Nach der kolumbianischen Verfassung von 1991, die eine Charta aus dem Jahr 1886 ablöste, ist Kolumbien eine präsidiale Republik mit einer stark zentralisierten Staatsform. Der Nationalfeiertag am 20. Juli erinnert an die Proklamation der Unabhängigkeit im Jahr 1810.
5.1 Exekutive
Die zentrale Machtbefugnis liegt beim Präsidenten, der direkt vom Volk für vier Jahre gewählt wird (keine Wiederwahl möglich). Es besteht allgemeines Wahlrecht für Männer und Frauen über 18 Jahren. Der Präsident ist gleichzeitig Regierungschef und ernennt die Mitglieder des Kabinetts, die vom Kongress bestätigt werden müssen. Nach der Verfassung von 1991 werden auch die Gouverneure der Departamentos direkt gewählt.
5.2 Legislative
Die gesetzgebende Macht liegt in Kolumbien beim Kongress (Congreso), der aus dem Repräsentantenhaus mit 165 Sitzen (Cámara de Representantes) und dem Senat mit 102 Sitzen (Senado) besteht. Zwei Sitze im Senat und zwei Sitze im Abgeordnetenhaus sind den Vertretern der Indios vorbehalten. Die Mitglieder des Parlaments werden für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt.
5.3 Judikative
Die 24 Mitglieder des Obersten Gerichtshofes werden auf Lebenszeit von Richtern gewählt, die bereits im Amt sind. Das Gerichtswesen entstand nach spanischen und französischen Vorbildern und umfasst insgesamt 61 höhere und niedere Bezirksgerichte sowie Land- und städtische Gerichte. Die Verfassung von 1991 verbietet die Auslieferung kolumbianischer Staatsbürger und garantiert eine unabhängige Strafverfolgung. Die Todesstrafe ist abgeschafft.
5.4 Kommunalverwaltung
Kolumbien ist in 32 Departamentos und den Hauptstadtdistrikt Bogotá eingeteilt, außerdem in vier Intendanturen und fünf Kommissariate. Die Gouverneure der jeweiligen Distrikte werden direkt vom Volk gewählt (vor In-Kraft-Treten der neuen Verfassung wurden sie vom Präsidenten ernannt).
5.5 Politische Parteien
Die beiden traditionell wichtigsten Parteien sind der Partido Social Conservador (PSC, Konservative Partei), die für einen zentralistischen Staat und enge Beziehungen zur katholischen Kirche eintritt, und der Partido Liberal (PL, Liberale Partei), die sich für eine Stärkung der Regionen und für die Trennung von Kirche und Staat einsetzt. Neben diesen beiden politischen Gruppen sind auch der aus einer Guerillabewegung hervorgegangene Movimiento 19 de Abril (M-19) - die spätere Alianza Democrática (ADM-19) - und die kommunistische Unión Patriótica von Bedeutung.
5.6 Verteidigung
Alle männlichen Staatsbürger über 18 Jahren sind in Kolumbien zum ein- bis zweijährigen Wehrdienst verpflichtet. Die Gesamtstärke der Armee beträgt etwa 65 000 Soldaten (Heer: 52 000, Marine: 9 000, Luftwaffe: 4 000).
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