Die restlose Beschäftigung aller Kriegsgefangenen sowie die Hereinnahme einer Riesenzahl neuer ausländischer Zivilarbeiter und Zivilarbeiterinnen ist zur undiskutierbaren Notwendigkeit für die Lösung der Aufgaben des Arbeitseinsatzes in diesem Kriege geworden.
Alle diese Menschen müssen so ernährt, untergebracht und behandelt werden, daß sie bei denkbar sparsamstem Einsatz die größtmöglichste Leistung hervorbringen.
Es ist für uns Deutsche von jeher selbstverständlich, daß wir gegenüber dem besiegten Feind, selbst wenn er unser grausamster und unversöhnlichster Gegner gewesen ist, uns jeder Grausamkeit und jeder kleinlichen Schikane enthalten, ihn korrekt und menschlich behandeln, auch dann, wenn wir eine nützliche Leistung von ihm erwarten.
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Solange die deutsche Rüstungswirtschaft es nicht unbedingt erforderlich machte, war unter allen Umständen auf die Hereinnahme sowohl von sowjetischen Kriegsgefangenen, als auch von Zivilarbeitern und -arbeiterinnen aus den Sowjetgebieten zu verzichten. Allein, dies ist jetzt nicht mehr möglich. Die Arbeitskraft dieser Leute muß in größtem Maße ausgenutzt werden.
Ich habe daher als meine ersten Maßnahmen die Ernährung, Unterbringung und Behandlung dieser eingesetzten fremden Menschen mit den zuständigen Obersten Reichsbehörden und im Einverständnis mit dem Führer und dem Herrn Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches so geregelt, daß auch von ihnen eine optimale Arbeitsleistung verlangt werden kann und auch herausgeholt werden wird.
Ich bitte, dabei zu bedenken, daß auch eine Maschine nur das zu leisten vermag, was ich ihr an Treibstoff, Schmieröl und Pflege zur Verfügung stelle. Wieviel Voraussetzungen mehr aber muß ich beim Menschen, auch wenn er primitiver Art und Rasse ist, gegenüber einer Maschine berücksichtigen.
Ich könnte es gegenüber dem deutschen Volke nicht verantworten, nach Deutschland eine ungeheure Anzahl solcher Menschen hereinzubringen, wenn diese anstatt einer sehr notwendigen und nützlichen Leistung eines Tages wegen Fehlern in der Ernährung, Unterbringung und Behandlung das deutsche Volk auf das schwerste belasten oder gar gesundheitlich gefährden würden.
Auch für die Russenlager müssen daher auf das allersorgfältigste die Grundsätze deutscher Sauberkeit, Ordnung und Hygiene Geltung haben.
Nur so wird es möglich sein, ohne alle falsche Sentimentalität auch aus diesem Einsatz den höchsten Nutzen für die Rüstung der kämpfenden Front und für die Kriegsernährungswirtschaft zu gewährleisten.
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Die notwendigen Anweisungen für Ernährung, Unterbringung und Behandlung der Leute aus dem Osten sind an die zuständigen Behörden der Polizei, Kriegswirtschafts- und Ernährungsämter ergangen; darüber hinaus ergeht hiermit meine Bitte an die Gaue der NSDAP., mich auch auf diesem Gebiet weitgehendst darin zu unterstützen, daß alles vermieden wird, wodurch dem deutschen Volk aus diesem Einsatz ein Schaden entstehen könnte.
Die in Deutschland arbeitenden Angehörigen von Völkern artverwandten Blutes und von verbündeten und befreundeten Völkern sollen ganz besonders sorgfältig behandelt und betreut werden.
Es ist alles zu vermeiden, was über die kriegsbedingten Einschränkungen und Härten hinaus fremden Arbeitern und Arbeiterinnen den Aufenthalt und die Arbeit in Deutschland erschweren oder gar unnötig verleiden könnte. Wir sind in starkem Maße auf ihren guten Willen und ihre Arbeitskraft angewiesen.
Es entspricht daher dem Gebot der Vernunft, ihnen Aufenthalt und Arbeit in Deutschland, ohne uns selbst etwas zu vergeben, so erträglich wie möglich zu machen.
Dies ist z.B. dadurch zu verwirklichen, daß man ihnen hinsichtlich ihrer nationalen oder volkstumsmäßigen Gewohnheiten in der Ernährung, Unterbringung, Ausgestaltung ihres Feierabends usw., soweit es die Verhältnisse unter Berücksichtigung der Lage unseres eigenen Volkes zulassen, entgegenkommt.
