Vom Ausland wird die quantitative Entwicklung der chinesischen Bevölkerung mit einer Mischung aus Erstaunen und Besorgnis verfolgt. Diese Einstellung lässt sich aus verschiedenen Gründen erklären: zunächst aus einer weit verbreiteten Unwissenheit über die tatsächliche Grösse und jährliche Zuwachsquote, zweitens aus einer Ungewissheit, wie weit die Verantwortlichen in der chinesischen Politik in der Lage sind, Bevölkerungswachstum und ökonomische Zuwachsraten so aufeinander abzustimmen, dass langfristig nicht nur die materielle Subsistenz der chinesischen Bevölkerung, sondern auch die Möglichkeit einer zügigen Entfaltung der Produktivkräfte gewährleistet bleiben. Drittens spielen die Neugier auf die konkreten Massnahmen und Erfolge einer Politik des kontrollierten und geplanten Bevölkerungswachstums und letztlich die Frage, wie weit die chinesischen Erfahrungen in eine Politik umformuliert werden können, die für andere Länder der armen Welt Modellcharakter annehmen kann, eine Rolle.
Heute bewundern viele Bevölkerungswissenschaftler die chinesische Familienplanung, trotz bedrohlicher Aussichten. Immerhin wurde das galoppierende Wachstum gebremst.
Der Kieler Bevölkerungsexperte Hans Jürgens ist sogar der Meinung, dass die Bremsmassnahmen nur dank dem kommunistischen System gegriffen haben und dass eine Demokratisierung für China eine Katastrophe wäre, da die Geburtenrate wieder in die Höhe schnellen würde (aus: Reiner Klingholz, 1994: 144). Der chinesische Uniprofessor He Bochuan schätzt die ideale Bevölkerung für China auf Grund der natürlichen Ressourcen auf ca. 500 Mio. - gegenüber heute 1.2 Mia. Seiner Meinung nach darf die Bevölkerung die Grenze von 1.5 Mia. nicht übersteigen, wenn alle Chinesen ein anständiges Leben haben sollen. Doch laut heutigen Prognosen wird diese Grenze schon im Jahr 2025 überschritten werden.
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