Um nicht unnötig Verwirrung zu schaffen, gilt es, Folgendes zu beachten::
. Die cosa nostra ist von ihrem Ursprung her keine sizilianische Mafiaorganisation. Sie ist in Amerika entstanden und wirkte von dort nach Italien zurück (Prozess der Illegalisierung der Mafia in Italien nach 1945). Allerdings schafft die Tatsache Verwirrung, dass viele mafiusi in Italien sich heute selbst als Mitglieder der cosa nostra bezeichnen.
. Neuere Formen der organisierten Kriminalität sollten nicht unüberlegt mit dem Etikett \"Mafia\" belegt werden. Vielmehr muss im Einzelfall geprüft werden, ob die jeweiligen Erscheinungen mafiöse Grundelemente enthalten. Das italienische Vorbild spiegelt in seinen inneren Strukturen spezielle Formen der Vergemeinschaftung in Sizilien wider (omertà), es verweist hinsichtlich der Entstehung mafiöser Strukturen auf die Bedeutung grundlegender Systemkrisen (Zusammenbruch des Feudalismus, Schwäche des italienischen Nationalstaates), und ist nur zu verstehen, wenn der gleitende Übergang zu kriminellen Praktiken mitbedacht wird. Die enge Verbindung von Politik und Kriminalität war Folge dieser ganz spezifischen Entwicklung. Nimmt man nun diese Beobachtungen zum Maßstab, so kann man die russischen Brigaden durchaus als mafiös bezeichnen, die polnischen Autoschieber-Banden dagegen wohl eher nicht.
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