Statt selbst nach Tibet zurückzukehren, schickte der Dalai Lama mehrere Delegationen ins Land, welche die Lage der Bevölkerung dokumentieren sollten. Obwohl die Chinesen versuchten, den Abgesandten nur die staatlichen Musterbetriebe zu zeigen, konnten sich die Beobachter trotzdem ein Bild von der tatsächlichen Situation in Tibet machen. Ihre Berichte waren erschütternd:
. 1,2 Millionen Menschen sind alleine zwischen 1950 und 1983 dem chinesischen Terror zum Opfer gefallen.
. Ohne Rücksicht auf die Umwelt hatten die Chinesen Fabriken gebaut, jedoch arbeiteten hier überwiegend chinesische Arbeitskräfte und die Produktion ging nach China.
. Jeder 10. Tibeter war im Gefängnis, 100.000 waren in Arbeitslagern
. Hunderttausende von Quadratkilometern hatten jegliche Vegetation verloren.
. Ganze Ökosysteme waren zusammengebrochen
. In Krankenhäusern benachteiligte man die tibetische Bevölkerung gegenüber den chinesischen Siedlern.
. Der gesamte Schulunterricht wurde auf chinesisch gehalten.
. Hunger herrschte unter den Tibetern
. Religion war verboten, Klöster wurden zerstört
. Zwangssterilisationen und Abtreibungen wurden meist gegen den Willen der tibetischen Frauen durchgeführt
Sämtliche Delegationsmitglieder, die von Tibet zurückkehrten, waren schockiert und konnten nicht begreifen, warum die chinesischen Militärs solche Greueltaten an ihrem Volk verübten, doch sie berichteten auch von erfreulichen Ereignissen. Obwohl die Chinesen die Tibeter über 3 Jahrzehnte grausam unterdrückt und politisch umerzogen hatten, gingen diese trotz Ausgehverbots zu Tausenden auf die Straße, um die Abgesandten des Dalai Lama zu empfangen. Sie wollten wissen, wie es "Seiner Heiligkeit" gehe oder erbaten einfach nur den Segen der Delegierten. Der ungeheure Zulauf traf die Chinesen überraschend. Überzeugt, den sozialen Fortschritt nach Tibet gebracht zu haben, glaubten sie die Tibeter auf ihrer Seite. Ideologische Verblendung hatte sie zu einem totalen Realitätsverlust geführt.
Angesichts der grausamen Berichte, welche der Dalai Lama nach Rückkehr der Abgesandten erhalten hatte, entschied er sich, nicht in sein geliebtes Land zurückzukehren.
Am 10. Dezember 1989 wurde ihm der Friedensnobelpreis verliehen - in Anerkennung seiner Bemühungen um eine gewaltfreie Trennung Tibets von China. Fast die Hälfte des Jahres verbringt das geistliche Oberhaupt mit Reisen, um auf die Probleme in Tibet aufmerksam zu machen, um Freunde und Befürworter für eine friedliche Lösung für Tibet zu finden. Er hat Erfolg. Inzwischen existieren in 33 Ländern mehr als 350 Hilfsgruppen und Organisationen, die sich der Situation in Tibet angenommen haben. Unermüdlich wirbt Tenzin Gyatso für die Durchsetzung der Menschenrechte, nicht nur in seiner Heimat Tibet, sondern auf der ganzen Welt.
|