Nicaragua ist die größte Republik, jedoch auch, nach Haiti, das zweitärmste Land Mittelamerikas. Es ist begrenzt im Norden durch Honduras, im Osten durch das Karibische Meer, im Süden durch Costa Rica und im Westen durch den Pazifischen Ozean.
Land
Nicaragua hat eine Fläche von 120 000 Quadratkilometern. Das entspricht circa eineinhalb mal Österreich.
Das Land teilt sich von West nach Ost in drei große Regionen: die Pazifikregion, das zentrale Bergland und die Atlantikregion.
Die Pazifikregion
Diese ist ein großes Becken, das sich im Westen befindet und erstreckt sich von der Küste bis zu den beiden großen Seen. Der kleinere Managuasee ist in etwa 1750 km ² groß. Der zweite See ist mit 9500 km ² und einer Länge von 160 km, der größten See Mittelamerikas. Seine Besonderheit sind die vielen kleinen Inseln, die viele Touristen anlocken, und Süßwasserhaie die in diesem See leben. Die beiden Seen sind über den Fluss Tipitapa miteinander verbunden. Eine Vulkankette, mit etwa 25 Vulkanen, liegt zwischen den beiden Seen und der Pazifikküste. Die derzeit aktivsten Vulkane sind der Cerre Negro, der erst 1992 zum letzten Mal ausbrach und der Momotombo, von dem die Energie genutzt wird und mit Hilfe eines geothermischen Kraftwerks in elektrisch Energie umwandelt wird. Auf Grund der vielen Vulkanen gibt es in diesem seismisch unruhigen Gebiet häufig Erdbeben. Der Boden an der Pazifikseite ist am fruchtbarsten. Deshalb befinden sich hier auch die wichtigsten Städte des Landes:
Managua, die Hauptstadt und kommerzielles Zentrum, hat etwa eine Million Einwohner. León ist eine Stadt im Hinterland der Pazifikküste und ist ein wichtiges religiöses und kulturelles Zentrum. Granada ist die Endstation der Eisenbahnstrecke, die im Haupteinfuhrhafen Corinto an der Pazifikküste beginnt. Diese Eisenbahnstrecke und der Hafen sind eine große Hilfe für die Wirtschaft.
Das zentrale Bergland
Die Hochländer Nicaraguas liegen durchschnittlich 600 Meter hoch und durchziehen das Land von Nordwesten nach Südosten. Verschiedene Gebirgsketten zerschneiden die Hochländer von Osten nach Westen. Die Höchste Gebirgskette mit über 2 100 Metern ist die Cordillera Isabellia, an der Grenze zu Honduras.
Die Atlantikregion
Im Osten dehnt sich die karibische Küstenebene rund 70 Kilometer landeinwärts aus. Dieses Gebiet ist noch teilweise mit Regenwald bewachsen. Etliche Flüsse durchziehen diese Landschaft. Die vier größten Flüsse sind der San Juan, der Rio Grande und der Rio Coco, der Grenzfluss zu Honduras, und mit 725 km, längster und größter Fluss Zentralamerikas. Diese Flüsse münden alle in das Karibische Meer.
Klima
Das Klima in den Küstenregionen Nicaraguas ist tropisch, mit einer mittleren Temperatur von 25,5 °C. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober, und entlang der karibischen Küsten liegt der jährliche Niederschlag im Durchschnitt bei 3 810 Millimetern. In den höheren Lagen des Landesinneren bewegt sich die Temperatur zwischen 15,5 und 26,5 °C. Die Niederschläge sind höher als in den Küstenregionen, auch in der Trockenzeit ist es hier noch grün. Durch unkontrollierte Abholzung verschiebt sich jedoch die "Grüne Grenze" jedes Jahr weiter nach Norden.
Flora und Fauna
In Nicaragua findet man tropische und subtropische Pflanzenarten. Dichte Regenwälder stehen entlang der Karibikküste und an den Osthängen der Hochländer. Eichen, Kiefern, Balsam- und Mahagonibäume, wilde Gummibäume und etliche Obstbäumen wachsen hier.
Zur Tierwelt Nicaraguas zählen Puma, Hirsch, einige Affenarten, Alligatoren und andere Reptilien. Auch Papageien, Kolibris und wilde Truthähne leben hier.
