Richtung in kurzer Zeit (bis etwa 1936) wieder verschwand.
Freie Glaubensgemeinschaften
Auch sogenannte Sekten leisteten Widerstand gegen das NS-Regime. Die Anhänger blieben ihren Glaubensüberzeugungen treu und wurden deshalb ins KZ eingeliefert. Besonders schlimm waren die Zeugen Jehovas dran. Aus ihrem Glauben heraus verweigerten sie den Heil-Hitler-Gruß und den Wehrdienst. Die härtesten Schikanen im KZ waren die Folge.
Weitere Widerstandsgruppierungen:
Kreisauer Kreis
Der Kreisauer Kreis war eine Gruppe der Widerstandsbewegung deren Mittelpunkt Helmuth James Graf von Moltke, Gutsherr in Kreisau (bei Schweidnitz, Schlesien) bildete. Der Kreis befaßte sich mit der Erarbeitung von Grundsatzdokumenten für einen künftigen demokratischen Staats- und Gesellschaftsaufbau. Moltke wurde im Januar 1944, die anderen Mitglieder nach dem 20.07.1944 verhaftet. Jedes Mitglied, dem eine Verbindung zu Stauffenberg oder Goerdeler nachgewiesen wurde, wurde hingerichtet: Diese waren Moltke, Peter Graf Yorck v. Wartenburg, Delp, Haubach, Leber, Reichwein. Außerdem wurden auch, die nur dem Kreis nahestehenden von Trott zu Solz und von Haeften hingerichtet. Die meisten des Kreises bekamen Zuchthausstrafen wie zum Beispiel Gerstenmaier. Die vom Kreisauer Kreis 1942 formulierte "Grundsätzliche Erklärung\" wird als Schlüsseldokument des Widerstandes gegen Hitler angesehen. Ein Auszug aus diesem Dokument zeigt die Absicht des Kreisauer Kreises: "Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Haß und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft.\"
Die "Rote Kapelle\"
Die Rote Kapelle ist ein Kennwort der Gestapo für eine Gruppe der deutschen Widerstandsbewegung, die von Harro Schulze-Boyson und Arvid Harnack geleitet wurde. Boyson war Sohn eines Kapitäns zur See und seit 1936 Oberleutnant im Luftfahrtministerium. Harnack war Oberregierungsrat im Wirtschaftsministerium. Die Mitglieder der Roten Kapelle waren zumeist Intellektuelle. Sie sahen ihre Aufgabe darin, die Eigenständigkeit Deutschlands als Nationalstaat zu sichern. Die Anhänger der Roten Kapelle waren in einen "inneren\" und "äußeren\" Kreis geteilt. Der äußere Kreis stand in Funkkontakt mit Sowjetischen Stellen. Über dieses Funknetz wurden die Sowjets mit Berichten über politische, militärische, und wirtschaftliche Vorgänge, besonders über die Rüstungsproduktion versorgt. Im August 1942 wurde die Organisation aufgedeckt. Der Prozeß gegen 75 Angeklagte vor dem Reichskriegsgericht führte zu vielen Todesurteilen.
