Die Entwicklungsländer sind benachteiligt durch frühere koloniale Abhängigkeit (ungerechte Welthandelsbeziehungen). Es handelt sich um unterentwickelte Länder. Sie erbringen alle gesamt nur 1/5 des Weltwirtschaftsumsatzes, leiden an enormer Staatsverschuldung, Bevölkerungsexplosion, Wirtschaftskrisen und Klimakatastrophen. Die Einkommensverteilung ist extrem ungleich.
Der Nord-Süd-Konflikt (Gefälle zwischen Industrie- und Entwicklungsländern)
Die Länder im Norden sind die reichen, hochentwickelten Länder, die sogenannte 1. Welt, in denen 1/5 der Weltbevölkerung lebt. Die Länder im Süden sind arme Länder, die sogenannte 3. Welt, in der 4/5 der Weltbevölkerung, 4,5 Milliarden Menschen (vergleiche 1/5 des Weltwirtschaftsumsatzes) leben. Als sogenannte 2. Welt bezeichnet man die ehemaligen kommunistischen und sozialistischen Länder.
Dominanz
Wirtschafts- und Ressourcenkonflikt
Religiös-ideologischer Konflikt
Indikatoren wirtschaftlicher Entwicklung
BSP: Summe aller von Inländern in einer Volksgemeinschaft produzierten Güter und Dienstleistungen.
BIP: Summe aller von In- und Ausländern in einer Volksgemeinschaft produzierten Güter und Dienstleistungen, seit 1992 offizielles Maß der wirtschaftlichen Leistung und Indikator für das Wirtschaftswachstum
Pro-Kopf-Einkommen: Summe des BIP oder BSP durch die Bevölkerungszahl eines Landes; trotz aller Kritik immer noch wichtigster Indikator wirtschaftlicher Entwicklung und Kernindikator für die Eingruppierung als Entwicklungsland
Indikatorkritik
Auch Länder mit schnell steigendem Pro-Kopf-Einkommen bleiben nicht von sozialen Krisen und politischen Umwälzungen verschont. Es scheint sogar, dass wirtschaftliches Wachstum nicht nur soziale und politische Probleme nicht lösen kann, sondern bestimmte Wachstumstypen sie erst hervorrufen. Richtige Indikatoren wären "Armut", "Arbeitslosigkeit" und "Ungleichheit". Denn ein Sinken dieser, die Entfaltung der im Menschen liegenden Möglichkeiten, wäre Entwicklung, ein Fortschritt.
Die Armut
Die Armen der Welt zeichnen sich durch Gemeinsamkeiten aus: eine unverhältnismäßig hohe Zahl von ihnen sind Kinder unter 10 Jahren, die in großen Familien leben. Überwiegend bestreiten sie ihren Lebensunterhalt dadurch, dass sie als Kleinbauern, Straßenverkäufer oder Handwerker von früh bis spät arbeiten. Vier Fünftel ihres Einkommens werden für Nahrungsmittel ausgegeben, sie leiden unter Mangelernährung, die zu Unfähigkeit zu harter Arbeit, Einschränkung der körperlichen und geistigen Entwicklung und hoher Kindersterblichkeitsrate (keine Widerstandsfähigkeit) führt. Die meisten Erwachsenen sind Analphabeten. Armut ist in den Entwicklungsländern ein Mehrheiten, in den Industrieländern ein Minderheitenproblem. Wenn viele arm sind, ist dies stets die Folge der kollektiven Schwäche ihrer wirtschaftlichen Situation, gesellschaftlichen Stellung und politischen Position innerhalb der nationalen und globalen Gesellschaft.
