Unmittelbar nach Beendigung des Krieges machten sich deutsche Historiker daran, durch umfangreiche Einzeluntersuchungen, Aktenpublikationen und Dokumentationen die These von der Alleinschuld Deutschlands am Kriegsausbruch zu widerlegen. Im Auswärtigen Amt der Weimarer Republik entstand ein eigenes "Kriegsschuldreferat", 1921 kam eine private "Zentralstelle für die Erforschung der Kriegsursachen" hinzu und seit 1923 gab es mit der Zeitschrift Die Kriegsschuldfrage sogar ein eigenes Presseorgan, das sich nur mit der Erforschung der Kriegsursachen beschäftigte. Gemäß ihrer apologetischen Zielsetzung kam die deutsche Geschichtswissenschaft der Zwischenkriegszeit übereinstimmend zu dem Schluss, dass die Politik des Deutschen Reiches ebenso wie die der Ententemächte 1914 ausschließlich von Sicherheitsbedürfnis und Gleichgewichtsdenken bestimmt worden sei und Deutschland in einen Verteidigungskrieg hineingezogen, allenfalls zu einem Präventivkrieg gezwungen worden sei. Dies wurde vom Großteil der Historiker aus den Siegerstaaten bestritten, wenngleich es auch unter ihnen prominente Vertreter des Faches - wie etwa Pierre Renouvin (1893-1974) - gab, welche die These von der Alleinschuld Deutschlands anzweifelten und darauf hinwiesen, dass auch die russische Politik zum Kriegsausbruch beigetragen habe.
Die Debatte um die Kriegsschuld schien beendet, als beim deutsch-französischen Historikertreffen 1951 in Anlehnung an Lloyd Georges Formel, alle Mächte seien 1914 gewissermaßen unbeabsichtigt in einen Krieg "hineingeschlittert", Einigkeit darüber erzielt wurde, dass die historischen Dokumente es nicht erlaubten, "im Jahre 1914 irgendeiner Regierung oder einem Volk den bewussten Willen zu einem europäischen Kriege zuzuschreiben".
Erst die Arbeiten des Hamburger Historikers Fritz Fischer brachen Anfang der sechziger Jahre diesen Konsens auf und lösten eine heftige, teilweise polemisch geführte Kontroverse aus, die nicht nur die historische Forschung, sondern auch weite Teile der Öffentlichkeit intensiv beschäftigte. In seinem mittlerweile zu einem Standardwerk der Weltkriegsforschung avancierten Werk "Griff nach der Weltmacht" (1961) stellt Fischer die These auf, dass die deutsche Staatsführung, getrieben von einflussreichen und an Expansion interessierten Gruppierungen (vor allem aus der Industrie), spätestens seit 1911 planmäßig auf einen Krieg zugesteuert sei. Der bereitwillig ausgestellte "Blankoscheck" (5. Juli 1914) für die österreichische Regierung zeige deutlich, dass Deutschland nicht nur den Krieg gewünscht, sondern ihn eigentlich erst möglich gemacht habe. Ziel der deutschen Politik zwischen 1911 und 1914, so die Kernthese Fischers, sei eine "Hegemonie Deutschlands über Europa" gewesen.
Fischer wurde vorgeworfen, er habe nicht ausreichend berücksichtigt, dass auch die übrigen europäischen Großmächte mit imperialistischer Politik den Konflikt angeheizt hätten und diese ihrerseits einen Krieg zur Lösung ihrer innenpolitischen Spannungen durchaus einkalkuliert hätten. Der Historiker Gerhard Ritter trat in seinem Werk Staatskunst und Kriegshandwerk als prominentester Kritiker der Thesen Fischers hervor und betonte, dass vor allem die Rolle des Reichskanzlers Bethmann-Hollweg als eher defensiv einzustufen sei, der keineswegs einen "Griff nach der Weltmacht" angestrebt habe, sondern vielmehr von der Absicht geleitet gewesen sei, mit einer "Politik der Diagonalen" die innere Spaltung der Nation im Krieg zu verhindern.
Wenngleich auch heute die "Fischerkontroverse" noch nicht ganz ausgetragen ist, so hat sich doch die vorherrschende Auffassung herauskristallisiert, dass es sich nicht unbedingt um einen reinen Angriffskrieg Deutschlands mit Weltmachtstreben gehandelt habe, jedoch durchaus um "die Konzeption eines kalkulierten Risikos zur Durchsetzung machtpolitischer Veränderungen unter Ausnutzung von internationalen Krisensituationen" (Andreas Hillgruber).
Nach dem Höhepunkt der breit angelegten Forschungen über politische Ursachen, militärischen Verlauf und Ergebnisse des Krieges in den sechziger und siebziger Jahren hat sich die Weltkriegsforschung der folgenden Zeit stärker den ökonomischen und gesellschaftlichen Problemen des Krieges zugewandt. Heute treten nach langen Jahren der Erforschung der "großen Politik" von Staatsmännern, Völkern und Bündnisverträgen zunehmend alltags-, mentalitäts- und technikgeschichtliche Fragestellungen in den Vordergrund, die u. a. die Erlebniswelt des "kleinen Mannes" im wilhelminischen Deutschland näher beleuchten, kulturphilosophische Voraussetzungen des Krieges untersuchen und technische Veränderungen während des Krieges erforschen.
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