Widerstand in der Jugend
"Jugend soll von Jugend geführt werden\" nach Hitlers Ansicht. Als Hitler ab 1936 die HJ zur Staatsjugend erklärte, ab 1939 dann der Dienst in der HJ zur Pflicht wurde, verging die anfängliche Begeisterung über die Hitler Jugend den Jugendlichen schnell. Die zunehmende Militarisierung, die Vorbereitung der Jugend auf den Krieg, machte den Dienst in der HJ zur lästigen Pflicht. Die Jugendlichen versuchten sich dem Dienst so gut es ging zu entziehen. Manche Jugendliche organisierten sich sogar in Gruppen, die sich bewußt von der HJ durch ihre Freizeitgestaltung oder Kleidung abgrenzten. Die bekannteste dieser Widerstandsgruppen waren die "EDELWEISS-PIRATEN\"
Weiße Ros
Nationalsozialismus auf. Der Tenor der Texte wechselte zwischen harten, mit Fakten belegten Anklagen des Hitlerregimes, langen Zitaten aus philosophischen und literarischen Klassikern und Passagen von biblischem Pathos. Unverkennbar wird Hitler als den "Boten des Antichristen\" hingestellt. Die Texte wurden auf Matrize geschrieben, vervielfältigt und in einer Auflage von ca. 100 Stück an Bekannte und an aus dem Telefonbuch ausgewählte Adressen verschickt. Von einigen Flugblättern wurden auch mehrere tausend Abzüge angefertigt, die an verschiedenen Orten abgeschickt wurden. Unter anderem wurden auch Blätter nach Saarbrücken gegeben zur Verteilung und zum Nachdruck. Die Mitglieder der Kerngruppe der Weißen Rose zu der die Geschwister Scholl und Kurt Huber, der Musikwissenschaftler und Philosoph war, gehörten wagten es nach der Meldung, daß Stalingrad gefallen sei, in den Nächten des 3. ,8. und 15. Februar Parolen wie "NIEDER MIT HITLER\" an Wände zu schmieren. Denn sie sahen mit dem Fall Stalingrads den Zusammenbruch des Hitlerregimes kommen. So kam es, daß die Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 öffentlich in der Universität das letzte Flugblatt der Weißen Rose verteilten. Dieses enthielt u. a. den Aufruf zur " Brechung des nationalsozialistischen Terrors aus der Macht des Geistes.\" Die beiden wurden sofort verhaftet. Die Gestapo hatte leichtes Spiel den ganzen Kreis zu erfassen, den in Scholls Zimmern lagen Adressen, die sie weiterführten. Die Geschwister Scholl und Prof. Huber wurden kurz darauf unter anderen hingerichtet.
Erfolglose Attentate
Selbstverständlich blieb der Widerstand gegen die Hitlerdiktatur nicht nur auf Meinungsäußerungen beschränkt. Wie schon am Anfang erwähnt wurde gab es außer dem Attentatsversuch am 20. Juli 1944 zahlreiche andere Attentatsversuche und Umsturzpläne. Der Generaloberst Ludwig Beck beispielsweise widersetzte sich Hitlers Kriegsplänen und trat während der Sudetenkrise 1938 zurück. Daraufhin entwarf er einen Staatstreichplan für den Fall, daß Hitler tatsächlich die Tschechoslowakei angreifen sollte. England sollte als Garantiemacht der Tschechoslowakei veranlaßt werden. Hitler hätte seinen Sturz, bei dem der SS-Führer und der Polizeipräsident u.a. mitgewirkt hätte, nach einem schweren Mißerfolg eher hingenommen. Die Erfolge Hitlers in der darauffolgenden Zeit ließen jedoch den Staatsstreich platzen. Viele waren vom Hitler-Stalin-Pakt und dem Stahlpakt, sowie der Errichtung des Reichsprotektorats Böhmen-Mähren so fasziniert, daß sie zu einer Beteiligung am Staatsstreich nicht mehr bereit waren.
Ein anderer Name der für einen erfolglosen Attentatsversuch steht ist Georg Elser. Am 8.11.1939 explodierte beim Treffen der alten Kämpfer im Münchner Bürgerbräukeller, an dem auch Hitler teilnahm eine Bombe. Hitler war jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr dort. Er entging dem Attentat nur sehr knapp, was als Akt der "Vorsehung\" gefeiert wurde. Einige glaubten an einen Propagandatrick, um die Unverletzlichkeit und Unangreifbarkeit des Führers zu demonstrieren. Hitler und der Propagandaminister Goebbels hatten die fixe Idee, daß ausländische Auftraggeber hinter diesem Attentat standen. Dies entsprach aber nicht den Tatsachen.
Der Schreiner Elser wurde an der Schweizer Grenze bei der illegalen Grenzüberschreitung gefaßt und im Frühjahr 1945 im KZ ermordet.
