Die ersten organisierten Widerstände gegen die politischen und vor allem kriminellen Praktiken der Mafia lassen sich in den 80-er Jahren beobachten. Die Strafverfolgungsbehörden gingen ab 1982 in die Offensive. Einen gewissen Wendepunkt brachte dabei das Anti-Mafia-Gesetz von 1982, welches die bloße Zugehörigkeit zur Mafia als Straftatbestand wertete. Dieses Gesetz und seine Aktualisierungen sowie die Anti-Mafia-Kommission erlaubten eine effektivere Verfolgung, auch im Bereich der Politik. Darüber hinaus konnte die italienische Öffentlichkeit durch Geständnisse hoher Mafia-Bosse wie Tomasso Buscetta in das Innenleben der Mafia blicken. Der eigentliche Charakter der Mafia und deren Macht (vor allem in psychologischer Hinsicht) wurde nach und nach enthüllt.
Auch die süditalienische Bevölkerung erwachte aus ihrer Hilflosigkeit. Viele Experten meinen sogar, dass die Anti-Mafia-Bewegungen der süditalienischen Bevölkerung, beispielsweise der Associazione Donne Sicilane contro la Mafia, früher am Problem \"Mafia\" gerüttelt haben als der Staat. Ähnliches gilt für die 1991 gegründete Anti-Mafia-Partei La Rete.
Da die Mafia nach 1945 immer brutaler vorging, um Schutzgelder einzutreiben oder sich Konkurrenten vom Hals zu schaffen, und in den blutigen Mafia-Fehden, den sogenannten vendette, auch Kinder der mafiusi nicht mehr verschont wurden, ist der Widerstand der Bevölkerung eine durchaus logische Entwicklung gewesen.
Die Mafia reagierte ihrerseits auf die Proteste und die Verhaftungswellen mit Erpressung und Gewalt: sie schüchterte Richter und Staatsanwälte ein oder verzögerte Gerichtsverfahren. Besonders nach den Parlamentswahlen 1992, die der DC, der politischen Schutzmacht der Mafia, größere Verluste zufügte, starben renommierte Richter wie G. Falcone und P. Borsellino. Auch Sprengstoffanschläge in Rom, Neapel und auf die Mailänder Uffizien gingen auf das Konto der in die Enge getriebenen Mafia.
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