Der handel ist das Lebenselixier der europäischen Wirtschaft. Nach Schätzungen
der Europäischen Kommission hängen 10 bis 12 Millionen Arbeitsplätze - d.h. jeder
zehnte - direkt vom Export ab. Mit diesen Exporten in alle Welt werden 9% des
Wohlstandes der Union, ausgedrückt in ihrem Bruttoinlandsprodukt, erwirtschaftet.
Die EU selbst ist die größte Handelsgemeinschaft der Welt. Sie vereinigt gut ein
Fünftel des gesamten Welthandels auf sich, und damit mehr als jeder ihrer beiden
Hauptkonkurrenten, die USA und Japan. Dieser Handel bleibt immer weniger auf
sichbare Posten wie Autos, Textilien und Computer beschränkt - zu den
wachstumsintensivsten Sektoren zählen Leistungen wie Bank- und
Versicherungsgeschäfte und Telekommunikation.
Die EU hat sich seit jeher für die Förderung dieses Handels eingesetzt.
Weitgehende gegenseitige Handelserleichterungen sind ein Eckpfeiler der
zahlreichen bilateralen Abkommen, die sie im Laufe der Jahre mit den
verschiedensten Ländern auf individueller oder regionaler Basis abgeschlossen
hat. Diese Handelserleichterungen sind ein Kernelement ihrer Beziehungen zu 70
Ländern Afrikas, des karibischen und pazifischen Raumes im Rahmen der Konvertion
von Lomé und ihrer immer engeren Verbindungen mit den jungen Demokratien der
mittel- und osteuropäischen Länder. Dieses Konzept dürfte wohl die beste Garantie
für die Stärkung der Demokratie und die Förderung des Wohlstandes sein und wurde
von der EU auch im weiteren internationalen Rahmen stets konsequent verfolgt -
zunächst im GATT und jetzt und in Zukunft in der WTO.
Getragen wird diese Politik der Förderung des Handels von der Überzeugung, dass
dies den Anbietern und den Verbrauchern gleichermaßen zugute kommt. Die
Hersteller kommen in den Genuss günstigerer Einfuhren, die sie für die
Herstellung ihrer Fertigprodukte benötigen, die wiederum laichter und auf mehr
Märkten absetzbar sind, wenn Zölle und andere Hindernisse abgebaut sind. Dank der
internationalen Regelungen können kosten- und zeitaufwendige Formalitäten
vermieden werden und Marktteilnehmer und Investoren haben die Gewähr, dass sie
vorausschauend planen können.
Der Verbraucher hat den Vorteil, dass er ebenfalls auf kostengünstige Importe aus
aller Welt zurückgreifen kann, angefangen von Textilien bis hin zu
Nahrungsmitteln. Dies wirkt sich sowohl auf das Angebot als auch auf die
persönlichen Finanzen positiv aus.
Die EU fördert den internationalen Handel jedoch nicht nur aus reiner
Selbstlosigkeit. Die Nachfragesteigerungen in den wichtigsten Industrieländern
dürften für ein langfristiges Wirtschaftswachstum wohl kaum ausreichend sein, und
so müssen sich die Exporteure nach neuen Horizonten umsehen. Da 80% der
Weltbevölkerung außerhalb der Gruppe der Industrienationen der Organisation für
Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) leben, liegt es auf der
Hand, wo die Chance hierfür am besten sind, nämlich in Mittel- und Osteuropa und
in den Entwicklungsländern, vor allem in Lateinamerika und Südostasien. Dort
variieren die Wachstumsraten im Durchschnitt zwischen 5 und 9% - d.h. sie sind
zwei bis dreimal höher als in Europa - und diese Tendenz wird voraussichtlich
noch länger anhalten. In Anbetracht der Importlust dieser Märkte kann jeder
Schritt zum Abbau dieser Handelsschranken und zur Gewährleistung des Marktzugangs
für die Exporteure der EU nur von Vorteil sein.
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