Gemeinsame Merkmale von Entwicklungsländern
. Niedriges Pro-Kopf-Einkommen
. Extreme soziale Kluft zwischen Arm und Reich
. Schlechte Lebensverhältnisse für die Masse,
d. h. Unterernährung, Arbeitslosigkeit, Analphabetentum und weit verbreitete Armut
. Dualistische Wirtschaftsstruktur mit einem traditionellen, am Eigenbedarf orientierten
Agrarsektor (bis 80% der Bevölkerung) und einem weitgehend losgelösten,
dynamischen Industriesektor, der in den Weltmarkt integriert ist
. Existenz von Monokulturen als Erbe des Kolonialismus
. Fehlende Infrastruktur, Maschinen, Gebäude aus Mangel an Kapital
. Schwacher Staat (ineffiziente Verwaltung, Korruption)
. Hohe Auslandsabhängigkeit (Außenhandel, ausländische Investitionen,
staatliche Entwicklungshilfe, Tourismus, Kulturaustausch)
Unterschiede zwischen einzelnen Entwicklungsländern
1. Größe und Einkommensverteilung (Bevölkerungszahlen, Pro-Kopf-Einkommen)
2. historische Entwicklung (geprägt durch Kolonialpolitik oder unter Kolonialherrschaft
gelebt: Einführung neuer Kulturen / Religionen; Länder, vor allem in Lateinamerika,
die unter Selbstverwaltung standen)
3. Ressourcenausstattung (Landwirtschaftliche Entwicklung / Nutzfläche;
Bodenschätze; Zahl und Qualifizierung der Arbeitskräfte)
4. Wirtschaftsordnung (Markt-/Planwirtschaft oder Mischformen; Größe des Marktes)
5. Wirtschaftsstruktur (Agrarsektor; Industriesektor [Anteil am BIP])
6. politisches System und Herrschaftsstruktur
(Demokratie; Monarchie; Diktatur [militärisch oder familiär])
Vom Kolonialismus zur Blockfreiheit
1. Raub- und Plünderungsimperialismus
. Portugal und Spanien im 16./17. Jahrhundert
(gewaltsame Aneignungen u. a. von Edelmetallen vor allem in Lateinamerika)
2. Handels- und Vertragskolonialismus im 17./18. Jahrhundert
. Ansiedlungen und Aufnahme von Handelsbeziehungen (Siedler- und Handelskolonien)
. Merkantilismus (Abhängigkeiten von den Mutterländern)
3. Freihandelsimperialismus (18. Jahrhundert bis Mitte 19.)
. 1776 Unabhängigkeitserklärung USA
. Verselbstständigung der lateinamerikanischen Staaten
(Zusammenbruch der bisherigen Kolonien in Süd-/Lateinamerika)
. Durch Inhalt der Unabhängigkeitserklärung unterstützen die USA alle Latein-/Südamerikanischen Staaten in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen
. Bildung des Freihandelsimperialismus durch die USA, d. h. "Politik der offenen Tür",
ungehinderter Zugang zu allen Ländern, um mit diesen freien Handel betreiben zu können
. Gleichzeitig Industrielle Revolution, Herausbildung des Kapitalismus in Europa
4. Hochimperialismus (Ende 19. Jahrhundert bis 1. Weltkrieg)
Imperialismus bedeutet im weitesten Sinne "Großreichpolitik". Als klassisches Zeitalter des Imperialismus gelten die Jahre zwischen 1880 und 1914. Die Industrialisierung verlieh den europäischen Mächten die Kraft, ihre Herrschaft über die Erde auszubreiten.
. Herausbildung von Großmächten in Europa und ihr Streben,
durch Schaffung von neuen Absatzmärkten zu Weltgeltung zu gelangen
. Konkurrenzkampf und Streben nach Kolonialbesitz
Begründung der Kolonialpolitik
. Wirtschaftliche Gründe, Gewinne
. Politisch-konstitutionelle Begründung ("Das Mutterland ist den Kolonien überlegen.")
. Rassisch-sozialdarwinistische Begründung
. Vorrang der eigenen Rasse
. Recht des Stärkeren
. "Kampf ums Dasein"
. Rassenstolz und nationale Überheblichkeit kulminieren vielfach in der Vorstellung, das eigene Volk verdiene auch innerhalb der weißen Nation eine besondere Stellung und habe eine besondere "Mission" in der Welt zu erfüllen. Dieses "Sendungsbewusstsein" war im imperialistischen Zeitalter weit verbreitet.
