"Die Sendung Gottes, das Evangelium in alle Welt zu verkünden steht als Leitstern über dem Leben und Werk" des Dominikanermönches und späteren Erzbischofs von Genua Jacobus de Voragine. Das geht allerdings auf Kosten seiner Biographie. In keiner seiner Schriften äußert sich Jacobus über Einzelheiten seines persönlichen Lebens, was die Forschung verständlicherweise vor einige Schwierigkeiten stellte.
Allgemein wird davon ausgegangen, dass Jacobus um 1230 in Varazze bei Genua geboren wurde. Dort wurde er einerseits mit dem steigenden Wohlstand des politischen und wirtschaftlichen Zentrums Italiens, als auch mit den herumziehenden und predigenden Bettelorden, der "Antwort der Kirche auf eine sich verändernde abendländische Welt" konfrontiert. 1244 trat er schließlich dem Dominikanerorden bei, was sein Leben und seine Denkweise entscheidend beeinflusste.
Über die ersten Jahre seines Ordenslebens und die Ausbildung, die er innerhalb des Ordens genoss, herrscht Unklarheit. Um 1250 nahm Jacobus die Tätigkeit des Predigens auf und begann parallel dazu mit seiner Legenda Aurea. Es ist allerdings noch nicht geklärt, ob er sich selber zu dieser Aufgabe entschloss oder ob sie von einem Vorgesetzten angeregt wurde. Ab 1258 war Jacobus innerhalb des Ordens zuerst als Subprior, dann als Hausprior in Genua und einigen anderen Städten tätig. 1267 wurde er mit etwa 37 Jahren zum Provinzialprior der Lombardei gewählt. Nun oblag ihm die Verantwortung für eine ganze Provinz, die ungefähr 50 Klöster mit 800 Brüdern umfasste. Nach fünfjähriger Pause wurde er 1281 noch einmal zum Provinzialprior gewählt und blieb bis 1287 in seinem Amt. Seine größte Wirksamkeit innerhalb des Ordens erreichte Jacobus allerdings 1283, als nach dem Tod des vierten Generalministers Johannes de Vercelli über 18 Monate kein Nachfolger gewählt wurde. Jacobus übernahm zusätzlich zu seinem Amt sämtliche Funktionen des Generalministers und leitete so fast zwei Jahre lang den Dominikanerorden.
Auf Grund seiner diplomatischen Erfahrung in politischen Angelegenheiten und seines Rufes als Friedensstifter wollte die römische Kurie nicht auf Jacobus verzichten; bereits 1288-1290 befand er sich unter den Kandidaten für das Amt des Erzbischofes. 1292 wurde er zum Erzbischof von Genua geweiht und musste sich nun in völlig neue Aufgabenbereiche einarbeiten, die politische, wirtschaftliche, juristische und kommunale Aufgaben umfassten. Ein Jahr später begann er mit der Arbeit an seinem letzten großen Hauptwerk, einer Chronik der Stadt Genua.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Juli 1298 starb Jacobus de Voragine in Genua und wurde auf eigenen Wunsch in der Kirche der Dominikaner in St. Ägidius begraben. 1816 wurde er selig gesprochen.
Die Entwicklung Jacobus' wurde von zwei geistigen Mächten, nämlich dem Papsttum und dem Dominikanerorden, beeinflusst. Er hat gewissermaßen "zwei Formen der Nachfolge Christi verwirklicht" , indem er die beiden christlichen Lebensformen, die in der Legenda Aurea dargestellt werden, als Erzbischof von Genua und als Predigermönch zu einer widerspruchslosen Einheit verbinden konnte.
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