Obwohl Vornamen ihren Träger ganz persönlich bezeichnen, verwendeten die Römer nur eine verhältnismäßig begrenzte Anzahl. Im allgemeinen erhielt der älteste Sohn auch den Vornamen seines Vaters. Mädchen wurden grundsätzlich nur mit dem Gentilnamen benannt und im Falle mehrerer Töchter einfach durchnumeriert, z.B. Cornelia Prima, Cornelia Secunda usw.
Die Namen, mit denen sich die Römer anredeten und unter denen wir so viele bedeutende Männer noch heute kennen, sind im allgemeinen ihre Beinamen, seltener die Gentilnamen. Lediglich Sklaven nannten ihren Herrn immer beim Vornamen. Es hat aber wohl weniger mit Geringschätzung oder Bequemlichkeit zu tun, wenn die Römer die häufigsten Vornamen meist nur in abgekürzter Form schrieben, sondern vielleicht eher mit der tief eingewurzelten Furcht der Südländer vor der Verhexung durch den "bösen Blick", dem man seinen Namen möglichst nicht vollständig aussetzten wollte:
Die Gentilnamen bezeichneten ursprünglich die Abstammung von einem gemeinsamen Ahnherrn, dessen Andenken vor allem in den altadeligen Familienverbänden in höchsten Ehren gehalten wurde. Der Ruhm der Sippe galt wie in jeder Adelsgesellschaft als einer der höchsten Werte, und man scheute kein Opfer, um seinem Namen entsprechende Anerkennung zu sichern.
Da sich die Sippen rasch verzweigten, wurde es nötig, die verschiedenen Linien durch zusätzliche Beinamen zu unterscheiden, die - ähnlich unseren Haus- bzw. Spitznamen - bald erblich wurden. Ehrennamen hingegen erloschen nach der zweiten Generation.
Sklaven besaßen nur einen Rufnamen. Als Freigelassene übernahmen sie den Gentilnamen ihres ehemaligen Herrn, in der Kaiserzeit häufig auch dessen Vornamen. Als Beiname diente meist der frühere Sklavenname. Zur Vermeidung von Verwechslungen erhielten Freigelassene im Haushalt ihres Herrn mit großer Dienerschaft sogar zwei Namen, wobei der zweite nicht selten auf einen früheren Herrn Bezug nahm.
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