. Kulturmissionarische Gründe (Zivilisation als Wohltat)
. Nationalistische Beweggründe
. Die peripherieorientierte Deutung
. Männer in den Kolonialländern handelten oft auf eigene Faust
. Von den unterworfenen Gebieten selbst ausgehender Einfluss wird betont
(Bitte um Kredite, militärischen Schutz, Eigeninteresse)
. Mutterländer waren mit der Einflussnahme im Sinne ihrer
wirtschaftlichen Ziele zufrieden
. Sozialimperialistischer Erklärungsversuch
. Ablenkung gesellschaftlicher Spannungen
. Sozialimperialismus zum Schutz des innerpolitischen und gesellschaftlichen Status quo
. Nationales Gemeinschaftsgefühl
. Neue Außenmärkte gleichen Konjunkturschwankungen aus
Dekolonialisierung und Suche nach einem 3. Weg nach 1917/1918, den Ende des 2. WK
. Russland und USA wurden immer mehr zu Weltmächten; ihre Einflüsse wachsen
. Europa als Zentrum der Weltmacht ist geschwächt
. Die "14 Punkte" Präsident Wilsons vom 8. Januar 1918 drückten erste Ansprüche der USA an einen freien Welthandel und, in Punkt V., die Forderung einer "unparteiischen Ordnung aller kolonialen Ansprüche", in diesem Sinne die aus der Unabhängigkeitserklärung resultierende antikoloniale Einstellung der USA, aus.
. Lenin ("Dekret über den Frieden") und somit Russland lehnte Kolonialpolitik generell ab.
. Blockfreie Staaten:
o Keine Beteiligung am östlichen oder westlichen Militärbündnis
o Auf unabhängige Koexistenz der beiden Machtblöcke hinarbeiten
o Zur Unterstützung nationaler Unabhängigkeitsbewegungen bereit
Letztlich ist der sogenannte Nord-Süd-Konflikt eine Hinterlassenschaft des Ausgreifens der Europäer über alle Kontinente seit der frühen Neuzeit. Die Errichtung von Kolonien, vor allem in Asien und Afrika, erreichte im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Bereits damals leisteten die einheimischen Bevölkerungen vereinzelt Widerstand. Die weit verbreitete öffentliche Kritik am Kolonialismus weckte schließlich in den vom zweiten Weltkrieg erschöpften europäischen Ländern die Bereitschaft zum Rückzug. Unterstützung fanden die immer zahlreicher werdenden Unabhängigkeitsbewegungen bei der 1945 gegründeten UNO. Die meisten Kolonien erlangten zwischen 1945 und 1960 ihre Selbständigkeit.
Die wichtigsten Forderungen der Entwicklungsländer an eine neue Weltwirtschaftsordnung
Globale Politik: Anerkennung als gleichberechtigte Partner, Recht auf einen eigenen Entwicklungsweg, uneingeschränkte Verfügungsmacht über die eigenen Bodenschätze
Handel und Wirtschaft: Größerer Anteil an der Weltindustrieproduktion, Abbau von Handelshemmnissen durch die Industrieländer, Förderung der Zusammenarbeit der Entwicklungsländer untereinander
Rohstoffe: Vereinbarung von Rohstoffabkommen und Kartellen, Verarbeitung von Rohstoffen in Erzeugerländern.
Industrialisierung: Steigerung der Investitionen im Industriesektor
Technologie: Technologietransfer aus den Industrieländern zu Vorzugsbedingungen (Patente, Lizenzen etc.)
Dienstleistungen: Wachstum des Tourismus
Landwirtschaft: Unterstützung bei der Hebung der Agrarproduktion
Währung und Finanzen: Verbesserter Zugang zu den Kapitalmärkten, Schutz vor den Folgen von Inflation und Verschuldung; Afrika-Konferenz in April 2000 Kairo: BRD erlässt den 30 ärmsten Ländern Afrikas 700 Millionen Schulden; Spanien verspricht weitere 400 Millionen
Entwicklungshilfe: Verwirklichung der staatlichen Entwicklungshilfeziele seitens der Industrieländer (0,7% des BSP), Erhöhung der Finanzmittel für die internationalen Entwicklungshilfeorganisationen
Einteilung der Entwicklungsländer
LLDC
(Least Developed
Countries) ärmste bzw.
