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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Erinnerungen werden wach



Das Leben im Dritten Reich und das im Zweiten Weltkrieg wurde von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zu dieser Zeit gab es durch Hitler eine Menge von Umstruk-turierungen und Neuerungen, was das soziale Leben betraf. So bestimmte zum Beispiel die Hitlerjugend (HJ) den Alltag und die Erziehung der Jugendlichen zwischen zehn und achtzehn Jahren.
Im April 1937 wurde das Kölner Puppentheater "Kölsch Hännesche" zum "1. Reichslager der Hitler-Jungen für Feier und Freizeit" 8 verpflichtet. Mit Theater-aufführungen wurde die Kölner Jugend bei Laune gehalten, es war eine gelungene Abwechslung für sie. Später aber stellte die Hitlerjugend immer mehr para-militärische Trainingseinheiten in den Vordergrund, um die Jugend für den späteren Krieg auszubilden. Die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend wurde von nun an erzwungen, oft sogar mit polizeilichem Druck.
Eine weitere Organisation, die das soziale Leben der Kölner Bürger prägte, war die NS-Freizeitorganisation "Kraft durch Freunde" (folgend genannt KdF). Sie diente der Freizeitgestaltung der Arbeiterschaft und der "Gleichschaltung aller Freizeit-aktivitäten im Reich" 9. Die KdF konzentrierte sich dabei auf die Ausbildung der "Kulturgemeinde" 10 (gemeint ist die Bevölkerung) und bot ein umfangreiches Angebot an Sprachkursen, Geschichts- und Musikerziehung sowie Ferienreisen zu kostengünstigen Preisen an. Sie organisierte Sportfeste, Konzerte und Wander-fahrten. Deshalb wurde die KdF schnell beliebt. Die Organisation konnte somit die kulturellen Bedürfnisse sehr vieler Kölner nach ihrem Belieben manipulieren. Dennoch konnten viele Arbeiter damals nicht leugnen, dass "sich ihre Lebens-bedingungen seit 1933 real verschlechtert haben" 11, denn die Gestapo wünschte schon 1935, dass der Arbeiter statt Urlaubsreisen und anderen Vergnügungen seinen Lebensstandard hebt; somit mussten alle Arbeiter mehr arbeiten, was weniger Zeit für die Familie bedeutete.
Die allgemeine soziale Lage der Kölner Bürger zu Kriegsbeginn war bis auf die der Juden relativ gut. Hitler hatte den Menschen viele Neuerungen und Möglichkeiten gebracht, sich weiter zu entwickeln (wie zum Beispiel den "Volksempfänger" 29 oder die Organisationen der KdF). Dennoch hofften viele Kölner auf eine friedliche Lösung des Polenkonfliktes, denn die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg saßen immer noch tief. Als die deutsche Wehrmacht schließlich am 1. September 1939 einen Überfall auf Polen begann, schlug die Stimmung in Köln schlagartig in Betroffenheit um. Einen Tag später gab es bereits die ersten Karten zur Rationierung von Lebensmitteln und Textilien. Sparmaßnahmen wurden ebenfalls in Familien-kreisen getroffen. Die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV) trieb seit 1933 für "notleidende ,rassisch wertvolle' Familien" 12 Spenden ein; wer nicht spendete, galt als "Volksfeind" und wurde strafrechtlich verfolgt.
Schon 1940 verschlechterte sich das Wohlbefinden der Kölner gewaltig. Immer mehr Frauen wurden in der Rüstungsindustrie eingesetzt, um Waffen und Munition herzu-stellen. "Statt Heim und Herd gehört zunehmend der ,Dienst für das Vaterland' zu den Aufgaben der Frauen". 13 Im April wurden alle Kölner zu einer Metallspende für die Rüstungsindustrie aufgerufen., die "als Volksgeschenk zum 51. Geburtstag von Adolf Hitler am 20. April" propagiert wurde. 14 Einen Monat später, am 13. Mai 1940 erfolgte der erste Luftangriff durch britische Bomber auf die Innenstadt Kölns. In den folgenden Monaten wurden weitere Fliegerangriffe durch die Briten geflogen, die Kölner lebten mit der ständigen Angst vor neuen Bomben. 1941 wurde die Stadt Köln durchgehend bombardiert, die schwersten Angriffe waren am 2. März und am 13. März zu verzeichnen. Hier wurden erstmals neben den "normalen" Spreng- und Stabbrandbomben auch Phosphorbrandbomben abgeworfen, welche erheblichen Schaden in den Stadtteilen Zollstock, Mülheim, Niehl, Kalk und Poll anrichteten. Zahlreiche Menschen starben oder wurden obdachlos.
Ein weiteres einschneidendes Ereignis in das Sozialleben Kölner Bürger waren 1941 die Zwangssterilisation von etwa 2000 Kölnern wegen angeblicher Erbkrankheiten wie "angeborener Schwachsinn" und "schwerer Alkoholismus" 15.
Der 30. Mai 1942 stellte wohl den schlimmsten Tag für Kölner im ganzen Krieg dar. In der Nacht wurde im sogenannten "1000-Bomber-Angriff" 16 die Innenstadt Kölns mit circa 1500 Tonnen Bomben in Schutt und Asche gelegt. 45.000 Kölner wurden dadurch obdachlos, 500 kamen im Bombenhagel ums Leben, weitere 5.000 wurden schwer verletzt. Ein soziales Leben war seit diesem Tage kaum mehr möglich, es fand zwischen Trümmern und Zerstörung statt. Kinder konnten nicht mehr zur Schule gehen, statt dessen wurden sie evakuiert. Am Ende des Jahres 1943 waren es schon 230.000 Bürger Kölns, die im Programm der "Ausquartierung" 17 evakuiert wurden.
Am 27. Februar 1943 wurde die Hitlerjugend zum Kriegseinsatz gerufen, circa 118.000 Jugendliche, sowohl Jungen als auch Mädchen, mussten bei der Bestellung der Felder im Gau Köln-Aachen helfen. Dies war der erste Einsatz, der auch von Minderjährigen ausgeführt wurde. Im Juli 1943 wurden sogar Schüler der 6. Klasse zum Dienst als Luftwaffenhelfer herangezogen.
Mitte Oktober 1944 kam das öffentliche Leben vollends zum Erliegen. Durch die zahlreichen Luftangriffe wurde die Infrastruktur fast völlig zerstört, die Bürger Kölns erreichte kein Gas, Strom und auch kein Wasser mehr. Da es seit vielen Monaten an Kraftstoff fehlte, war ebenfalls die Lebensmittelversorgung extrem gefährdet. So konnte man Gemüse und andere Lebensmittel nur per Straßenbahn transportieren. Die Kölner erhielten durch Vorlage ihrer Rationsmarken nur das Notwendigste an Grundnahrungsmitteln.
Ein halbes Jahr später, am 6. März 1945, war für die Kölner durch den Einmarsch amerikanischer Truppen der Zweite Weltkrieg vorbei.
Mindestens 20.000 Menschen ließen im Krieg ihr Leben. Von den rund 70.000 Gebäuden in Köln wurden etwa 40% komplett zerstört, darunter auch 110.000 Wohnungen. Von den einst 768.000 Einwohnern lebten am Kriegsende nur noch 40.000 in Köln.

 
 

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