Der tropische Regenwald ist das artenreichste Ökosystem der Erde. Millionen Tier-und Pflanzenarten existieren hier in einer unauflöslich verwobenen Lebensgemeinschaft. Allein die Anzahl der Baumarten kann auf nur wenigen Hektar Fläche mehrere Hundert betragen.
Ihre Zahl hängt auch vom Regenwaldtyp ab. Im tropischen Amerika sind der Tieflandregenwald und der Bergregenwald vorherrschend.
Die Lebewesen im Regenwald zeigen charakteristische Eigenheiten und eine typische Verteilung über die vertikalen Zonen des Regenwaldes, den Boden, die Strauchschicht, den Stammbereich und die Baumkrone.
Die meisten Kreaturen leben hoch oben im Kronendach des Waldes. Forscher die dort hinaufgelangen, können täglich Dutzende neuer Arten - hauptsächlich Insekten - entdecken. In einem einzigen, dicht mit Lianen, Orchideen, Bromelien, Farnen und Moosen überwucherten Baum wurden beispielsweise fast 1000 Käferarten entdeckt.
Jede Art besiedelt eine oft winzige ökologische Nische. Die Folge dieser hohen Diversität - wie die Forscher die enorme Artenfülle nennen - ist, daß jede Art nur mit wenigen Individuen vertreten ist. Im permanenten Kampf ums Überleben haben die Tiere des Regenwaldes eine verwirrende Vielzahl von Tarn- und Warntrachten entwickelt, die ihre Entdeckung und Identifizierung schwierigmacht. Insekten ahmen viele belebte und unbelebte Gegenstände ihrer Umwelt nach, um sich vor Feinden zu verbergen oder aber um sie abzuschrecken. Schmetterlinge muten an wie Blätter, Orchideen oder sind ganz einfach transparent. Ihre Raupen können aussehen wie ein Häufchen Vogelkot oder selbst wie giftige Schlangen. Frösche warnen ihre Feinde mit grellbunten Färbungen vor tödlichen Hautgiften. Erstaunlicherweise steht die fruchtbarste und produktionsstärkste Lebensgemeinschaft der Erde meist auf unfruchtbarem Sand. Der Grund: In dem gleichförmigen Klima der Tropen ist ganzjähriges, unablässiges Wachstum möglich. Der Motor dazu ist die Sonne. Über die Photosynthese produzieren die Pflanzen des Regenwaldes eine große Menge Kohlenhydrate. Alle Abfallstoffe, wie Blätter, umgestürzte Bäume oder Tierleichen werden ständig von Pilzen und Ameisen aufbereitet und auf schnellstmögliche Weise in den Nährstoffkreislauf des Waldes zurückgeführt. Mineralienverluste müssen über Stäube aus der Luft ausgeglichen werden. Ein Humusspeicher im Boden, wie in den Wäldern unserer Breiten, entsteht daher nicht.Auch das klimatische Geschehen bildet einen in sich fast geschlossenen Kreislauf. In den Baumstämmen hochgepumpt, von den Blättern verdunstet, kondensiert das Wasser abermals zu Regenwolken. Der Regenwald vermindert die Wirkung der heftigen, tropischen Regenfälle und reguliert so den Wasserkreislauf. Der Aufbau organischer Materie durch das Wachstum der Pflanzen bindet Kohlendioxid und wirkt dem Treibhauseffekt entgegen. Das Verbrennen tropischer Wälder setzt das Gas wieder frei und beschleunigt die Erwärmung der Erdatmosphäre.
|