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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Das 20. jahrhundert



5.1. Stereotypen des 20. Jahrhunderts /
Im 20. Jahrhundert steht der gesamte afrikanische Kontinent im Dienste Europas. Obwohl sich die afrikanischen Staaten (nach europäischem Vorbild) nach und nach für unabhängig erklären, bleiben sie im Einflussbereich Europas: eine wirtschaftliche und kulturelle Abhängigkeit tritt an die Stelle des direkten Kolonialsystems. Das gesamte Bildungsystem ist - eine "Errungenschaft" der Kolonialzeit - nach europäischem Vorbild aufgebaut und vermittelt europäische Werte; die Gefahr des "Naturwesens" und "unberechenbaren Wilden" schien gebannt. Aber der "gezähmte Neger" schien dennoch das "Böse" seiner Vorfahren "im Blute" zu haben: J. Paas schreibt über das Priesterseminar in Uganda 1928:
"Man hat es hier mit Negerknaben zu tun, also mit Abkömmlingen jener Rasse, der infolge jahrhundertelangen Versunkenseins in Laster aller Art böse Gewohnheiten, die, wenn auch in mühevollem Ringen nach und nach überwunden, leicht doch wieder mit elementarer Gewalt hervorbrechen und das begonnene schöne Werk vernichten können."
Aus den Darstellungen des Afrikaners zur Kolonialzeit als Wilder, als böser Zauberer, als gefährlicher Krieger, als friedlicher Träger, als Sklave, als Zögling der Mission oder als Angestellter der Kolonialverwaltung entwickelten sich Stereotype, die bis in die heutige Zeit reichen.
Es bildeten sich mit der Zeit viele Stereotype heraus (diese ausführlich zu besprechen fehlt aber der Raum in dieser Arbeit), so zum Beispiel der wilde, potente Sexprotz, der treue ("gezähmte") Diener (Onkel Tom, die "stummen Diener" und "Boys") , die wilde Schönheit und das hässliche "Affenweib". Trommelnde, tanzende Afrikaner mit dem Rhythmus "im Blut", dümmliche Kinder ("10 kleine Negerlein"), die sich im Busch herumtreiben, Sportskanonen, die "ganz Körper" sind, dankbare, fromme "Nickneger" , und die armen, kranken, hungrigen und unterernährten Kinder, die dankbar mit grossen unschuldigen Augen von den Plakatwänden starren; so verschieden diese Stereotype auch sind, sie haben etwas gemeinsam: der Schwarze wird - wenn nicht gerade dumm, so mindestens als dem Europäer an Intelligenz unterlegen dargestellt. Afrika gilt nach wie vor als "Naturkontinent", der aber, durch die wirtschaftliche Ausbeutung (von Europa), zum "Hunger- und Katastrophenkontinent" mutierte.

5.2. Der potente Afrikaner und die willige Schönheit

Mit dem Aufkommen der sogenannten Ethnopornos um die Jahrhundertwende, wurden die "onschamhafften", "nackten" (s. Zitat S. 2) Afrikaner immer mehr sexualisiert. Akzeptierte "wissenschaftliche" Bücher und ethnologische Postkarten, stellten dar, was im prüden Europa völlig undenkbar war, galt doch selbst der Blick auf das Knie einer (weissen) Frau als unanständig. Fotografien von Afrikanerinnen mit nackten Brüsten in gestellten, aufreizenden Posen, führten zum Bild der willigen, "geilen Negerin" als Sexobjekt, das sich in den Köpfen der Europäer festsetzte und noch heute festsitzt. Aber nicht nur die Frau wurde auf die Sexualität reduziert, sondern auch der Mann wurde als überpotenter, lüsterner, triebhafter Konkurrent empfunden: Als die Franzosen nach dem 1.Weltkrieg das Rheinland auch mit schwarzen Soldaten aus ihren Kolonien besetzten, ging ein Schrei der Empörung durch Deutschland; In einer Resolution forderten alle Parteien (mit Ausnahme der USPD) den Rückzug der schwarzen Soldaten mit der Begründung:
"Die Deutschen empfinden diese missbräuchliche Verwendung der Farbigen als eine Schmach und sehen mit wachsender Empörung, dass sie in deutschen Kulturländern Hoheitsrechte ausüben. Für deutsche Frauen und Kinder - Männer wie Knaben - sind diese Wilden eine schauerliche Gefahr. Ihre Ehre, Leib und Leben, Reinheit und Unschuld werden vernichtet. Immer mehr Fälle werden bekannt, in denen farbige Truppen deutsche Frauen und Kinder schänden, Widerstrebende verletzen, ja töten ..."
Obwohl sich keine Beweise dafür finden liessen, dass die farbigen Besatzungstruppen sich schlimmer aufführten, als die weissen, wurde das Bild des schwarzen Vergewaltigers rassisch begründet:
"Diebstähle und Geschlechtskrankheiten kommen bei Negern häufiger als bei weissen Soldaten vor, da sie den unmittelbaren Triebregungen weniger Widerstand leisten können."

5.3. Früh übt sich: der Afrikaner in der Kinderliteratur

Das bekannte Kinderlied der "zehn kleinen Negerlein" prägte das Afrika-Bild mehrerer Generationen. Das "kleine Negerlein", in der doppelten Verkleinerungsform, wird als dumm, naiv, ungeschickt, selbstzerstörerisch, wertlos und sein Verschwinden wird als selbstverständlich dargestellt und im Spiel verharmlost. Eine ähnliche Ideologie vertreten auch verschiedene andere Kinderlieder, z.B. "Negeraufstand ist in Kuba".