Bevölkerung
Nicaragua hat etwa 4,3 Millionen Einwohner; die Bevölkerungsdichte beträgt 36 Einwohner pro Quadratkilometer. Ungefähr 60 Prozent der Bevölkerung leben an der Pazifikküste im Westen. Ihn den Städten leben circa 63% der Gesamtbevölkerung. Die Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei etwa 68 Jahren.
Rund 77 Prozent der nicaraguanischen Bevölkerung sind Mestizen, dass sind Nachkommen eines weißen und indianischen Elternteils. Rund zehn Prozent sind Weiße und der Rest besteht aus Indios und Schwarzen. Minderheiten sind die Miskitos, die Rama, die Sumus und die Garifuna.
Jugendliche und Kinder
46% der nicaraguanischen Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre. 15 - 24-Jährige machen weitere 20% der Bevölkerung aus. Die politische, wirtschaftliche und soziale Situation hat sich drastisch verschlechtert hat. Außerdem fehlt die Möglichkeit für Bildung, Arbeit oder kulturelle und sportliche Freizeitgestaltung. Noch hinzu kommt, dass viele Kinder und Jugendliche familiäre Probleme haben, und sich als Straßenkinder selbst irgendwie durchbringen wollen, deshalb neigen diese zu Prostitution, Diebstahl und Drogenhandel.
Frauen
Frauen machen 52% der Bevölkerung aus. Im Durchschnitt hat jede Frau 5, in ländlichen Gebieten sogar 9 Kinder. Die Hälfte aller Erstgebärenden sind jünger als 18 Jahre, womit Nicaraguanerinnen im zentralamerikanischen Durchschnitt die jüngsten Mütter mit den meisten Schwangerschaften sind.
Laut offiziellen Statistiken sterben 17 von 1.000 Frauen während einer Geburt, ein Drittel davon durch illegale Abtreibungsversuche. Die zweite Todesursache ist der Gebärmutterkrebs, verursacht durch die häufigen und kurz aufeinanderfolgenden Schwangerschaften. 25% aller Haushalte werden von Frauen alleine geführt, in vielen Gebiet, z.B. im Industriesektor von Managua, sind sogar 70% der Frauen alleinerziehende Mütter. Das ist vor allem auf den traditionellen, sehr stark ausgeprägten "Machismo" zurückzuführen: Dieser sagt aus, daß es für eine Mann keine Schande ist Schande seine Frau zu verlassen oder zwei, drei Familien hinter- oder nebeneinander zu gründen. Im Gegenteil, es ist ein Beweis der Männlichkeit. Für die finanzielle Absicherung der Kinder sind die Väter zwar gesetzlich verpflichtet, in der Praxis wird diese Verpflichtung jedoch selten eingehalten. Deshalb muß die Frau in den meisten Fällen selbst um ihre Kinder kämpfen, und das, obwohl sie im Durchschnitt ein geringeres Ausbildungsniveau besitzt als der Mann. Auch die Arbeit der Frauen ist im allgemeinen schlechter bezahlt als die der Männer.
Eine wesentliche Rolle im Kampf um die Rechte der Frauen in der Revolution spielte die Frauenorganisation "AMNLAE". Aktuell ist jedoch das Bildungsprojekt "miriam" zur Frauenförderung, Österreich-Nicaragua. "Miriam" hat sich zum Ziel gesetzt, Frauen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, ihren Schulabschluß bzw. ihre berufliche Ausbildung zu ermöglichen und vergibt zu diesem Zweck monatliche Stipendien. Die meisten die diese erhalten sind alleinerziehend und können deswegen die Bildungsmöglichkeiten nicht voll ausschöpfen. Der finanzielle Druck zwingt viele Frauen noch mehr oder zusätzlich zu arbeiten. Dazu kommt noch das Problem, das ich schon vorhin angesprochen habe, des "Machismo" mit all seinen negativen Auswirkungen auf sozialer und individueller Ebene.
Sprache und Religion
Die Amtssprache Nicaraguas ist spanisch. An der Atlantikküste wird jedoch vermehrt Englisch gesprochen. Neben diesen zwei Sprachen gibt es noch etliche Indianersprachen.
Nicaragua ist ein sehr religiöses Volk. Fast 90 Prozent der Bevölkerung sind römisch-katholisch; Protestanten sind in nur geringer Zahl vertreten, da die katholische Kirche starken Einfluß auf die Regierung hat.
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