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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Umweltzerstörung durch den bergbau:



"Man durchgräbt die Erde auf der Jagd nach Reichtum [...] Wir durchforsten alle Adern der Erde und leben auf ihr dort, wo sie ausgehöhlt ist, und wundern uns noch, dass sie zuweilen auseinander bricht und zittert, also ob dies nicht in Wahrheit aus dem Unwillen der Mutter Erde gedeutet werden könnte . Wir dringen in ihre Eingeweide und suchen am Sitz der Schatten nach Schätzen, so als ob sie dort, wo man auf ihr gehen kann, nicht genügend gütig und fruchtbar wäre.\" [Plinius nat. hist. 33,1. 33,33. 33,73]

Der ältere Plinius befasste sich mit dieser Thematik und schrieb außerdem die ausführlichste naturkundliche Enzyklopädie, die aus dem Altertum gekommen ist. Es ist erstaunlich, dass er damals die ökologische Problematik des rapiden Abbaus der Ressource teilweise vorhergesehen hat. Er meinte, dass das Fördern und Nutzen der Bodenschätze nur Unglück und Zwietracht über die Menschheit gebracht haben. Eisen wird zu verderblichen Waffen geschmiedet, mit denen sich die Menschen gegenseitig umbringen. Noch unheilvoller ist Gold, denn es stachelt Habgier an, löst Mord und Todschlag aus und führt sogar zu Kriegen. . Er schrieb, wenn wir der Erde ihre Eingeweide herausreißen, wird es zu Erdrutschen, Bodeneinstürzen und sogar zu Beben (-falsch) kommen. Ähnlich wünscht Horaz inder 3. Römerode den guten Zustand zurück als "das Gold noch nicht entdeckt ward und so besser lag", anstatt wie in seiner Zeit die Menschen zu Raub und Frevel zu zwingen. Auch Tacitus schrieb in seiner "Germania", dass "er im Zweifel ist, ob die Götter (den Germanen) Silber und Gold aus Gnade oder aus Zorn vorenthalten haben." Man darf diese Zeugnisse römischer Bergbaukritik aber nicht überbewerten. Sie waren zwar Ausdruck tiefen Unbehagens, führten aber zu keinerlei Verhaltensänderung.
In den Weltaltervorstellungen, die von einer Entwicklung der Menschen vom glücklichen Goldenen Zeitalter zum beschwerlichen Eisernen Zeitalter ausgehen, stellt der Bergbau einen wichtigen Markstein auf dem allmählichen Wege in den Niedergang dar.
Die landschaftszerstörerischen Folgen bergbaulicher Aktivitäten lassen sich noch heute nachweisen, sei es in Gestalt kahler, erosionsgeschädigter Bergabhänge, sei es in Form unansehnlicher, unfruchtbarer Schlacken- und Geröllfelder, alter umgeleiteter Flussbetten (brauchte man zum Auswaschen der Gesteinstrümmer -Gold) oder anderer unnatürlicher Landschaftsveränderungen. Man denke nur an das heutige, von über 2000 Schächten durchlöcherte Gebiet der Laureion-Berge. Auch ausgedehnte Waldungen sind dem Bergbau zum Opfer gefallen.
Der Bergbau führte auch zu großen gesundheitlichen Schäden. Die schlechten Arbeitsbedingungen führten schell zu Krankheit und Tod, Die Lebenserwartung war gering. Die meisten der Bergleute waren Sklaven oder römische Verbrecher, die dazu verurteilt worden waren. Kinderarbeit war bei manchen Bergminen nichts ungewöhnliches.
Doch es muss gesagt werden, dass sich die Umweltschäden in einem Rahmen hielten, der mit unserer jetziger Zeit nicht vergleichbar ist. Zum einen, weil die ökonomische Basis der antiken Staaten stets die Agrarwirtschaft geblieben ist, zum anderen, weil die technischen Möglichkeiten sehr begrenzt waren. Ein Riesenbagger kann heute an einem Tag der Umwelt größeren Schaden anrichten als eine durchschnittlich große römische Mine in Monaten dazu.