am wenigsten entwickelte Länder
. BIP < 355 $ pro Kopf im Jahr
. Anteil der Industrieproduktion < 10% am BIP
. Anteil Lese- und Schreibkundige über 15 Jahre < 20%
. Unzureichende Infrastruktur;
überwiegend Produktion für eigenen Bedarf
MSAC
(Most Seriously
Affected Countries)
Krisenländer,
am schwersten betroffene Länder . Niedriges Pro-Kopf-Einkommen
. Hohe Außenhandelsabhängigkeit
. Verschlechterung der Verhältnisse
zwischen Import und Export
. Niedrige Devisenreserven
ca. 1,5 Milliarden Menschen
= 40% der Entwicklungsländer
OPEC
(Organisation of the Petrolium Exporting Countries) Erfolgreichste
Ölkartelle,
erfolgreichste
Entwicklungsländer . besondere strategische Bedeutung
. Abhängigkeit der Industriestaaten
. betreiben selbst Entwicklungshilfe,
um Machtstatus zu vergrößern
NIC
(Newly Industrialising Countries) Schwellenländer, wirtschaftlich-technisch fortgeschrittene Staaten (den westlichen Ländern sehr angepasst; z. B. Südkorea, Taiwan, Hongkong, Singapur) . Pro-Kopf-Einkommen über 1000$
. hoher Anteil an der Weltindustrieproduktion
. produzieren 80% des BSP der Entwicklungsländer
DAS SCHEITERN DER WEIMARER REPUBLIK
1929 - 1933 (WIRTSCHAFTLICHE SCHEINBLÜTE, POLITISCHE SCHEINRUHE)
Weltwirtschaftskrise
24. Oktober 1929: "Schwarzer Freitag" - Börsenkrach in New York
Folgen für Deutschland: Abzug amerikanischer Kredite, Sinken der Produktion, Banken- und Firmenzusammenbrüche.
Regierungsmaßnahmen: unpopuläre Deflationspolitik des Reichskanzlers Brüning
Politische Radikalisierung
Aggressive Wahlpropaganda der radikalen Parteien
Demonstrationen und Straßenschlachten (Kommunisten, SA)
Wahlgewinne der KPD und NSDAP: Beschlussunfähigkeit des Reichstages
"Harzburger Front": Bündnis der rechten Republikfeinde
Missbrauch der Weimarer Verfassung
Einsetzung und Entlassung von Präsidialregierungen (Brüning, Papen, Schleicher)
durch den Reichspräsidenten Hindenburg
Regierung ohne Reichstagsmehrheit durch Notverordnung nach §48 (Diktaturparagraph)
Auflösung des Reichstages nach §25; Regierung ohne Reichstag bis zu den Neuwahlen
Persönliche Intrigen um den greisen Hindenburg
30. Januar 1933:
"legale" Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler einer rechten Koalitionsregierung
NATIONALSOZIALISMUS
Nationalsozialistische Propaganda als Mittel zur Machteroberung
Bis zur Erringung der Macht sollte ein großer Teil der Masse als Wähler gewonnen werden. Aus dieser Masse galt es dann, die engere Gefolgschaft auszuwählen. Die Propaganda zur Gewinnung der Masse war demnach vordringlich gegenüber dem Ausbau der Organisation.
Kampf gegen Juden, Marxismus, das "System" von Weimar,
den Versailler Vertrag und die Reparationen sowie gegen die Entwaffnung
Führerprinzip und Volksgemeinschaft als "Solidargemeinschaft"
(Ausnutzung der Verelendung des Mittelstandes, gegen das bestehende Parteiensystem)
Massenbeeinflussung (Instrument der Manipulation, nicht der Information);
Manipulation der Wahrheit
Stereotype Parolen, niedriges Niveau,
Appell an Gefühle und nationale Ehre, Vereinfachung von Problemen
Die Ideologie des Nationalsozialismus
Der Begriff des Rassenantisemitismus bildet den Kern der nationalsozialistischen Politik. Führerprinzip, Volksgemeinschaft und Propaganda bilden weitere wichtige Mittel.
Führerprinzip und Volksgemeinschaft
1. der Führer ist alleiniger Träger der Hoheitsgewalt
2. jede Gewalt in Staat, Partei und Gesellschaft ist vom Führer abgeleitete Gewalt
3. der Führer ist der Vollstrecker des völkischen Gemeinwillens;
er repräsentiert den Willen der Volksgemeinschaft schlechthin
4. die Führergewalt ist umfassend und total, sie umschließt alle drei Gewalten
5. die Führergewalt erfasst alle Volksgenossen, die sich ihr bedingungslos fügen müssen
6. die Führergewalt kennt weder Beschränkungen durch Kontrollen, noch die Respektierung von Schutzbereichen und Rechten des Individuums; "Parteilichkeit" des Rechts
Der Rassenantisemitismus als ideologische Grundlage des Nationalsozialismus
. künstlich zusammengestellte Rassenlehre der Nationalsozialisten
. die Herrenrasse sind die Arier, die reine und kulturtragende Rasse
. ihnen gebührt das Herrschaftsrecht auf der Welt
. Juden bedrohen den Herrschaftsanspruch, müssen bekämpft werden
. Mischrassen sollen als zukünftige Sklaven im
Großgermanischen Reich Verwendung finden
. Hitlers Testament: "Vor allem verpflichte ich die Führung der Nation und die Gefolgschaft zur peinlichen Einhaltung der Rassengesetze und zum unbarmherzigen Widerstand gegen den Weltvergifter aller Völker, das Judentum."