Weitere Vorschläge Hitler zu beseitigen waren, ihn bei einem Frontbesuch zu verhaften und dann standrechtlich abzuurteilen. Dies wurde aber abgelehnt. Am 13. März 1943 schmuggelte man eine Bombe in Hitlers Flugzeug. Der als Cognacflasche getarnte Sprengsatz explodierte aber nicht. Am 21. März 1943 versuchte sich Gersdorff mit Hitler bei der Besichtigung einer Ausstellung von Beutewaffen in die Luft zu sprengen. Auch dieser Versuch scheiterte. Hitler verließ die Ausstellung vorzeitig. Die Bombe wurde im letzten Moment entschärft. Ähnliche Attentatsversuche scheiterten auch.
Als dann am 6. Juni 1944 der Krieg als verloren galt und die Lage Deutschlands auch durch einen Sturz Hitlers fast oder gar nicht mehr verbessert werden konnte, entschloß sich Stauffenberg mit Generalmajor Henning von Tresckow zum Durchführen der Operation "Walküre\", wie der Staatsstreich (vom 20. Juli) inoffiziell hieß. Am 11. Juli wird der Staatsstreich abgebrochen, weil Reichsführer-SS Himmler nicht anwesend ist, um in die Luft gesprengt zu werden. Er sollte als gefährlichster und wichtigster Gefolgsmann Hitlers zusammen mit Göring beseitigt werden. Am 15. Juli wird die Operation abgebrochen, weil Hitler die Lagebesprechung, bei der er getötet werden soll, vorzeitig beendet. Am 20. Juli dann trifft Stauffenberg im Hauptquartier Wolfsschanze ein, schärft die Bombe in seiner Aktentasche und stellt sie an ein Bein des Tisches im Raum, in dem die Besprechung mit Hitler bereits begonnen hat. Stauffenberg verläßt den Raum, die Bombe explodiert und Hitler überlebt, wie schon am Anfang beschrieben. Noch am gleichen Tag wird Stauffenberg mit seinen engsten Mitarbeitern gefaßt und erschossen.
Bei all diesen Widerstandsgruppierungen darf man nicht die Einzelpersonen vergessen, die von sich aus gegen das Hitlerregime Widerstand geleistet haben. So gab es beispielsweise nach Ausbruch des Krieges unzählige Befehlsverweigerungen aus moralischen Gründen. Die Namen der meisten dieser Soldaten, die lieber ihr eigenes Leben geopfert haben, als das von Juden, Polen und Russen, blieben bis heute unbekannt.
Anmerkung
Bei den ganzen Widerstandsbewegungen darf man einen nicht vergessen: Oskar Schindler - ein Mann mit Zivilcourage. Er steht als Beispiel des individuellen Widerstandes, indem er anfangs zwar Juden in seiner Fabrik ausbeutet, später aber viele vor der Vernichtung in Konzentrationslagern bewahrt.
Zu empfehlen ist Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste\", der die Geschichte des Industriellen Oskar Schindler erzählt.
Solf-Kreis
Der Solf-Kreis ist nach dem Politiker Wilhelm Solf benannt. Wilhelm Solf wurde am 5.10.1862 in Berlin geboren und ist auch dort am 6.2.1936 gestorben. 1900 wurde er Gouverneur von Samoa. 1911 Staatssekretär des Reichskolonialamts und war von Oktober bis Dezember 1918 Staatssekretär des auswärtigen Amts. 1920-1928 war er dt. Botschafter in Tokio. Um Solf und seine Frau Hanna sammelte sich die lose Gruppe der Widerstandsbewegung gegen Hitler. Sie tauschten vielmehr (in der Abneigung gegen den Nationalsozialismus) ihre Gedanken aus, als daß sie Attentate planten.
Der Solf Kreis half über Kontakte in die Schweiz vielen politisch und rassisch verfolgten. Durch einen Spitzel der sich in den Kreis eingeschlichen hatte, wurde der Solf-Kreis von der Gestapo aufgespürt. Die meisten des Kreises wurden hingerichtet.
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