In vielen Kinder- und Jugendbüchern sowie in Comics, die in Afrika spielen, spielt der Afrikaner, der mit schwulstigen Lippen, grossen Augen, grossen Ohrringen, glänzender Haut, und wenn möglich noch mit Knochen im Kraushaar auftritt, eine untergeordnete Rolle. Afrika mit seinen "Eingeborenen" ist meist nur der Schauplatz, auf dem die Afrikaner meist nur dazu dienen, um die Intelligenz und Stärke der weissen Helden und Protagonisten (z.B. Tim und Struppi, Globi, Mickey Mouse etc.) zu beweisen: als treuer Gefährte, der dem Helden beisteht, als Statisten die es zu retten gilt, als Bedienstete (Träger, Ruderer, Dienstpersonal), Bewunderer oder als Bösewichte.


5.4. Der trommelnde, tanzende Afrikaner

Der trommelnde, tanzende und singende Schwarze erscheint als "edler Wilder" (siehe 2.2.) der Nachkriegszeit. Das Traumbild des Afrikaners ist körperbewusst, gefühlvoll, frei von Zwängen und intellektuellem Ballast, hat selbstverständlich den Rhythmus "im Blut", tanzt, trommelt und singt phantastisch. Der international bekannte kameruner Musiker F. Bebey nimmt dazu Stellung:
"Europäer neigen oft dazu, einige bestimmte Aspekte afrikanischer Kunst herauszulösen, um sie zu grundsätzlichen Kriterien afrikanischer Kultur überhaupt zu erheben und festzustellen , dieses oder jenes sei 'afrikanisch', dieses oder jenes sei 'nicht afrikanisch'"
Die afrikanische Kultur wird so zum Sammelbecken europäischer Sehnsüchte.
5.5. Wirtschaftstheorien

Kulturell-wirtschaftlich dominieren heute die sogenannten Modernisierungstheorien. Sie gehen in ihren Ursprüngen auf die Evolutionstheorien des 19. Jahrhunderts zurück, "die eine Abfolge von universalen Entwicklungsstadien konzipiert hatten, die die gesamte Menschheit durchschreiten müsste, um die höchstmögliche Entwicklung im Sinne einer optimalen Anpassung an gegebene und sich wandelnde Umweltbedingungen zu erreichen" . Die westeuropäischen Industriegesellschaften wurden dabei als am weitesten fortgeschritten eingestuft, alle anderen Gesellschaften hätten demnach die Phasen der europäischen Entwicklung zu durchlaufen, um das Ziel der fortgeschrittenen, angepassten Industriegesellschaft zu erreichen. Dabei werden fünf Stadien von Entwicklung unterschieden: Traditionelle Gesellschaft - Gesellschaft in der Übergangsphase - 'take-off'- Phase- Entwicklung zum Reifestadium - Zeitalter des Massenkonsums.
Die dritte Welt ist demnach nur drittklassig und hat aufzusteigen. Diese stark eurozentristische Weltsicht wird noch heute an Schulen unterrichtet und ist weitverbreitet.

5.6. Das 20.Jahrhundert als Revolution des Afrika-Bildes?

Das ausgehende 20. Jahrhundert, hat einerseits immer mehr kritische, den eigenen Standpunkt hinterfragende Geister hervorgebracht, und einen Sprachgebrauch eingeführt, der "politically correct" ist, und in immer breiteren Schichten Anwendung findet. Andererseits besteht in der europäischen Bevölkerung eine latent rassistische Haltung mit all ihren Fremdvölkerstereotypen, die, vor allem in den Medien sichtbar, subtil zum Vorschein kommen, und die auch in offen rassistische Bewegungen (Skinheads, Ku-Klux-Klans, etc.) umschlagen, welche auch immer wieder in der Politik Eingang fanden (Hitler), und immernoch finden (Le Pen, Haider, gewisse SVP-Vertreter u.ä.).
Es ist nicht zuletzt ein Verdienst all jener revolutionären Bewegungen, die eine Gleichberechigung der Menschen anstrebten, dass sich die "westliche" Gesellschaft immer mehr in Richtung kultureller Pluralität statt einer Hierarchie entwickelt.

Aber auch vermeintlich kritisch hinterfragende Autoren kommen in ihren wissenschaftlich angehauchten Büchern teilweise nicht aus den Vorurteilen heraus; ein ausgeprägtes Beispiel dazu ist Frank Böckelmann in seinem 1998 erschienenen Buch: "Die Gelben, die Schwarzen, die Weissen".
"Was die Schwarzen nicht zu wissen scheinen oder nicht wahrhaben wollen, ist, dass wir sie beneiden. Diese erregend schönen Männer und raubtierhaft gewachsenen Frauen, mit "weichen, üppigen Bewegungen" und blitzendem Lächeln. (...) Trotz der sieben ägyptischen Plagen, die sich Afrika unterworfen haben, sind sie sanft und ganz geblieben. Beredt spricht ihr ganzer Körper. (...) Arbeit erlangt keine Macht über sie. Das Nötige verrichten sie singend und lachend. (...) (Verliebte Schwarze gibt es nicht. Sätze wie "Sage mir dass du mich liebst" kommen nicht über ihre Lippen.)"

 
 

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