Maßnahmen der NSDAP vom 30. Januar 1933 bis 1934
In der Landsberger Haft fällte Hitler die praktisch-politische Entscheidung, die Macht im Staat nicht durch einen neuerlichen Putsch erringen zu wollen, sondern die NSDAP fortan auf legalem Wege zum ausschlaggebenden Faktor im Staat zu machen. Ab 1932 demonstrierte die NSDAP einen Gesinnungswechsel vor dem Volke: anstelle der radikalen Kampfpartei trat fortan Hitler im traditionellen Anzug konservativer Politiker: Cutaway und Zylinder. Werbung durch Vertrauen erweckte Mäßigung und glaubwürdige Zukunftsparolen.
30.01. Auf Drängen von Industrie und Wirtschaft ernennt Hindenburg Hitler zum Reichskanzler
01.02. Auflösung des Reichstages aufgrund des Wahlergebnisses
02.02. Demonstrationsverbot für KPD
04.02. "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze des deutschen Volkes":
öffentliche politische Versammlungen sind 48 Stunden zuvor anzuzeigen und können
verboten werden, Druckschriften können beschlagnahmt werden - unter Rechtfertigung der öffentlichen Sicherheit und der "Bedrohung von links"
17.02. Schießbefehl (mangelnde Tatkraft strenger beurteilt als ein Irrtum bei der Pflichterfüllung); Polizei hat die nationale Propaganda zu unterstützen
22.02. Bildung einer Hilfspolizei aus SA und SS
27.02. Reichstagsbrand
28.02. "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat" (Brandverordnung): Praktisch alle Grundrechte "bis auf weiteres" außer Kraft; Beschränkungen der persönlichen Freiheit, Meinungs-, Presse-, Versammlungsfreiheit, Brief-, Post-, Fernsprechgeheimnis, Hausdurchsuchungen außerhalb des Gesetzes; Reichsregierung kann Landesregierungen vorläufig übernehmen, wenn Maßnahmen nicht getroffen werden; 4000 kommunistische Funktionäre werden vorübergehend verhaftet
05.03. Reichstagswahl: NSDAP 43,9%
13.03. Goebbels wird Minister für Volksaufklärung und Propaganda
21.03. "Tag von Potsdam": feierliche Eröffnung des Reichstages in der Garnisonskirche in Potsdam; kein triumphaler Sieg bei der Wahl: Hitler verbeugt sich tief vor Hindenburg.
24.03. Ermächtigungsgesetz: Gesetze können auch von der Reichsregierung beschlossen werden;
Gesetze können von der Verfassung abweichen, sofern sie nicht den Reichsrat oder Reichstag betreffen: "Wir wollen das Gesetz, sonst Mord und Totschlag"
31.03. Gleichschaltung der Länderregierungen und damit des Reichsrates durch Gesetz zur
Gleichschaltung der Länder: Wahlergebnisse werden reichsweit zur Anwendung gebracht
01.05. Einführung des 1. Mai-Feiertages
02.05. Gewerkschaften werden besetzt und aufgelöst, Vermögen beschlagnahmt;
Eingliederung in "Deutsche Arbeitsfront"; die geringen Löhne werden eingefroren
22.06. SPD wird verboten; die übrigen Parteien fliehen bzw. zerfallen,
werden zur Selbstauflösung gezwungen
xx.09. "Rassenkunde" wird zum Pflichtfach erklärt
01.12. Gesetz gegen Neubildung von Parteien: Ein-Parteien-Staat, keine Opposition
Anfang 1934 werden die Landtage beseitigt. Diese Maßnahme stellt einen eklatanten Verstoß gegen das Ermächtigungsgesetz dar. Der Vorgang demonstriert, wie sicher sich die NSDAP und Hitler zu diesem Zeitpunkt bereits fühlten.
