" Wie mag es kommen, dass viel mehr Weiber Zaubersche werden als Männer? Dessen sind drei Ursachen. Zum Ersten weil die Weiber leichter glauben als die Männer. Man sagt gemeiniglich, wer leichter glaubt, wird leichter betrogen.... Die andere Ursache ist, weil die Weiber neufindig sind, wollen alle Dinge wissen und erfahren. Also wollte Eva Gutes und Böses wissen. Zum Dritten sind die Frauleut gar rachgierig. Sobald ihnen etwas mangelt, wollen sie solches rächen, und da es ihnen an der Macht fehlt, ist alsbald der Satan dabei und lehret sie solches heimlich durch Zauberei zu tun.... Die Weiber sind auch gemeinlich geizig. Deshalb wollen sie reich sein, alle Dinge haben und nach der Pracht leben. Solches verheisst ihnen der Satan und bringt sie deshalb dazu."
Autor
Von wem dieser Text verfasst wurde, weiss man nicht, denn der Name des Verfassers ist nirgends angegeben.
Der Autor hat etwa um 1540 gelebt, denn die Chronik, aus welcher dieser Text stammt, ist von 1576. Zu dieser Zeit gehörte man mit 30 Jahren schon bald zu den Älteren.
Der Autor gehört wahrscheinlich eher zu einer höheren Gesellschaftsgruppe, denn es ist für diese Zeit eine eher gehobene Sprache, die er spricht.
Der Autor ist eher ein christlicher Mensch, denn er bezeichnet die Hexerei als eine negative Sache und ist auch eher kritisch, wenn es um diese Thema geht.
Der Text hat den Sinn, dass er die Menschen über die Gründe aufklären soll, warum es wesentlich mehr Hexen als Hexer gibt. Es sind alles jedoch nur negative Aspekte, deshalb hat der Text auch die Funktion, dass er die Menschen davor hindern soll, selbst in die Fänge des Bösen zu geraten.
Adressaten
Der Text richtet sich an alle, die schon einmal mit dem Hexentum zu tun hatte, und an alle die mehr darüber erfahren wollen.
Er dient aber in erste Linie zur Aufklärung darüber, weil das Verhältnis zwischen Hexern und Hexen nicht sehr ausgewogen ist.
Der Text sagt einem ,aus welchen drei Gründen die Frauen eher zu einem bösen Hang neigen als Männer. Er dient auch in einem gewissen Masse zur Abschreckung vor der schwarzen Magie.
Herkunft und Gattung
Dieser Text stammt aus der Chronik aus Kleve.
Kleve ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, im niederrheinischen Tiefland.
Eine Chronik ist ein Prosa- oder Versbericht über historische Ereignisse in chronologischer Reihenfolge.
Dieser Text gehört zu der Gattung Prosatexte. Mich dünkt es, dass er eventuell auch aus einer Zeitung stammen könnte, aber das ist eher unwahrscheinlich, denn ich weiss nicht ob es zu dieser Zeit schon etwas ähnliches wie die Zeitung gegeben hat, und wenn es wirklich ein Zeitungsartikel währe, warum ist er dann in einer Chronik zu finden ?
Ich denke, dass die Quelle eine höheren Grad an Zuverlässigkeit aufweisen kann, denn eine Chronik wird schliesslich nicht gerade jeden Tag . Was mich jedoch etwas zweifeln lässt, ist, dass man sie nirgends findet, ich habe in einer Bibliothek gesucht und auch auf dem Internet, aber habe keine Spur von dieser Chronik gefunden.
Verständnis
Zaubersche : anderes Wort für Hexe
Gemeiniglich : stammt von "gemein" ab, aus eine gemeine Art und Weise
Neufindig : neugierig
Frauleut : die Gesamtheit der Frauen
Der Text sagt aus, aus welchen Gründen sich die Frauen eher mit dem Teufel verbinden, als die Männer.
Historisches Umfeld
Wenn ein Bauer von Krankheit, Tod oder einer Missernte getroffen wurde, so beschuldigte er oft eine verfeindete Nachbarin, durch Hexerei dieses Unheil angerichtet zu haben.
Aber auch wenn ein Bauer Glück hatte, musste er damit rechnen, dass man seine Frau beschuldigte durch Hexerei zu diesem Glück gekommen zu sein.
Stand eine Frau erst einmal unter Verdacht eine Hexe zu sein, fand manchmal gegen sie ein regelrechtes "Mobbing" statt .
Gelang es dem Volk dann auch noch das Interesse des obersten Mitglieds der Stadt zu erregen, konnte die Frau sogar zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt werden.
Dies war allerdings bis zum Ende des 16. Jahrhunderts noch relativ selten, doch danach nahm die systematische Hexenverbrennung rasant zu.
Deutung
Im Text wird auf die Bibel zurückgegriffen, denn es heisst : "Also wollte Eva Gutes und Böses wissen". Damit wird angedeutet, dass auch damals, in den Anfängen der Menschheit; das Böse schon dagewesen sein muss. Es war auch diese böse Macht die Eva dazu verleitete, von den verbotenen Früchten zu naschen und somit die Menschheit aus dem Paradies zu verbannen.
Kontrapunkt dazu ist, dass es drei Ursachen sind, die aufzeigen, warum es mehr Hexen als Hexer gibt. Es ist ein gewisser Widerspruch, dass sich die Dreifaltigkeit dort wiederfindet, wo es um das Böse geht.
Der Text gibt einem einen Hinweis darauf, dass das Hexentum auf Widerstand gestossen war zu dieser Zeit. Man begann das Handeln der Hexen zu hinterfragen und zu kritisieren.
Die Zeit damals war anscheinend auch eine Zeit, in der man nicht besonders ehrlich einander gegenüber war, denn es heisst im Text, dass wer leichter glaubt, leichter betrogen wird.
Man bemerkt auch gut, dass zu diesem Zeitpunkt; und auch noch einige Jahrhunderte später, die Männer deutlich im Vordergrund standen, denn es heisst, dass Männer nicht so leichtgläubig sind wie die Frauen. Es wird auch nur von Eva erzählt, und von ihrem Vergehen. Auch steht, dass Frauen die Macht fehlt um sich zu rächen , und dass die Frauen hinterlistig seien.
Die Hexerei wird allgemein als " Sache der Frauen" abgetan. Lediglich am Anfang werden die Männer auch in Zusammenhang mit der Hexerei gebracht, aber nur kurz, der ganze Rest des Textes bezieht sich auf die Frauen.
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