Schon in seinen erziehungstheorethischen Passagen in " Mein Kampf" hatte Adolf Hitler unter anderem propagiert, daß es nicht einzusehen sei " warum Millionen von Menschen im Laufe der Jahre zwei oder drei fremde Sprachen lernen müssen, die sie zu dann nur zu einem Bruchteil verwerten können und deshalb auch in der Mehrzahl wieder vollkommen vergessen." Auch andere Politiker im Ministerium für Bildung und hohe Funktionäre des NSLB vertraten ähnliche Pläne.
In den ersten Jahren nach 1933 vertrat z.B. auch der Ministerialrat Rudolf Benze (gleichzeitig ein hoher Funktionär des Nationalsozialistischen Deutschen Lehrerbundes), der im Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung mit der geplanten Schulreform betraut war, daß eine erhebliche Reduzierung des neusprachlichen Unterrichts durchzusetzen sei.
In den folgenden Jahren wurden keine konkreten Pläne über eine Schulreform erstellt, so daß es keine konkrete Neukonzeption des Fremdsprachenunterrichts gab. Nur in zwei Erlassen zur "Vererbungslehre und Rassenkunde (15.1.1935)" und zur "Pflege der Luftfahrt (17.11.1934)" wurden auch die neusprachlichen Fächer mit eingebunden.
Konkrete Vorstellungen wurden nur in den Fachzeitschriften der Neuphilologen dargestellt, die Bedeutung der Fremdsprachen wurde betont, da :
- nur "über ein Verständnis der englischen, ...., Mutter- und Kolonialländer Deutschlands Weg in die Welt, der Kampf um Weltbedeutung mit dem schicksalsmäßigen Rivalen erfolgreich sein könne"
- "nur die genaue Kenntnis der fremden Völker vor einer falschen Beurteilung der Weltlage und dem verkehrten Einsatz der Kräfte schütze."
Die Inhalte der Englandkunde knüpften an die Kulturkunde der zwanziger Jahre an, deren Ziel das Erkennen von Wesen und Charakter des englischen Volkes war, damit der Schüler die eigene Nation um so deutlicher erkennen und zu schätzen wisse.
Im Jahr 1938 erschienen die neuen Rahmenpläne für den Fremdsprachenunterricht, und hier nimmt der Englischunterricht eine zentrale Rolle ein; im selben Jahr erschien ein "Lehrbuch für Lehrer" in dem die Ziele des Unterrichts noch einmal verdeutlicht werden.
So galt das englische Volk auch als Vorbild für das eigene Volk, die Rasseverwandtschaft aufgrund der gemeinsamen germanischen Herkunft wird immer wieder betont, aber vor allem werden die Ergebnisse der englischen Kolonialpolitik (Empire) immer wieder als Beispiel für die Überlegenheit des nordischen Volkes angeführt.
Neben diesen politischen Beeinflussungen war weiterhin das Hauptziel die " angemessene Beherrschung der Umgangssprache", die sogar den hohen Standard der Ziele des preußischen Lehrplans von 1925 übertraf.
Als entscheidende Neuerungen für den Unterricht der Oberstufe ist die Einbeziehung der rassekundlichen Betrachtungsweise von Sprache, Kultur und Geschichte, und die Ausweitung der Themengebiete auf die außenpolitische Forderungen des NS Staates "Kolonien, Lebensraum, ...,Betonung des Deutschtums innerhalb der Amerikakunde" zu sehen.
Während des Krieges wurde dann das Feindbild England auch im Unterricht verdeutlicht, so wurden dann vor allem die Niedergangserscheinungen und schwachen Führer als negatives Vorbild angegeben.
Die Auswirkungen der Lehrpläne sollte jedoch nicht überschätzt werden, da nach Kriegsbeginn ein eher negatives Englandbild gefordert war, und durch die Kriegseinwirkungen ein systematischer Unterricht nicht immer gewährleistet war.
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