Rund 80 Steinmetzen und Steinversetzer arbeiten seit Begin 1996 zweischichtig von früh 6 Uhr bis gegen 22 Uhr, selbst am Sonnabend ruht die Arbeit nicht. Wenn gegen 12 Uhr die letzte Kelle abgelegt, die Bauleute die Baustelle verlassen, strömen die Dresdner und ihre Gäste auf die Baustelle, besichtigen die Unterkirche und überzeugen sich von der Unumkerhrbarkeit der archäologischen Rekonstruktion der Frauenkirche, der bedeutendsten Baustelle am Ausgang des 20. Jahrhunderts.
Zusammenfassung der wichtigsten Schritte des Wiederaufbaus 1996: Vom 2. Januar bis 24. Mai wurde das historische Kellergewölbe nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Dabei mußten acht Meter Bogen überspannt werden. Der beim Versetzen der Läufer-und Bindersteine verwandte Trass-Kalkmörtel benötigt etwa 20 Tage Abbindzeit. Am 24.Mai wurde der Schlußstein gesetz, das Kellergewölbe geschlossen. Ca. 6800 einzelne Sandsteine wurden versetzt oder vermauert. Die Hälfte dieser Stücke sind aufgearbeitete alte Steine der Frauenkirche, die andere Hälfte stammt aus den Pfeilern der abgerissenen bzw. abgebauten Torgauer Elbbrücke. Neben dem weiteren Ausbau der Unterkirche erfolgten gleichzeitig Rückbau- und Sanierungsmaßnahmen an bestehender Bausubstanz. Während die Fertigstellung der Unterkirche und damit die Weihe immer näherrückte, restaurierten Steinmetzen die alten geborgenen Fassadensteine und bereiteten sie für den Wiederaufbau vor. Neben diesen Arbeiten begann die fragmentarische Restaurierung des aus 2000 Einzelteilen bestehenden Altars der Frauenkirche. Die Vollendung des Kellergeschosses ging rasch voran. Im Mittelpunkt der vier Tonnengewölbe wurde ein massiver Altarstein aufgestellt, der aus einem einzigen Kalksteinblock geschlagen wurde und elf Tonnen wiegt. Der Stein stammt aus einem Steinbruch in der Nähe der irischen Stadt Kilkenny. Durch seine Größe und Dominanz im Raum erfüllt der Stein bereits in seiner unvollendeten Form die Aufgabe eines Altars. Am 19. August 1996 war es dann soweit: Der Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche, Prof. Güttler bat die am Bau beschäftigten Spezialisten zum ersten Konzert in die fertiggestellten Kellergewölbe.Das Portal C (Glockenturm) wurde im Rohbau fertiggestellt, der Rückbau abgeschlossen, die Pfeilerfußflächen gesetzt. Zwei neue Auftragnehmer übernahmen einen neuen Bauabschnitt, das "Los 2\". Darin sollen bis zum 11. April 1997 die Außenmauern der Frauenkirche auf die Höhe der Fenstersohlbänke der Hauptkirchenfenster emporeachsen, die Eingänge B und F mit danebenliegenden Betstübchen bzw. Treppen in die Unterkirche fertiggestellt und die vier Treppenhäuser bis auf die Podesthöhe von 7,60 Metern über dem Straßenniveau gebracht werden. Um den Bau trotz aller Witterungsschwankungen termigerecht fortzuführen, wurde ein neues Wetterschutzdach auf einer Stahlkonstruktion aufgesetzt. Fünf Einbrückenkrane wurden montiert und mit der Arbeit am "Los 2\"begonnen. Damit waren auch die Voraussetzungen für die erneute Einhausung ab Oktober 1996 geschaffen worden. Ein wichtiger Termin war Ende Oktober die Abnahme der Eingangshalle am Tor F (Am Frauenkirchen-Cafe), so daß nun der Zugang zur Unterkirche und der Besucher-garderobe möglich wurde. Am 5. Dezember konnte ein weiterer Höhepunkt im Baujahr 1996 registriert werden: In einer zwanzigminütigen Aktion paßten Steinversetzer den knapp zwei Tonnen schweren Schlußstein über dem südlichen Hauptportal, dem Tor B ein. Krönender Abschluß im vergangenen Jahr war einige Tage vor dem Weihnachtsfest der Einbau der ersten, rekonstruierten zweiflügeligen Eingangstür am Portal F. Drei Monate hatte man dieser gearbeitet. Das Besondere an dieser Tür ist der Einbau des Originalschlosses von 1905 der Frauenkirche sowie der originale barocke Türbeschlag.
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