Definition Industrie:
Industrie war ursprünglich eine Beschreibung jeder wirtschaftlichen Tätigkeit. Adam Smith jedoch brachte den Begriff Industrie nur im gewerblichen Bereich zum Ausdruck. Am Ende des 19.Jahrhunderts brachte man die Industrie erstmals mit " Maschinenorientierte Arbeit im gewerblichen Bereich" in Verbindung.
Zeitliche Einordnung der Epoche der Industrialisierung:
Bei der zeitlichen Einordnung gibt es noch viele Unsicherheiten. Ein Teil der Geschichtsschreiber sind sich sicher, dass die Industrialisierung 1835 begonnen hat, jedoch gibt es auch Historiker, wie Grebing und Droege, die behaupten, dass die Industrialisierung erst 1850 begonnen hat.
Vorraussetzung der Industrialisierung in Deutschland:
Gründe:
-staatliche Förderung des technischen Fortschrittes (polytechnische Schulen, Bergbauschulen, Musterbetriebe, u. ä.)
-Patentschutz sicherte die Rechte des Erfinders
-Vorbild England
Technische Neuerung:
-Massengewinnung von Rohstoffen in mechanisierten Bergwerksanlagen
-Massenverhüttung von Eisen durch die Erforschung der Vorgänge im Hochofen
-Maschinen: Dampfmaschine, Textilmaschine ( Spinnmaschine, mechanischer Webstuhl, Nähmaschine), Werkzeugmaschinen. Später kamen noch elektrische Geräte und der Einsatz neuer Rohstoffe ( Zement, Gummi)
Entwicklung des Kapitals:
-Verhältnismäßig hohe Gewinne der Unternehmer
-dadurch kommt es im ersten Jahrzehnt der Industrialisierung zu Anhäufungen des Kapitals von den Kapitaleignern
-die Folge daraus war die Investierung der Kapitaleigner in junge Industrien
-den Aufschwung trugen vor allem Eisenbahnbau und Investitionsgüterindustrien
Bevölkerungsentwicklung:
-In den Industriegebieten wächst die Bevölkerung fast doppelt so schnell wie in den Landschaftsgebieten. Dies geschieht durch die Zuwanderung und die erhöhte Geburtenquote in den Industriegebieten
-Bedeutung der Bevölkerungsentwicklung für die Industrialisierung: Genügend Arbeitskräfte zu billigen Preisen, erhöhte Nachfrage nach Gütern in Folge von höherem Bedarf
-Urbanisierung: Entstehung zahlreicher Großstädte ( Bau von Arbeitersiedlungen), Vergrößerung zentraler Städte mit Gewerbe
Entwicklung in den industriellen Bereichen:
Bergbau:
-Kohleabbau, vor allem in Schlesien, Ruhr- und Saargebiet
-stetig zunehmende Produktivität ( Ruhrgebiet 1850-1870 Verfünffachung der Bergleute und Verzehnfachung der Förderung)
-der Erdabbau kann mit dem stetig wachsenden Bedarf der Industrie immer weniger Schritt halten. Dadurch wird die Industrie vom Import abhängig
-Von Kohle- und Erdabbau werden weitere Industrien in die Abbaugebiete verlagert
Metallverarbeitung:
-Vor 1850 wird ein großer Teil der Maschinen ( Dampfmaschinen, Lokomotiven, Textilmaschinen) aus England eingeführt
-der richtige Aufschwung im maschinellen Bereich erfolgt erst nach 1850
-der bedeutendste Bereich der metallverarbeitenden Industrie ist der Eisenbahnbau, welcher der deutschen Industrialisierung die stärksten Impulse gab.
Textilindustrie:
-Der Textilbereich hat im 19. Jahrhundert die größte Beschäftigtenzahl, geht aber in der Bedeutung zum Maschinenbau ständig zurück
-Die Mechanisierung des Textilsektors ging in Deutschland im Gegensatz zu England, wo die Stoffherstellung die Industrialisierung beschleunigt hatte, nur langsam vor sich
Verkehrswesen:
-Der Fortschritt im Verkehrswesen wurde durch den stürmischen Ausbau des Eisenbahnnetzes geprägt. Dieser Ausbau förderte seinerseits wieder die Industrialisierung
-Befürworter des Eisenbahnbaus waren am Anfang bürgerliche Unternehmer und später auch das Militär. Er wurde zum Beispiel von Fuhrleuten, Post- und Schifffahrt bekämpft, wegen der großen Konkurrenz
-Folgen des Eisenbahnbaus: verbesserte Versorgungsmöglichkeiten der Bevölkerung, vor allem in Großstädten und billiger Transport von Massengütern
Entwicklung in Landwirtschaft und Handwerk:
Landwirtschaft:
-langsame Verbesserung der sozialen Lage auf dem Land durch Einkommensverbesserungen, die auf Grund von höherer Produktivität und Preiserhöhung möglich wurden
-Entlastung der engen Verhältnisse auf dem Land durch Auswanderungen und Landflucht in die Städte
-Steigerung der Ernte und Erträge durch wissenschaftliche Verfahren wie zum Beispiel: Kunstdünger und
Veterinärmedizin
-allmähliche Einführung der landwirtschaftlichen Maschinen
Handwerk:
-der handwerkliche Bereich wurde durch die industrielle Konkurrenz hart getroffen, da das Handwerk langsam in den Hintergrund gerückt wurde
-der handwerkliche Bereich wurde in vielen Kategorien, aber nur langsam industrialisiert. Am meisten wird die Veränderung im Bereich Baugewerbe zum Ausdruck gebracht durch die ganzen Maschinen, die sofort zum Einsatz kamen
-die Anpassung des Handwerks an die veränderte Situation durch die Spezialisierung auf industriell nicht fertigbare Produktionen
-das Aussterben vieler Handwerksberufe im Laufe der Zeit (z.B. Büttner, Wagner und Stellmacher)
Die Veränderung der Wirtschaftsstruktur in Deutschland:
-In der Landwirtschaft geht der Anteil der dort beschäftigten Arbeiter im Vergleich zur Gesamtzahl aller beschäftigten Arbeiter zurück
-Im Gewerbe, in der Industrie, in der Verwaltung und in der Dienstleistung nimmt die Zahl der beschäftigten Arbeiter stark zu
-Deutschland entwickelt sich zum Industriestaat!
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