Es ist durchaus möglich, daß wenn die Arbeitseinsatzbehörden, die Allgemeine und Innere Verwaltung, Partei und Arbeitsfront beim Einsatz fremder Arbeiter und Arbeiterinnen verständnisvoll und eng zusammenarbeiten, außer dem gewaltigen Nutzen, den dieser Masseneinsatz von Millionen von Kriegsgefangenen und fremden Zivilarbeitern und -arbeiterinnen für die deutsche Kriegsindustrie und Ernährungswirtschaft einbringt, ein ebenso
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großer Vorteil für die Propaganda für das nationalsozialistische Großdeutsche Reich und für sein Ansehen in der Welt erwachsen kann.
Umgekehrt kann selbstverständlich, ist die Zusammenarbeit aller Kräfte nicht gewährleistet und werden alle diese Probleme nicht von allen Instanzen auf das peinlichste geklärt, für unsere Kriegswirtschaft der größte Schaden entstehen.
Ich bitte daher zum Schluß, folgende Grundsätze genau beachten zu wollen:
l.) Alle technischen und verwaltungsmäßigen Vorgänge des Arbeitseinsatzes obliegen ausschließlich der Zuständigkeit und Verantwortlichkeit des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, den Landesarbeitsämtern und den Arbeitsämtern.
2.) Alle Fragen und Aufgaben der Propaganda, der Aufklärung, der Beobachtung der politischen Auswirkungen, der Betreuung obliegen der Zuständigkeit
a) außerhalb der Betriebe der Partei,
b) innerhalb aller gewerblichen Betriebe der Deutschen Arbeitsfront,
der landwirtschaftlichen Betriebe dem Amt für Agrarpolitik.
3.) Die Versorgung mit Lebensmittelmarken, Kleiderkarten, der finanziellen Ausgleichs- und Unterstützungszahlung sind ausschließlich Aufgaben der hierfür zuständigen Behörden oder Institutionen der Wirtschaft.
Die Gauleiter der NSDAP. als meine Bevollmächtigten bitte ich, zwischen diesen Stellen einen reibungslosen Geschäftsgang, das denkbar beste gegenseitige Einvernehmen und die lückenlose gegenseitige Information zu gewährleisten.
4.) Die Lösung der Aufgaben für den Kriegseinsatz ist von so kriegsentscheidender Bedeutung, daß auch auf wichtigste orts- oder gebietsbedingte Interessen und
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auf hervorragendste Friedensaufgaben keine Rücksicht genommen werden kann. Wer dagegen verstoßen würde, müßte die Verantwortung dafür übernehmen, wenn deutschen Soldaten beim Kampf um die Entscheidung des Lebensschicksals unseres Volkes es an Waffen oder Munition, an synthetischem Benzin oder Gummi, an Fahrzeugen oder Flugzeugen fehlen sollte.
Ich möchte daher alle deutschen Männer und Frauen, die beim Arbeitseinsatz im Kriege entscheidend mitzuwirken haben, aufs herzlichste aber auch auf das nachdrücklichste verpflichten, allen diesen Notwendigkeiten, Entscheidungen und Maßnahmen Rechnung zu tragen, und zwar nach dem alten nationalsozialistischen Grundsatz :
Nichts für uns, alles für den Führer und sein Werk, d.h. für die Zukunft unseres Volkes !
Fritz Sauckel.