Man hätte glauben können, dass wegen religiöser Gründe mit der Erde sehr schonend umgegangen worden ist. In Wirklichkeit aber scherte sich keiner um religiöse Skrupel. Es ging darum, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Verschärft wurde diese Tendenz zum Raubbau zeitweise durch das Steuerpächter-System, wie es vor allem in den beiden letzten Jahrhunderten der römischen Republik auch im Bergbau gang und gäbe war. Als Eigentümer der in den Provinzen gelegenen Minen verpachtete der Statt über die Zensoren den kompletten Bergwerksbetrieb mitsamt den Schürfrechten an finanzstarke Kapitalgesellschaften, die sogenannten publicani. Gegen eine Fixsumme, die bei Vertragsabschluß zu entrichten war, wurde ihnen die Ausbeutung einer Mine in der Regel für 5 Jahre nach eigenem Gutdünken überlassen. Für den römischen Staat fielen in diesem System keinerlei Verwaltungs- und Personalkosten an, außerdem konnten die Erträge aus dem Bergwerksbesitz fest in den Staatshaushalt eingeplant werden. Unerwartete Mindereinnahmen drohten ja nicht, weil die publicani den vereinbarten Pachtzins schon entrichtet hatten. Für sie bedeutete das aber wieder, in der ihnen zur Verfügung stehenden Zeit möglichst hohe Profite aus dem gepachteten Bergwerk zu erwirtschaften. Angesichts des Zeitdrucks schien es opportun, sich auf die reichen Lagerstätten zu werfen, und sich dann neuen zuzuwenden, Um die weniger Ergiebigeren konnten sich dann ja die Nachfolger in der Pacht kümmern. Der Bergbau hatte aber nicht nur Schattenseiten. Er führte zu höherer Lebensqualität und gilt sogar als Grundlage für die Entwicklung der griechisch-römischen Zivilisation.
Beispiele:
In Spanien gab es damals einen sagenhaften Silber- und Goldreichtum. Allein im Gebiet um Neu-Karthago waren im 2. Jh. vor Chr. 40000 Bergwerksarbeiter tätig, deren Förderleistung sich Tag für Tag auf einen Ertrag von umgerechnet 25000 Denaren belief. Deswegen haben sich die Römer nach dem 2. Punischen Krieg Spanien mit seinen lukrativen Bergwerken bemächtigt. Die viele Jahrhunderte hindurch betriebene Ausbeutung hat deutliche Spuren in Form von Entwaldung, Erosion und Entstellung der Landschaft hinterlassen. Es kam zur Zerstörung von ganzen Landstrichen
Das erste Opfer des italischen Bergbaus war die Insel Elba. Etrusker und Römer förderten dort viele Jahrhunderte lang Eisenerz aus reichen Gruben. Die Verhüttung des Eisenerzes prägte das Aussehen der Insel derart, dass die Griechen sie Aithaleia, die nannten.
Ein bedeutendes Zentrum des griechischen Goldbergbaus war die Insel Thasos, dessen Wohlstand allzu bekannt war. Im attischen Laureion war die Förderung des Silbers, Bleis und Zinnobers in Besitz von Kapitalisten, die ein Heer von Sklaven besaßen und diese an Unternehmer vermietete. Einer von ihnen war der Feldherr und Politiker Nikias. Kinderarbeit war bei ihm keine Seltenheit. Die Sklaven wurden teilweise angekettet und gefesselt. Doch die Sicherheitsstandards waren verhältnismäßig hoch. Die Abstützung einsturzgefährdeter Hohlräume war vorbildlich und die Vorkehrungen gegen Wassereinbruch wurden sorgfältig beachtet.
Die Verhältnisse für Bergarbeiter in der hellenistischen und römischen Zeit waren deutlich schlechter als jene in Thasos oder im attischen Laureion. Plinius berichtete, dass man Stolle über weite Strecken angelegt hat, dass sich oft Risse plötzlich senkten und die Arbeiter verschütteten. Um die Berge zu stützen verwendete man Gewölbebögen. Falls man auf Felsen traf, zersprengte man sie mit Feuer und Essig, oder mit Sprenghämmern. Nach vollendeter Arbeit schlug man die Stützen der Bögen weg. Der zerbrochene Berg fällt dann weithin auseinander mit einem Krachen. (Spectant victores ruinam naturae). Diese aufwendige, landschaftszerstörende Technik des Goldbergbaus wandte man auf gut Glück an. Vielleicht bewahrheiteten sich die Prognosen der Prospektoren vielleicht war aber auch alles umsonst gewesen. Die Zahl der in die Goldbergwerke verbannten Menschen ist sehr groß. Die Arbeiter mussten Tag und Nacht ohne Unterbrechung arbeiten sie waren an den Füßen gefesselt, sie wurden durch Schläge zur Arbeit angetrieben. Sogar Selbstmorde waren an der Tagesordnung.
Man stellte fest, dass römische Ingenieure Flüsse in neue Betten umgeleitet haben. Zahlreiche Aquädukte in dem hochgelegenen Bergbauort Las Medulas, lieferten das benötigte Wasser zum Goldwaschen. Etwa 34 Millionen Liter Wasser strömten so täglich in die Minenstadt. Der größte Teil wurde in Tanks und Reservoirs geleitet, von denen noch deutliche Spuren erhalten sind.

 
 

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