Die wohl am meisten gestellten Frage der Leser dieses Referats, ist wahrscheinlich: "Wer trägt die schuld " ? Die Schuldfrage ist also noch das, was nach Klärung der Fakten übrigbleibt. Natürlich sind die Ursachen des Krieges bekannt, genau wie seine Folgen, doch um die Schuldfrage zu klären, müsste man eigentlich die rationale Ebene verlassen und sich mit den Wirren der menschlichen Gefühle vertraut machen. Denn Antworten wie : " Die Südstaaten sind schuld, weil sie Fort Summer angegriffen haben !"oder: "Die Nordstaaten mit ihrer aggressiven Sklavenpolitik haben schuld! " sind zwar teilweise korrekt, doch eigentlich viel zu banal um diese grundlegende Frage zu klären. Würde man solche Gedanken aber weiterspinnen gäbe es auch einige die behaupten die Sklaven seien schuld, weil ohne sie der Krieg nie stattgefunden hätte, doch soweit sollte man es dann doch nicht treiben.
"Die Kriegskosten betrugen nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 10 Milliarden Dollar. Knapp 50 Prozent dieser Summe hätten genügt, um das Sklavereisystem, die Ursache des Konfliktes, gegen angemessene Entschädigung der Pflanzer rechtzeitig zu beseitigen."
Man sollte also überlegen, wieso die Politiker sich diese Überlegung nicht schon vorher gestellt haben, denn des Rechnens waren sie sicher mächtig. Sie haben es nicht getan, was mich zu zwei verschiedenen Schlüssen führt. 1. Sie dachten, der Krieg wäre viel schneller vorbei und somit auch billiger. Aber da Bürgerkriege bekanntlich sehr intensiv, brutal und anhaltend sind, wäre diese Überlegung ein Fehlschluss der wohl keinem Politiker dieser Zeit passiert wäre. Schluss Nummer 2 besagt, so traurig wie es auch ist, das die verschiedenen (Teil)Nationen einfach ihre aufgestauten Aggressionen abbauen mussten. Das Sklavereisystem war sicherlich der Auslöser des Konflikts, aber sollte man als Ursache nicht vielmehr das Auseinanderleben zweier, seit der Gründung der Vereinigten Staaten existierender, Staatenblöcke ansehen ? Dieses Auseinanderleben, das Vorurteile beider Seiten mit sich führte, wurde unterstützt und beschleunigt durch die rasende Besiedelung Nordamerikas.
Meiner Meinung nach war der Konflikt unausweichlich, es gab keine Chance ihn abzuwenden. Wenn nicht 1860, dann 10, 20 oder 100 Jahre später, aber der Konflikt war immer da, und wird, leider Gottes auch immer, wenn auch in abgemilderter Form bestehen.
Die Grundproblematik ist: Zwei völlig unterschiedliche Systeme mit unterschiedlichen ethischen Ansichten und völlig verschiedener Struktur können nur sehr, sehr schwer koexistieren , und es wird die Aufgabe der Menschen in den nächsten Jahrhunderten sein, dieses Problem zu lösen. Miteinander statt Gegeneinander.
Schlusswort des Verfassers
Der amerikanische Sezessionskrieg ist, historisch gesehen ein hochinteressantes Thema, das leider nur selten im Schuluntericht behandelt wird. Er sollte auch an deutschen Schulen mit einer Unterrichtsreihe bedacht werden, anstatt andere Themen zu wiederholen. Der amerikanische Bürgerkrieg ist ein hervorragendes Beispiel dafür, das nicht immer Gebietsansprüche oder Revolutionen für einen Krieg sorgen, sondern auch Differenzen in der Ideologie, die aufgrund von physiologischen Geofaktoren entstanden sind, ein Volk spalten können, so dass sich ehemalige Freunde auf den gegenüberliegenden Seiten des Schlachtfeldes gegenüberstehen. Meiner Meinung nach hat sich das Thema als sehr interessant erwiesen und wird von mir auch im ausserschulischen Bereich einen Platz finden, wie zum Beispiel in Romanen oder Filmen.
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