C) Entwurf einer Rede Krupps
DOKUMENT 317-D
ENTWURF EINER REDE KRUPPS, \"GEDANKEN ÜBER DEN GROSSINDUSTRIELLEN UNTERNEHMER\", DIE ER ENDE 1943 ODER JANUAR 1944 VOR DER DEUTSCHEN AKADEMIE HALTEN WOLLTE; U. A. LOB DER RÜSTUNGSINDUSTRIE; HINWEIS AUF DIE VERSCHWIEGENE TÄTIGKEIT DEUTSCHER UNTERNEHMER IN DEN JAHREN 1919 BIS 1933, UM ZU GEGEBENER STUNDE WIEDER FÜR DIE RÜSTUNG BEREIT ZU STEHEN; BEGEISTERTE DANKBARKEIT GEGEN HITLER FÜR DIE BESTELLUNG DES UNTERNEHMERS ZUM FÜHRER SEINER GEFOLGSCHAFT SEIT 1933 (BEWEISSTÜCK US-770)
BESCHREIBUNG:
Verv (Offsetdruck), 20 Seiten\", nur teilw wdgb l auf der ersten Seite über Üb:
\"Dieser Vortrag des Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach s o 11 t e in der Universität - Berlin gehalten werden, kam aber nicht zustande.\"; unter der Üb: ,,(Original im persönlichen Verwahr von Herrn K.B.H.)\"; l davon am Rd: \"l Ex. an Dr. Fuss, 1 Ex. an Dr. Winschuh. 14/I.44 Kraft.\" (alles Ti)
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Ich sehe also nicht ein - dieser Gedanke spukt noch gelegentlich in einigen Köpfen -, wieso die Fabrikation von Kriegsmaterial ein finsteres Gewerbe sein soll! Nein: Kriegsmaterial ist lebensparend für das eigene Volk, und s t o1 z darf sein, wer auch immer in dieser Sphäre werkt und wirkt; das Unternehmertum zumal findet hier seine höchste Bewährung. Diese Bewährung - ich darf das hier einflechten - erhärtete sich besonders auch in jener Zeit des \"Interregnums\", in den Jahren zwischen 1919 und 1933, als Deutschland entwaffnet darniederlag. Ich habe es schon oft mündlich und schriftlich wiederholt und möchte auch heute in diesem Kreise daran erinnern, daß nach den Bestimmungen des Versailler Diktates allein auf der Kruppschen Fabrik Maschinen und Geräte aller Art in größtem Umfange vernichtet und zerstört werden mußten. Es ist ein einmaliges Verdienst der gesamten deutschen Wehrwirtschaft, daß sie in diesen bösen Jahren nicht untätig gewesen ist, mochte ihre Wirksamkeit auch aus erklärlichen Gründen dem Lichte der Öffentlichkeit entzogen sein. In jahrelanger stiller Arbeit wurden die wissenschaftlichen und sachlichen Voraussetzungen geschaffen, um zu gegebener Stunde ohne Zeit- und Erfahrungsverlust wieder zur Arbeit für des Reiches Wehrmacht bereitzustehen. Das bedingte
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Vielerlei und Mancherlei, das verlangte auch die Aufnahme ganz bestimmter Fabrikationen, die die Fertigkeiten der alten Konstrukteure und Rüstungsarbeiter aufrechtzuerhalten geeignet waren, diesen ungeheuren Fundus an Wissen und Erfahrung; das erforderte weiterhin die Einrichtung und Unterhaltung wissenschaftlicher Laboratorien und Versuchsanstalten usw. usw. So wie damals ein 100 000-Mann-Heer die Tradition der alten ruhmreichen Armee wahrte, so gab es, bildlich gesprochen, auch ein 100 000-Mann-Heer der Wirtschaft, das die Überlieferung der Rüstungsindustrie aufrechterhielt. Die Umstände lagen umso schwieriger, als ja die durch den militärischen Zusammenbruch gebotene Umstellung der alten Rüstungsbetriebe auf Friedensproduktion in politisch so verworrener Zeit schon an und für sich Sorgen über Sorgen bereitete. Es kam beispielsweise darauf an, die Kruppwerke zu einem lebens- und wettbewerbsfähigen Gebilde auszubauen, sie aber gleichzeitig auch als Wehrbetrieb für kommende Zeiten bereit zu halten. Nur durch diese verschwiegene Tätigkeit deutschen Unternehmertums, aber auch auf Grund der mit dem Friedensmaterial inzwischen gewonnenen Erfahrungen, konnte nach 1933 unmittelbar der Anschluß an die neuen Aufgaben der Wiederwehrhaftmachung erreicht, konnten dann auch die ganz neuen vielfältigen Probleme gemeistert werden, die durch die Vierjahrespläne des Führers für die deutsche Unternehmerschaft aufgeworfen wurden. Da galt es, neue Rohstoffe zu erschliessen, zu forschen und zu experimentieren, Kapitalien zu investieren, um die deutsche Wirtschaft unabhängig und stark, kurz gesagt: kriegsstark zu machen. Und das darf ich auf Grund vielfacher Äusserungen von Aussenstehenden, die von hoher Warte aus die
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Gesamtlage zu übersehen vermögen, wohl hier sagen, wiederum bewährte sich hier deutsches Unternehmertum, das die neuen Probleme mit jenem Schwung, jener - ich möchte sagen: Begeisterung aufgriff und bewältigte, mit der es je und je an geschichtliche Aufgaben herangetreten war.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf eines aufmerksam machen, was wohl bisher noch kaum in weiteren Kreisen Beachtung gefunden hat: das ist die Tatsache, daß der äussere Erfolg des Vierjahresplans, die Schaffung neuer Rohstoffe zum Austausch knapp gewordener, die anfänglich nur still und bescheiden erhoffte weitere Folgewirkung gezeigt hat, daß nunmehr nicht nur die altbekannten Stoffe in ihrem bisherigen Verbrauchsbereich voll ersetzt wurden, sondern daß diese neuen Rohstoffe vielfach weit über das Ziel eines Ersatzes hinaus für neue Verwendungszwecke, fast möchte ich sagen, ganz nach Wunsch geformt werden konnten. Das trifft auf den künstlichen Gummi, auf synthetischen Brennstoff und mancherlei dergleichen zu und eröffnet für die Zukunft noch weitere heute noch unübersehbare Aussichten.