Der Röhm-Putsch (Juni 1934)
Röhm war Generalstabsoffizier im 1. Weltkrieg, Mitbegründer der NSDAP, Leiter der SA und Initiator von Hitlers Marsch auf Berlin. 1928 beschließt er nach Kontroversen mit Hitler, nach Bolivien auszuwandern. 1931 holt Hitler ihn zurück und er wird zum Minister ohne Geschäftsbereich; Stabschef der SA. Hitler war der Meinung, dass die nationale Revolution durch ihn zustande kam, Röhm der, sie sei durch die SA vollbracht worden, so dass er einen gewissen Machtanspruch erhebt. Hitler erklärt die Revolution für beendet, Röhm jedoch fordert eine 2. Revolution: die Verstaatlichung von Fabriken und die Auflösung des Kapitalismus. Hitler scheute, Röhm zu entlassen wegen dessen Einfluss bei der SA. Röhm wollte Chef eines Volksheeres werden: 500.000 Mann aus der SA, 100.000 aus der Reichswehr. Die Reichswehr war Hitlers einzige bewaffnete Kraft; die SS seine Schutzstaffel, Eliteeinheit. Nachdem die gesamte Reichswehr und SS aufgerüstet waren, um einen eventuellen Putsch seitens der SA zu verhindern, schickte Röhm die gesamte SA in Urlaub. Gerüchte werden gestreut, die SA hätte sich führerfeindlich benommen, plane den Putsch; Hitler trifft sich mit Röhm; Röhm wird, unter Vorwand dieser Aussprache und der unterstellten Putschabsichten, verhaftet. Alle SA-Spitzenfunktionäre und politischen Gegner werden im Zuge der folgenden Säuberungsaktion ermordet ("Wunschlisten der SS und Reichswehr), so zum Beispiel auch Schleicher. Nachträglich wird das Gesetz über Maßnahmen zur Staatsnotwehr erlassen, welches alle Aktionen rechtfertigt.
Nach dieser Festigung seiner Position plante Hitler den nächsten Schritt, sich unumschränkte Macht zu sichern. Noch als Hindenburg im Sterben lag, wurde das Gesetz konzipiert, das nach dem Tod des Reichspräsidenten dessen Amtsgewalt mit der des Reichskanzlers vereinigte - und einen erneuten Verstoß gegen das Ermächtigungsgesetz darstellte. Hitler führte nunmehr den Titel "Führer und Reichskanzler".
Die Nationalsozialistische Judenpolitik
1. Phase (33-35):
Der "friedliche Terror"
. Boykott-Tag
. allmähliche Ausschaltung der Juden aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens
aufgrund von Verordnungen und Gesetzen
2. Phase (35-38):
Diffamierung der deutschen Juden und ihre Deklassierung durch Koordination aller staatlichen Maßnahmen
. "Nürnberger Gesetze": Juden sind weder Staatsangehörige noch Reichsbürger,
ohne volle politische Rechte
. "Arierparagraph": Verbot von Mischehen, Entlassung aller Juden aus dem
öffentlichen Dienst
. Beginn der Zwangsarisierung der Wirtschaft durch Drohung und Erpressung
3. Phase (38-41):
Systematische Einschränkung der Lebensbereiche der Juden auf gesetzlicher Grundlage
. zur Ausschaltung aus dem Wirtschaftsleben, Verminderung des Bevölkerungsanteils
. Pflicht zur Anmeldung des Vermögens über 5.000 Reichsmark
. erste große Verhaftungswellen
. Attentat von Henschel Grünspan (Paris) auf den deutschen Gesandtschaftsrat Ernst von Rath
o Reichskristallnacht (Zerstörung von Synagogen, Häusern, Geschäften)
o Verhaftungswelle: 26.000 Menschen ins KZ
o Enteignungen und Zwangsdeportationen, erhöhte Steuersätze
. ab Kriegsbeginn Zwangsarbeiten v. a. in Rüstungsbetrieben
. Verbot der Auswanderung
4. Phase (42-45):
"Die Endlösung der Judenfrage"
. Entschluss zum Massenmord: Säuberung von West nach Ost, 6 Millionen Tote durch
Massenvernichtung
Nationalistische Außenpolitik
1. Vorbereitende Phase (Aufrüstung) 1933-1936
Der deutsche Außenminister belehrt seine Mitarbeiter: "Außenpolitische Konflikte sind so lange zu vermeiden, bis wir völlig erstarkt sind."
