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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Spätmittelalter



Historisches Grundwissen Im Spätmittelalter erstarkt in den westeuropäischen Ländern die zentrale Gewalt der Könige; es bilden sich die Grundlagen der späteren Nationalstaaten. In Deutschland dagegen sinkt die Macht des Königtums, die der Reichsfürsten wächst; die Kurfürsten gewinnen das Recht der freien Königswahl; die Städte erlangen große wirtschaftliche und politische Macht; hier entsteht die Kultur des Bürgertums. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben Europas entwickelt sich aus der bisherigen relativen Einheit zu großer Vielfalt.

Wernher der Gartenaere (um1280)
Ein Spiegel dieser Entwicklung ist die Verserzählung Meier Helmbrecht, geschrieben in der 2. Hälfte des 13. Jhd. von Wernher der Gartenaere. Es berichtet von zwei Bauernkindern, die aus Eitelkeit und Geltungsdrang Eltern und Heimathaus verlassen, unter die Strauchritter geraten und schließlich ein elendes Ende finden.
Wernhers Stiel ist realistisch; er beschönigt nicht und hat Sinn für dramatische Effekte.

Bettelorden
Die Kirche stellte sich auf die geänderte Situation sofort ein. Hatten die alten Orden ihre Klöster wie wehrhafte Burgen in stolzer Abgeschiedenheit errichtet, so erschienen nun die Bettelmönche mitten im Menschengewühl der Städte, predigten auf Straßen und Plätzen - für die Reichen warnende Mahner, für die Armen tröstende Helfer.
Einer der bedeutendsten Prediger war Berthold von Regensburg.



Mystik
Durch Abtötung aller Leidenschaft, durch den Willen, es Gott gleichzutun im Leiden sollte eine Vertiefung des religiösen Gefühls erreicht werden, die als höchstes Ideal die \"unio mystica\", die Einswerdung der menschlichen Seele mit Gott, suchte.
Die Auswirkungen der Mystik auf das Schrifttum war bedeutend. Da man versuchte, alle Gedanken, Gefühle, seelische Erschütterungen und Ängste schriftlich niederzulegen, werden die Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks ungemein erweitert und verfeinert.
Drei Dominikanermönche sind die markantesten Erscheinungen der deutschen Mystik, Meister Johannes Eckhard, Heinrich Seuse und Johannes Tauler.

Meister Eckhard 1260-1327:
Prediger und Lehrer der Dogmatik in Köln, fasste alles, was an mystischem Gedankengut vorhanden war, zu einer Lehre zusammen.
Heinrich Seuse 1295-1366:
Prediger zu Konstanz und Ulm, war der Poet unter den Mystikern.
Johannes Tauler 1300-1361:
Er wirkte hauptsächlich in Straßburg, war mehr dem praktischen Leben zugewandt und wollte die Mystik im menschl. Alltag verwirklicht sehen. Taulers Schriften waren weit verbreitet.


Gotik
Die im 13. Jhd in Frankreich entstandene Gotik löste die feierliche Starrheit der Romantik auf in ein Wechselspiel der Formen, in ein bewegtes System.

Literaturformen

Das geistliche Drama
Die Entwicklung des geistlichen Dramas oder Mysterienspiels steht in engster Verbindung mit der Gestaltung kirchlicher Zeremonien. Es wurden meist Szenen aus der Bibel nachgestellt. Gespielt wurde anfangs in der Kirche, später vor der Kirche und schließlich auf dem Marktplatz.


Das weltliche Drama
Neben den kirchlichen Festen boten alt überlieferte Bräuche Gelegenheit zum Theaterspielen. Charakteristisch für alle Lustspiele des Mittelalters ist die Freude Am derben Spaß. Auf eine kunstvolle Gestaltung legte man wenig Wert, meist handelte es sich nur um szenische Einlagen bei Umzügen, Tanzspielen, Frühlingsfeiern und Erntefesten. Besonders ergiebig war das Faschingsbrauchtum.

Das Volkslied
Hauptthema ist das menschl. Leben von der Kindheit bis zum Tod. Gefühle wie Liebe, Trauer, Freundschaft und der Freude an der Natur werden im Volkslied in einer schlichten, leicht sangbaren Form besungen. Der Grundton dieser Lieder ist sentimental, oft sogar rührselig doch gibt es auch fröhliche und ausgelassene Spott- und Trinklieder, ernste Berufs- und Ständelieder und balladenartige Gesänge, die irgendein historisches Ereignis feiern.


Die Fabel
Das Hauptanliegen der mittelalterlichen Fabeldichtung ist das Moralisieren. Die älteste deutsche Tierfabel ist eine satirische Geschichte von Reinhart dem Fuchs, die Ende des 12 Jhd von Heinrich dem Gleissner (dem Glîchesaeren) geschrieben, aber nicht vollständig überliefert ist.
Etwa 200 Jahre später begann man die allgemein bekannten Fabeln zu sammeln.


Legende
Überaus beliebt war auch die Legendendichtung. Nach dem Vorbild der Ritterromane wurden die Heiligengeschichten heroisiert, das Fremdartige und Abenteuerliche wurde dabei besonders herausgestrichen.

Der Meistergesang
Der Meistergesang ist eine handwerklich-pedantische Kunstform nach schulmäßigen Regeln aufgebaut, wobei die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit meist fehlen. In vielen Meistergesängen herrschen inhaltlich trockene Lehrhaftigkeit vor. Hans Sachs, der Zeitgenosse Albrecht Dürers und Peter Vischers, war die führende Persönlichkeit unter den Meistersängern. Sachs wurde1494 in Nürnberg als Sohn eines Schneiders geboren. Nach dem Besuch einer Lateinschule erlernte er auch das Schumacherhandwerk; der Leinenweber Nunnenbeck führte ihn in die Kunst des Meistergesangs ein. Nach einigen Jahren der Wanderschaft ließ er sich in Nürnberg nieder und entfaltete reiche literarische Tätigkeit. Er verfasste über 4000 Meisterlieder, 1500 Schwänke und 200 dramatische Werke. Hans Sachs starb 1576 im Alter von 82 Jahren.


Der Schwank
Im Schwank wird eine dramatische oder epische Darstellung einer derbkomischen Situation bezeichnet. Die Verspottung eines Dummen ist das häufigste Motiv. Die bekanntesten Schwänke stammen von Hans Sachs und Jörg Wickram(\"Rollwagen-Büchlein\").

Satire und Narrenliteratur
Satire und Narrenliteratur sind beliebte Literaturformen des 15. und 16. Jhd. Sebastian Brants \"Narrenschiff\" (1494), eine Satire auf die Dummheiten seiner Zeit, wurde von den Zeitgenossen begeistert begrüßt. Er stellt im \"Narrenschiff\" 112 verschiedene Narrentypen vor, die auf einem Schiff nach Narragonien unterwegs sind. Alle Sorten menschlicher Dummheiten und Laster werden von Brant gegeißelt. Er will alle menschl. Gebrechen, Fehler und Sünden unter dem einheitlichen Begriff der Narrheit vor Augen stellen.


Sprachverfall
Die für alle Dichter maßgebliche mittelhochdeutsche Literatursprache verlor ihren beherrschenden Einfluss und wurde von den Mundarten verdrängt. Da nun jede landesfürstliche Kanzlei ihren eigenen
sprachlichen Stil hatte, wurden in der zweiten Hälfte des 1400 Jhd Reformen eingeführt. 4

 
 

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