Der Marxismus wurde nach Marx Tod zur offiziellen Weltanschauung der internationalen Sozialdemokratie. Aus der Staatstheorie entwickelten sich verschiedene Richtungen und Schulen mit verschiedenen Prioritätensetzungen auf der Lehre des Marxismus. So gab es z.B. Revisionismus, Stalinismus, Titoismus, Maoismus, Leninismus, Reformmarxismus und den Neomarxismus.
Seinen größten Erfolg verzeichnete die Praxis ab der Oktoberrevolution 1917 in Russland. Diese konnte stattfinden, da - nach Staatsführer Lenin - Russland kapitalistisch und somit reif für eine proletarische Revolution war. Er erhielt Recht. 1917 wurden Osteuropa und die Sowjetunion erst verstaatlicht, dann wurde das Eigentum vergesellschaftet. Erst als Lenin starb und Stalin an die Macht kam, setzte letzterer die Industrialisierung in Bewegung, zerstörte also die herrschende Staatsform und wurde zum Diktator des Landes.
Außer Russland wird u.a. China unter Mao Tse Tung kommunistisch. Kuba ist mit Staatsführer Fidel Castro, das letzte wirklich kommunistische Land der heutigen Zeit, wobei anzumerken ist, dass Kuba inzwischen einer sozialen Marktwirtschaft entgegenstrebt. Schon nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Ende der UdSSR 1991 verlor der Marxismus an Bedeutung.
Insgesamt wurden 1 Milliarden Menschen in der Sowjetunion, Mitteleuropa, Ost- und Südasien und Kuba von der vorherrschenden sozialistischen Form geprägt; der Marxismus umfasst weltweit 7 Millionen Mitglieder. Heutzutage sind es vor allem Jugendliche, die von der Legende Karl Marx, dem Marxismus und dem Kommunismus fasziniert sind. Seine Bedeutung hat jedenfalls im Gegensatz zu seiner Lebenszeit im 20. Jahrhundert schwerwiegend an Bedeutung hinzugewonnen.
4. Kritik
Für die Entwicklung der Theorien in Marx' geschichtlicher Lebenszeit kann man ihm nur Respekt zeugen. Seine Lehren, welche für die Gleichheit der Klassen, also für eine klassenlose Gesellschaft plädieren sind anfangs sehr faszinierend. Doch schon Marx' Freund, der Schriftsteller Heine hatte Angst vor einer Gesellschaft ohne Unterschiede. Selbstverständlich stellt sich die Frage, ob eine solch "klassenlose Gesellschaft" überhaupt existieren kann. Der amerikanische Verhaltensforscher John P. Calhoun errichtete quasi einen kommunistischen Mäusestaat. Er errichtete Käfige und Nistplätze in optimaler Umwelt, d.h. Futter und Wasser in unbegrenzter Menge, keine natürlichen Feinde, keine Krankheiten, keine äußere Störfaktoren, angenehme Temperaturverhältnisse, also ideale Existenzbedingungen. Anfangs bildete sich eine blühende, sich rasch vermehrende Kolonie. Dann zeigte sich , dass "Reichtum" und "Statussymbol" auch in der Mäusegesellschaft eine Rolle spielen. Statussymbol ist etwa ein Nistplatz nahe dem Futterspender. Die ersten Mäuse besetzten den gesamten Lebensraum, zwischen den Folgegenerationen kam es zum Kampf um Territorien und Weibchen. Die älteren Männchen rieben sich auf und starben aus, die Weibchen wurden aggressiv - kurz, das Sozialgefüge im Mäusestaat geriet durcheinander, weil die traditionellen Rollenverhalten durcheinandergeraten waren. Nach 2 Jahren wurden die Tiere zunehmend passiv, depressiv statt aggressiv und verließen schließlich die Nester knapp zur Nahrungsaufnahme. Die Paarungen hörten auf und innerhalb weniger Monate starb die Kolonie aus.
Obwohl Menschen keine Mäuse sind, stimmt dieser Versuch äußerst nachdenklich. Zudem man bedenken muss, dass beispielsweise Stalins Form des Marxismus mehr als 20 Millionen Menschen das Leben gekostet hat.
Der nächste wesentliche Punkt ist, dass Karl Marx , selbsternannter "Vorkämpfer des Proletariats", sich nicht in die Rolle der Lohnarbeiter hineinversetzen konnte und zwar ganz einfach deswegen, weil er nie den Zugang zu dieser Schicht auch nur annähernd suchte. Er schaute sich nicht einmal die Fabrik des Freundes Engels an, um vielleicht mit den Arbeitern Kontakt aufzunehmen. Stattdessen beharrte er auf seiner bürgerlichen Existenzform. So hat er über eine Sache geschrieben, mit der er einfach keine lebensnahe Erfahrung hatte. Andreas Gottschalk (proletarischer Führer in Köln) sagte zu diesem Thema, dass Marx das Elend der Arbeiter gar nicht berühre, er nur wissenschaftlich doktrinäres Interesse für die Unterklasse habe und er nicht wüsste, was die Menschen wirklich bewege. Diese Aussage kann man durch die Tatsache, dass Karl Marx die Revolutionsbereitschaft der Proletarier überschätzte, nur unterstützen. Ich denke, dass der Marxismus ausgefeilter, ideeller und realitätsnäher wäre, hätte der Lehrmeister selbst der Klasse, über die er schrieb, angehört oder sie zumindest besser gekannt.
Des Weiteren ist am ökonomischen Bewegungsgesetz des Theoretikers Kritik zu üben. Er schreibt, dass die Gesellschaft (nach der Urgesellschaft) schon immer aus Souverän und Untertan bestand. Mit jeder Revolution kommt eine neue Klasse an die Macht und scheint eine Umwälzung der bestehenden Form vollzogen zu haben. Dem ist jedoch nicht so, denn die Verhältnisse zwischen den Klassen bleiben nachweislich trotzdem bestehen. Die Idee des Marxismus ist es, dass nur das Proletariat es schaffen kann, nach der gewaltsamen Machtübernahme seinerseits über den Weg der vorläufigen Diktatur zum Endziel "klassenlose Gesellschaft" zu kommen. Dabei hat der Gelehrte allerdings missachtet, dass die Bourgeoisie gleichermaßen an die Macht kam, die alten Produktionsverhältnisse aufhob, aber trotzdem die herrschende Klasse wurde. Resümierend stellt sich also die Frage, wer garantiert, dass die Proletarier nicht auch bei einer Diktatur stehen bleiben.
An dieser Stelle haben Marx und Engels offensichtlich nicht zu Ende gedacht.
Sie waren eben Ideologen, die so sehr davon überzeugt waren, die Wahrheit zu verkünden, dass sie ihre Lehre keiner Kritik unterzogen. Diese Tatsache ist insofern verwunderlich, da beide sehr wohl an den Lehren ihres großen Vorbilds Hegel Kritik übten.
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