Hitler beteuert bei allen Gelegenheiten den deutschen Friedenswillen, verband diese Kundgebungen jedoch nachdrücklich mit Forderungen nach Beseitigung des Unrechts von Versailles. Um diesen berechtigten Ansprüchen mehr Nachdruck zu verleihen, griff er auch zu der Methode, durch einseitiges Vorgehen vollendete Tatsachen zu schaffen. Trotz Deutschlands neuerlichem Prestigegewinn rief der innenpolitische Radikalismus der Nationalsozialisten Skepsis beim Ausland wach. In Genf musste deshalb bei der Abrüstungskonferenz eine Abstimmungsniederlage erwartet werden. Hitler beschloss, aus dem Kongress und aus dem Völkerbund auszutreten (1934). In einer manipulierten Volksbefragung bejahten 93% der Wähler diesen Schritt. In einer Rede begründete Hitler sein Vorgehen mit der Unzumutbarkeit der deutschen Zurücksetzung: Anti-Völkerbundspolitik.
1933: Abstimmung im und Wiedereingliederung des Saarlandes
1933: Wehrpflichteinführung; 300.000-Mann-Heer:
starke Aufrüstung zur Wahrung der Wehrfähigkeit und wg.
Nichterfüllung der Abrüstungsverpflichtungen der anderen Staaten
1934: deutsch-polnischer Nichtangriffspakt auf 10 Jahre zur Täuschung der europäischen
Nachbarn (eigentlich: Revision der Ostgrenze)
1935: Aufstellung einer deutschen Luftwaffe (nur Deutschland sei abgerüstet)
1935: deutsch-britisches Flottenabkommen
(35:100 für England um sich ggf. gegen die Sowjetunion zu verbünden)
Hitler wurde zunehmend davon überzeugt, die Maßnahmen der Westmächte nicht mehr ernst nehmen zu müssen. Nach dem Angriff auf Abessinien zur Eroberung von Kolonialraum war Italien isoliert. Hitler wusste die Gelegenheit zu nutzen. Vom November 1935 an, nachdem Italien nun auch zu den vom Völkerbund Verurteilten gehörte, wurde die deutsch-italienische Freundschaft angebahnt und im Oktober 1936 die "Achse Berlin-Rom" besiegelt. Hitler stand nun an der Seite des ihm stets als Vorbild erschienenen Diktators.
2. Kriegerische Phase
Hitler wagte nun den nächsten Schritt. Im Schatten des Abessinienkrieges ließ er im März 1936 "zur Wiederherstellung der deutschen Souveränität" Truppen im entmilitarisierten Rheinland einmarschieren: als Provokation und zum Test der Appeasement-Politik (Beschwichtigungs-, Besänftigungspolitik; Chamberlain). 1938 gelang es Hitler noch zweimal, unter Berufung auf Wiedergutmachung von Unrecht und auf das 1918 von Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker, Erfolge ohne Kriegshandlung zu erzielen. Seine Bündnispartner und auch die Beteiligung deutscher Truppen am spanischen Bürgerkrieg zugunsten Francos hatten ihn zwar kompromittiert, den Argwohn gegen ihn weiter verstärkt und seine Friedensverlautbarungen immer unglaubwürdiger erscheinen lassen, aber als die deutschen Truppen am 12. März 1938 in Österreich einmarschierten, freudig begrüßt wurden und Hitler selbst vor einer vieltausendfachen Menge auf dem Wiener Heldenplatz stürmisch gefeiert wurde, war die moralische Rechtfertigung so überzeugend, dass ein Protest auf der Basis der Versailler Bestimmungen lächerlich gewirkt hätte. Auf der Münchner Konferenz wurden Randgebiete der Tschechoslowakei an Deutschland abgetreten, um einen Krieg zu verhindern. Im März 1939 wurde die Resttschechoslowakei von Hitler annektiert; Chamberlain verkündete das Ende der Appeasement-Politik; Europa stand am Rande des Krieges.
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