Die heutige jüdische Gemeinde Amerikas besteht zum größten Teil aus den Nachfahren mitteleuropäischer Juden, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts emigrierten, aus osteuropäischen Juden, die zwischen 1881 und 1924 einwanderten, sowie aus Flüchtlingen und Überlebenden des Holocaust. Die verschiedenen Strömungen des Judentums in Amerika, die sich zu einer reformorientierten, einer konservativen und einer orthodoxen Richtung zusammenfassen lassen, bildeten sich im Zuge der Anpassung dieser Emigrantengruppen an das Leben in den Vereinigten Staaten und der wechselseitigen Einflüsse, die sie aufeinander ausübten. Das Judentum ist in den USA ähnlich organisiert wie die kongregationalistischen christlichen Kirchen, die ein hohes Maß an Autonomie wahren, obgleich sie formell nationalen Bewegungen angeschlossen sind.
Reformjudentum
Als erste Gruppe bildete sich das reformorientierte Judentum, das anfänglich weitgehend von deutschstämmigen Auswanderern getragen wurde. Es stand u. a. unter dem Einfluß des liberalen amerikanischen Protestantismus, insbesondere der Social-Gospel-Bewegung. Diese Strömung, die einst als Bastion des religösen Rationalismus fungierte, legt seit den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts größeren Wert auf die jüdische Identität und die damit verbundene traditionelle Kultur. Ihrem Anspruch nach blieb sie jedoch stets liberal und demokratisch gesinnt.
Konservatives Judentum
Die Vertreter dieser Richtung, die in der Volksfrömmigkeit des modernisierungsfreudigen osteuropäischen Judentums wurzeln, betonen die Bedeutung der Gemeinschaft. Sie respektieren die traditionellen jüdischen Gesetze und üben ihren Glauben aus, indem sie zugleich eine flexible Haltung zur Halacha zeigen. Der jüdische Rekonstruktionismus verficht einen religiösen Naturalismus, will aber auch die jüdische Identität und Kultur bewahren.
Orthodoxie
Die amerikanische Orthodoxie entspricht weniger einer Bewegung als einem ganzen Spektrum traditionalistisch gesinnter Gruppen. Die Bandbreite reicht von modernen Orthodoxen, die althergebrachte Strukturen ins moderne Leben einzubinden hoffen, bis zu einigen chassadistischen Gemeinschaften, die weltabgekehrt leben. Die jüdische Orthodoxie wurde insbesondere durch die Einwanderung traditionalistischer und chassidistischer Überlebender des Holocaust gestärkt.
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