Nachdem im Ersten Weltkrieg (1914-1918) Erfahrungen mit der Wirksamkeit von Giftgas gemacht worden waren, kam man in den Vereinigten Staaten auf die Idee, dieses Tötungsmittel dem Henker an die Hand zu geben. 1924 wurde die erste Gaskammer in Nevada eingerichtet. Die verwendeten Chemikalien sind schwefelige Säure und Natriumzyanid oder Zyankali. Werden beide Substanzen zusammengebracht, entwickelt sich Blausäure. Bereits sechzig Milligramm dieser Substanz sind tödlich. Blausäure geht eine Verbindung mit den Körpersubstanzen (Enzymen) ein, die für die Übertragung des Sauerstoffes im Körper nötig sind, die Sauerstoffversorgung der Körperzellen wird dadurch unterbunden. Eine Blausäurevergiftung ist also ein inneres Ersticken. Die Zeitdauer des Todeskampfes hängt von der eingeatmeten Menge des Giftgases ab. Angstgefühl, Schwindel, Erbrechen und Atemnot sind die Folgen einer zu niedrigen Konzentration des Giftgases in der Atemluft, es folgen Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und Tod. Der Ausdruck "eine zu niedrige Konzentration" bezieht sich dabei nicht auf einen absoluten, objektiven Wert, sondern auf den Menschen, der vergast wird. Das heißt, eine tödliche Konzentration ist je nach Konstitution des Verurteilten unterschiedlich hoch. Verzögerungen können außer durch zu niedrige Konzentration auch durch langsames Atmen oder Atemanhalten ein-
treten. Der Verurteilte wird in einem luftdichten Raum auf einen Stuhl gefesselt, unter dem sich die beiden Substanzen befinden. Auf der Brust des Todeskandidaten wird ein Stethoskop befestigt, über das ein außerhalb des Raumes sitzen der Arzt den Herzschlag überwacht. Sobald der Verurteilte das Gas einatmet, wird sein Kopf hin und her geworfen und von heftigen Zuckungen geschüttelt. Diese halten einige Minuten lang an. Nach etwa zehn Minuten kann der Arzt Herzstillstand und Tod feststellen. Ein Gefängnispfarrer erklärte nach einer Vergasung: "Das war das Schrecklichste, das ich je gesehen habe, und ich habe 52 Hinrichtungen durch Erhängen beigewohnt." Als besonders grausam werden die Hinrichtungen von Carlyl Chessman und Jimmy Lee Gray geschildert. Letzerer soll nach Augenzeugenberichten sogar noch gelebt haben, als die Zeugen der Hinrichtung aufgefordert wurden, den Zeugenraum zu verlassen.
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