Solche historischen Aufgaben größten Umfangs und größter Bedeutung hatte der deutsche Unternehmer nach 1933 aber nicht nur in organisatorischer, technischer und kaufmännischer Beziehung übernommen. Die nationalsozialistische Umwälzung stellte kaum einen anderen Berufsstand vor eine so vielfach neue, mitunter glückhaft bestürzend neue Lage, wie den Unternehmer. Er wurde nun der F ü h r e r seiner Gefolgschaft.
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Es wäre natürlich höchst ungerecht zu behaupten, vor 1933 hätten die Unternehmer keinen Sinn gehabt auch für diese Seite ihres Berufes, die Menschenführung und -Betreuung - wie hätten sie denn sonst auch überhaupt wirtschaftliche Erfolge auf die Dauer erzielen können? Ist es doch gerade der Stolz vieler grosser Unternehmungen, daß sie auf eine reiche und alte sozialpolitische Tradition zurückblicken können. Aber man hat es weiß Gott doch manches Mal vor 1933 dem Unternehmer recht schwer gemacht, sich als tief innerlich verantwortlich bewußten Leiter seines Betriebs zu zeigen und zu geben. Diese seit 1933 geradezu mit elementarer Plötzlichkeit eingetretene Wandlung in der Auffassung über die innerlich begründete Gemeinschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer - ich benutze hier noch einmal bewußt diese alte Formel - ist nur dem einzigartigen Genie des Führers und seiner revolutionären Bewegung zu danken, des Führers, der durch die Wucht seiner Persönlichkeit und seiner Lehre die Gesamtheit des deutschen Volkes für die von ihm vertretenen Ideen, für die nationalsozialistische Weltanschauung gewann. Es ist klar, daß durch sie, daß durch die gesetzliche Bestellung des Unternehmers zum Gefolgschaftsführer, diesem ein viel breiteres und schöneres wirklich vollen Erfolg verheißenderes Wirkungsfeld, gerade auch nach der menschlichen Seite hin, abgesteckt wurde als bisher, und ich darf wohl feststellen, daß die deutschen Unternehmer aus vollem Herzen die neuen Wege gingen, daß sie in edlem Wettstreit und in bewußter Dankbarkeit sich die grossen Intentionen des Führers zu eigen machten und seine treuen
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Gefolgsmänner wurden. Wie hätten auch anders die Aufgaben zwischen 1933 und 1939 und erst recht die nach 1939 bewältigt werden können?! Nicht unter Zwang, sondern nur aus gutem Willen - ja mehr: nur aus Hingabe und Begeisterung konnten und können Aufgaben so weltgeschichtlichen Umfangs erfüllt werden. Fragen Sie einmal unsere Arbeiter, ob sie es nicht verspürt haben: wie ihre Gefolgschaftsführer sich ehrlich um sie und ihr Wohlergehen bemüht haben, wie man sie betreute in ihren grossen und kleinen, ihren betrieblichen und häuslichen Sorgen, wie ihre Welt heller und schöner wurde, wie die Betriebs- und Volksgemeinschaft auch in den Werkstätten und Siedlungen wuchs! Der deutsche Unternehmer darf mit Stolz auch auf diese Arbeit zurückschauen.
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D) Schuldsprüche im Wortlaut
Keitel
Keitel ist nach allen 4 Punkten angeklagt. Von 1935 bis zum 4. Februar 1938 war er Stabschef des damaligen Kriegsministers von Blomberg; am genannten Tage übernahm Hitler den Oberbefehl über die Wehrmacht und ernannte Keitel zum Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Keitel besaß jedoch keine Befehlsgewalt über die drei Wehrmachtsteile, diese waren dem Obersten Befehlshaber direkt unterstellt. Das OKW war in Wirklichkeit militärischer Stab.
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