Man kann Dönitz nicht als fanatischen Nationalsozialisten einordnen. Er war ein Militarist, der dafür kämpfte "seine" Waffengattung neu aufzubauen und zu erhalten. Dafür war ihm jedes Mittel recht. Dönitz schloß sich Hitler in einer Weise an, daß er zu den von diesem meistgeschätzten Befehlshabern zählte. Man könnte Dönitz als hochrangigen Mitläufer eines Regimes bezeichnen, von dem er annahm, daß es ihm und seiner "U-Boot-Waffe" viel Ruhm bringen würde. Dies würde aber auch nicht genau den Kern treffen. Ein ganz wichtiger und schon oft genannter Aspekt ist, daß Dönitz immer dem hörig war, der gerade regierte. So war eines Tages Adolf Hitler an der Macht, und Dönitz hatte die Alternative, Ruhm zu ernten, auf - wie wir heute wissen - verbrecherische und menschenunwürdige Art, oder seinen Hut zu nehmen und die Marine zu verlassen. Doch er wußte, daß er unter Adolf Hitler gute Chancen hatte, schnell befördert zu werden und eine rasche Militär-Karriere zu machen, wie bei den meisten Diktatoren. Dönitz ist dafür verantwortlich, daß viele Seeleute ihr Leben lassen mußten, weil er den Handelskrieg weiterführen ließ, ohne dabei die Prisenordnung zu beachten. So konnten Schiffe ohne Vorwarnung torpediert werden, und die Seeleute wurden nicht gerettet. Dönitz verwies zur Rechtfertigung oft auf das hohe Risiko, da U-Boote in solchen Situationen besonders gefährdet gewesen seien. Außerdem argumentierte er, daß in einem U-Boot gerade Platz für vierzig Mann Besatzung seien, wie sollten da Schiffbrüchige aufgenommen werden. Gerade in dieser Frage war Dönitz sehr grausam, obwohl er deshalb nicht im Nürneberger Prozeß verurteilt wurde. Die U-Boot-Frage ist eine moralische. Dönitz konnte dies mit seinem Gewissen vereinbaren, also tat er es.
Zusammenfassend kann man sagen, daß Dönitz kein fanatischer Nationalsozialist war, Hitler aber trotzdem ergeben diente und ihm eine sehr effektive, aber grausame U-Boot-Waffe lieferte. Dönitz war nicht, wie viele andere,
Hitlers wahnsinniger Ideologie verfallen, unterstützte diese aber trotzdem mit dem gleichen Ehrgeiz, wie andere Befehlshaber anderer Waffengattungen.
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