Die Geschichte des Rittertums begann im 8.Jhdt., als die Anhänger des Propheten Mohammed
nach der Herrschaft über Westeuropa griffen. Ihr erstes Ziel war Spanien. Sie überrannten die christliche Armee und standen 713 vor den Pyrenäen, das Grenzgebirge zu Frankreich. Die Eroberung Spaniens war kein gewöhnlicher Krieg, sondern ein Religionskrieg, der das Ziel verfolgte, den Islam mit Feuer und Schwert auszubreiten. Es sprach sich schnell herum, das die Mohammedaner eine eigentümliche Angriffstaktik hatten, daß sie auf ihren schnellen Pferden wie ein Gewittersturm heran brausten und den Gegner mit einem Hagel von Pfeilen überschütteten.
Es war die Frage, ob die fränkischen Fußtruppen so einem Gegner auf Dauer standhalten könnten. Und so bauten die Franken in den folgenden Jahren eine Truppengattung auf, die man heute als fränkische Panzerreiter bezeichnet, die Vorläufer der späteren Ritter. Um 720 erschienen die ersten islamischen Reiter in Südfrankreich und im Oktober 732 kam 7es zum ersten Zusammenstoß mit den Franken. In der zweitägigen Schlacht bei Tours, errangen die Truppen Karl Martells einen glorreichen Sieg. Die Panzerreiter waren es, die die siegverwöhnten Mohammedaner in vielen Schlachten bis über die Pyrenäen zurückdrängten und so die Voraussetzungen schufen für die \"Reconquista\", die Rückeroberung der spanischen Halbinsel durch die Christen.
Die großen Erfolge er fränkischen Panzerreiter veranlaßte Karl Martell und seine Nachfolger auch gegen andere Gegner einzusetzen. Es waren zwei grausame Kriege, in denen sich Panzereiter endgültig als die wirkungsvollste Waffe erwiesen, über die das christliche Abendland damals verfügte. Der erste Krieg war der große Wikingersturm, der Westeuropa während des ganzen 9.Jhdts. in Atem hielt. Aus Abenteuerlust und Beutegier suchten die wilden Krieger aus dem Norden in ihren Drachenschiffen die Küsten Englands und Irlandsund schließlich das Fränkische Reich heim.
So verdankt der Fränkische Staat nicht zuletzt der Beweglichkeit und Kampfkraft seiner Panzerreiter, daß sie den Wikingersturm nach schrecklichen Blutopfern überstanden. Doch kaum war an dieser Front halbwegs Ruhe eingekehrt, da erwuchs dem christlichen Abendland im Südosten ein nicht weniger schrecklicher Feind. Aus dem Donaubecken brachen ungarische Reiterarmeen nach Süddeutschland ein. Sie hinterließen überall Tod und Verwüstung. Und wieder waren es die Panzerreiter die sich den Eindringlingen in den Weg stellten.
Wie teuer waren Panzerreiter? Das Ausschmelzen des Metalls bis zum Schmieden jedes einzelnen Panzerplättchens war etwas ganz Besonderes und dementsprechend teuer. In der Regierungszeit Karls des Großen (768-814) kostete ein Helm 6 Kühe, ein Schuppenpanzer 12 Kühe, ein Schwert 7 Kühe, ein Paar Beinschienen 6 Kühe, ein hölzerner Schild und eine Lanze 2 Kühe, ein Streitroß 12 Kühe, macht zusammen 45 Kühe. Die Finanzierung eines solchen Panzereiter war also sehr teuer und konnte nur von einem sehr Mächtigem bezahlt werden.
Die Ritter hatten aber keinen guten Ruf bei der Kirche und im Volk, denn sie wurden wie die Pest gefürchtet. Denn zu Hause waren sie alles andere als brave uns selbstlose Männer, vielmehr Beutejäger und Wegelagerer.
Das Rittertum erreichte zwischen 1180 und 1250 ( in der Zeit der Kreuzzüge) ihren Höhepunkt.
Beim Ritter unterschied man zwei Arten:
1., Der Ritter der es vom Adelsgeschlecht war, der sich ein Pferd leisten konnte und das Geld besaß. Dies waren meist hohe Adelige, Herzöge und Könige. Es ging ihnen gut, da sie sehr viel besaßen.
2., Das waren Reiter, die auf Grund ihrer Treue,Fähigkeiten und Tapferkeit vom Hohen Adel zum Ritter gemacht worden sind. Sie waren meist arm, bekamen jedoch meist
Land als Lehen. Es gab am Anfang regionale Beziehungen, in Frankreich wurden die Ritter in den niedrigen Adel integriert, dagegen in Lothringen und Deutschland
unterschied man zu einem gewissen Maß zwischen den beiden.
Ein Ritter mußte Kampffähigkeit, Tapferkeit, Kühnheit, Treue gegenüber dem Herrn vorzuweisen, sowie die Bereitschaft sein Leben aufs Spiel zu setzen. Um die Vorbedingungen für die ritterliche Klasse zu erfüllen, mußte man eine Entsprechende Ausbildung erhalten. Zwischen dem 11. Und 13.Jhdt. entstand ein Erziehungssystem, das den zukünftigen Ritter bereits im Kindesalter aus seiner Familie löste und an den Hof eines befreundeten Ritters holte. Mit 7 Jahren wurde aus dem Kind der Page, er lernte zunächst den Umgang mit den ritterlichen Waffen. Im Alter von 14 Jahren setzte er seine Ausbildung als Knappe fort. Nun war es das Ziel einen vollkommenen Ritter heranzubilden. Geübt wurden vor allem die Treffsicherheit beim Anrennen mit der Lanze sowie der Kampf mit Schwert, Streitkolben oder Streitaxt.
Hatte ein Knappe seine militärische Fähigkeiten voll entwickelt und hatte er auch seine Charakterfestigkeit unter beweis gestellt, dann konnte er zum Ritter befördert werden. Das geschah durch die Schwertleite (Ritterschlag). Zu diesem Zeitpunkt war der Knappe etwa 21 Jahre alt. Die Schwertleite entwickelte sich mit der Zeit zu einer Zeremonie und war immer ein großes Fest.
Im 13.Jhdt. entstand in England eine besondere Form des Rittertums, nämlich die Shires, die als Niederadel ihr Betätigungsfeld in der Verwaltung ihrer Güter der Grafschaften sahen. Gleiches geschah in Deutschland mit den Junkern, die sich administrativen Aufgaben widmeten.
Der Ritter kämpfte mit Lanze, Schwert, Axt usw., war also ein Nahkämpfer. Doch im Laufe des 14.Jhdts. kamen Fernwaffen (Armbrust, Langbogen) auf, und sie wurden schon von der Weite außer Gefecht gesetzt. Im 15.Jhdt. verloren die Ritter nicht nur militärisch ihre Vorrangstellung, sondern verarmten auch langsam.
Ausgelöst wurde diese Krise durch Hungerkatastrophen und immer wieder aufflackernde Seuchen, die große Teile des Landes entvölkerten. Viele Landleute zogen in die aufstrebenden Städte, wo ihr Leben freier und leichter war.
Gegen Ende des 15.Jhdt. hatten die Ritter ihre Rolle ausgespielt und verließen die Bühne des Welttheaters. Übriggeblieben sind uns eine Vielzahl von Erinnerungsstücken: Burgen, Rüstungen, Waffen, Kunstwerke und Alltagsgegenstände.
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