Im Jahre 1860 gab es 16 amerikanische Städte mit über 50000 Einwohnern, und im Jahre 1910 waren es schon 109 Städte. 1885 entstand in Chicago der erste Wolkenkratzer. Der Staat schuf ideale Bedingungen für die Brutstätte der neuen Industrien. Bis 1860 stellte das Patentamt der USA insgesamt 36000 Patente für neue Erfindungen aus. In der Zeit von 1860 - 1890 wurden 440000 Patente registriert. Wesentliche Fortschritte machte die Kommunikationstechnik.
1866 verlegte Cyrus W. Field das erste transatlantische Telegrafenkabel nach Europa. Wenige Jahre später entwickelte Alexander Graham Bell das Telefon. 1868 brachte Christopher L. Sholes die erste Schreibmaschine und 1891 William S. Burroughs die erste Rechenmaschine auf den Markt.
Von revolutionärer Bedeutung war die Erfindung der Glühbirne von Thomas Alva Edison. In den 1850er Jahren entdeckten der Amerikaner Kelly und der Engländer Bessemer das Stahlherstellungsverfahren. Dies wiederum förderte die Entwicklung eines wichtigen Nebenprodukts: Petroleum als Schmierstoff. Erst später wurde Erdöl als Kraftstoff entdeckt. In Pennsylvania erbaute Edwin L. Drake 1859 den ersten Bohrturm, mit dem er monatlich 500 Barrels (1 Barrel = 159 l) förderte.
1870 förderte man in der USA jährlich 20 Mio. Barrel, Erdöl wurde viertwichtigstes Exportprodukt der USA. Auch das Transportwesen wurde 1903, als den Gebrüdern Wright der erste Start mit einem Flugzeug gelang, weiterentwickelt. Weiters bauten 1903 Charles und Frank Duryea die ersten amerikanischen Autos. Nur drei Jahre später entstand das erste Automobil Henry Ford's 1914 führte Ford die Fließbandherstellung ein. Die Barone der Industrie gründeten ihre Imperien auf der Basis von Inkorporationsgesetzen, die die Bildung von Holdings, Trust und Monopolgesellschaften ermöglichten.
Das Konzept der Aktiengesellschaft mit beschränkter Haftung entstand. Das größte industrielle Imperium der Jahrhundertwende war die Ölfirma Standard Oil, die John D. Rockefeller 1870 gründete. Der Wiederspruch zwischen dem Lebensstiel dieser Industriebarone und dem der Arbeiter war krass. Der Arbeitstag eines Fabrikarbeiters um 1900 hatte im Durchschnitt zehn Stunden und die Arbeitswoche sechs Tage. Auch Kinder verrichteten stundenlange Arbeit neben den Erwachsenen.
Um 1900 arbeiteten c.a. 1,7 Mio. Kinder unter 16 Jahren in den Industrien. Die Arbeitnehmer waren unzufrieden mit ihren Löhnen und den Arbeitszeiten und streikten des Öfteren. Der erste große Streik in der Geschichte der USA war eine nicht-gewerkschaftlich organisierte Protestaktion der Eisenbahner, die nach der Ankündigung einer 10%igen Lohnkürzung die Arbeit niederlegten.
Die erste überregionale Gewerkschaft der Nation bildeten die 1869 gegründeten Knights of Labor, die Ordensritter der Arbeit. 1886 wurde die noch heute im Rahmen eines Gewerkschaftsbundes existierende Amerikanische Arbeitsföderation (ALF) ins Leben gerufen, die sich für den Achtstundentag einsetzte.
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