Die Industrielle Revolution brachte einen rasanten technischen Fortschritt und wirtschaftlichen Aufschwung mit sich. Der Alltag der Menschen wurde durch immer neue Errungenschaften ( Dampfmaschine, "Spinning Jenny",...) viel einfacher. Allerdings brachte die Industrielle Revolution nicht nur positive Dinge mit sich.
Das Bevölkerungswachstum und die Industrialisierung verursachten eine schnell zunehmende Verstädterung. Auf der Suche nach Arbeit wanderten die Menschen vom Lande in die Städte. So entstanden Industriestädte mit enorm wachsender Bevölkerungszahl, in denen die oft entwurzelten Menschen in Slums oder Arbeitervierteln lebten. Industrialisierung, Bevölkerungswachstum und Verstädterung verursachten Massenverelendung und tiefe menschliche Erniedrigung; sie liegen der "sozialen Frage" zugrunde, die mehrere Aspekte aufwies:
- Die Massenarmut war vor allem ein Ergebnis der Tatsache, dass es während der frühen Industrialisierung noch zuwenig Fabriken gab, in denen die wachsende Bevölkerung hätte beschäftigt werden können. Gegen Minimallöhne bot eine riesige, ungelernte, fast rechtlose "industrielle Reservearmee" (Karl Marx) wenigen Unternehmern ihre Arbeitskraft an. Eine Sozialversicherung bei Arbeitslosigkeit gab es nicht.
- Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken waren katastrophal: lange Arbeitszeiten (12-14 Stunden / Tag), Mangel an Schutzvorrichtung und Hygiene è viele Unfälle und Krankheiten und Verlust des Einkommens mangels Versicherung, harte Strafen schon bei geringfügigen Verstößen gegen unmenschliche Arbeitsordnungen; kein Arbeits- oder Kündigungsschutz.
- Die Kinderarbeit, vor allem in der Textilindustrie und im Bergbau war allgemein verbreitet; sie hatte katastrophale Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder. Die Kinderarbeit erlaubte kaum eine schulische Ausbildung, Analphabetismus war unter den Arbeiterkindern die Regel.
- Die Arbeitsbedingungen der Frauen waren besonders erniedrigend und entwürdigend. Sie bekamen noch geringeren Lohn als die Männer, sie hatten härteste Arbeitsbedingungen mit noch schlimmeren Auswirkungen auf die Gesundheit, etwa bei Schwangerschaft,...
- Die Wohnverhältnisse in den Arbeitervierteln waren äußerst schlecht; oft lebten mehrere Familien in einem engen Raum, hygienische Vorrichtungen waren praktisch nicht vorhanden, die Räume waren ungeheizt und feucht,...
- Der Charakter der Arbeit veränderte sich durch die Industrialisierung: Der Arbeitsraum wurde vom Wohnort getrennt, Maschinen bestimmten den Arbeitsrhythmus und durch die Arbeitsteilung nahm die Monotonie zu. Der moderne Lohnarbeiter (Proletarier) wurde ein "bloßes Zubehör der Maschine" (Karl Marx).
- Unternehmer (Bourgeoisie) und Lohnarbeiter (Proletarier) wurden zu den Polen einer Zwei - Klassen - Gesellschaft. Die Bourgeoisie, die sich auf die "liberalen" Freiheiten des einzelnen Menschen und die Unantastbarkeit des Eigentums berief, zog aus der wirtschaftlichen Freiheit (Liberalismus) enorme Vorteile und wandte sich gegen eine soziale Gesetzgebung des Staates zum Schutze der Arbeiter; da sie aufgrund des bis zum Ende des 19. Jh. eingeschränkten, auf den Reichtum ausgerichteten Wahlrechtes die Parlamente maßgebend bildeten, konnten sie die Gesetze verhindern. Der Arbeiter war als Individuum in der Industriegesellschaft hilflos. Erst die Organisation der Arbeiter in Gewerkschaften und Parteien sowie durch das erstrittene allgemeine Wahlrecht veränderten die Situation.
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